Skifahren im Corona-Jahr – Wo das wie möglich sein wird
Die Wintersportorte in Österreich, Deutschland, Frankreich und der Schweiz bereiten sich auf die kommende Saison vor und führen Maskenpflicht in Gondeln ein
Desinfizierte Gondeln, Multifunktionsschals, Gäste-Login per QR-Code: Der Skiurlaub wird in diesem Jahr anders als gewohnt. In ganz Europa hoffen Betreiber, den Winter unter CoronaBedingungen Gästen so schmackhaft und so sicher wie möglich zu machen. Die Skigebiete und Ferienregionen wollen ihr Möglichstes dafür tun, dass Touristen trotz der Pandemie nicht ausbleiben. Maskenpflicht, Abstand und Desinfektion bestimmen fast überall die Vorsichtsmaßnahmen. Mancherorts wird auch auf Technologie gesetzt.
Österreich:
„Ski-Vergnügen ja, aber ohne Après-Ski“, lautet die Parole, die Österreichs Regierung ausgegeben hat. Essen und Getränke gibt es nur im Sitzen, in Gondeln herrscht Maskenpflicht. Darüber hinaus setzen Behörden, Tourismusverbände und Betreiber je nach Bundesland und Skigebiet auf unterschiedliche Maßnahmen. Die Bandbreite an Maßnahmen ist groß: Ein Multifunktionstuch als Mund-Nasen-Schutz gibt es in manchen Skiorten zu kaufen, anderswo direkt zum Saisonpass dazu. Beim Anstehen für Skilifts muss Abstand eingehalten werden. Hotel- und auch Skigebietsmitarbeiter sollen häufiger auf Corona getestet werden, teils soll täglich vor Dienstantritt Fieber gemessen werden. Registrierung von Gästen und Kontaktnachverfolgung sollen auch per Handy erfolgen. Manche Orte wollen die Lage mit einem Abwassermonitoring im Blick behalten.
Mehrere Skigebiete garantieren beim Kauf der Saisonkarten Erstattungen, falls es erneut zum Stillstand kommen sollte. Angst haben alle Beteiligten davor, dass wegen der Reisewarnungen des Auswärtigen Amts für Tirol und Vorarlberg deutsche Touristen ausbleiben könnten – die machten zuletzt mehr als die Hälfte aller Übernachtungen aus.
Deutschland:
Deutschland spielt im alpinen Skitourismus keine große Rolle. Denn auch die Skigebiete in den Bayerischen Alpen sind zu klein, um mit der Konkurrenz in Österreich und der Schweiz mithalten zu können – ganz zu schweigen von Mittelgebirgspisten im Schwarzwald oder auf der Schwäbischen Alb. Tagesausflügler sind daher wichtig.
Mit Ministerien abgestimmte Hygienekonzepte gibt es noch nicht, aber die Vorgaben für den Winter werden sich am Sommerbetrieb orientieren. Das heißt Maskenpflicht für Gondeln und Lifte und Abstandsgebote. Mehrere Skigebiete wollen zusätzliche Saisonkräfte zur Lenkung von Besuchern einstellen. Voraussichtlich nicht nur in Bayern wird eine App zum „Gäste-Tracing“zum Einsatz kommen, deren Nutzung freiwillig wäre und beim Nachverfolgen von Infektionsketten helfen könnte.
Im Schwarzwald blickt man auch mit Hoffnung auf die Saison. „Nach all den coronabedingten Einschränkungen des Sommers erwarte ich, dass die Gäste sich nach einem Schwarzwaldwinter sehnen wie schon lange nicht mehr“, sagt Adrian Probst, Vorsitzender des Liftverbunds Feldberg. Liftkarten werde es nur online geben. Damit würden Schlangen vor Schaltern vermieden – „und wir wissen genau, wie viele Leute an welchem Tag zu uns kommen“, heißt es. Wenn das Infektionsgeschehen es erfordere, werde die
Ticketzahl beschränkt. Neben Maskenpflicht und Abstandsregeln soll es Stationen mit Desinfektionsmitteln geben. Personal soll sicherstellen, dass Maßnahmen eingehalten werden.
Schweiz:
Die Schweizer Wintersportregionen setzen auf Optimismus. „Wir planen wie immer mit viel Vorfreude einen Winter mit einigen Neuigkeiten“, sagt Markus Meili, Geschäftsführer der Engadin St. Moritz Mountains AG in Graubünden. In Zermatt am Fuß des Matterhorns werden alle Bahnen geöffnet und Pisten beschneit. Zermatt Tourismus hat eigens einen Schlauchschal entwickelt, der über die Nase gezogen so gut wie jede Schutzmaske vor Viren schützen soll. „Bei der Ausübung des Schneesports gibt es bis auf den Mund-Nasen-Schutz in geschlossenen Transportmitteln und den Distanzregeln im Anstehbereich keine Veränderungen zu sonstigen Wintern“, sagt Meili.
Bei den Jungfraubahnen im Berner Oberland mit den Skigebieten Grindelwald, Wengen, Mürren sieht man auch kein Problem. Maskenpflicht gelte in Zügen und Gondeln, zusätzlich könnten fast überall die Fenster geöffnet werden. „Für die Skilifte und Sesselbahnen wird keine Maskenpflicht herrschen“, sagt Sprecherin Kathrin Naegeli, da seien die Gäste an der frischen Luft und die Fahrzeit liege unter 15 Minuten. Ob beim Anstehen an Skiliften Mundund Nasenschutz nötig ist, dürften die Kantone noch festlegen.
Feiern nach dem Pistentag spiele in der Schweiz kaum eine Rolle, heißt es. Für die Mehrheit der Gäste stünden das sportliche Skifahren und die Gastronomie im Vordergrund, sagt Altwegg. Dass die Saison trotzdem kein brummendes Geschäft wird, ist allen klar.
Italien:
In den italienischen Skigebieten laufen seit Wochen die Vorbereitungen für die neue Saison. „Wir werden alle nötigen Vorkehrungen treffen, damit der Ski- und Wintertourismus in Südtirol auch in diesem Winter möglich ist“, sagt der für Tourismus zuständige Landesrat in Südtirol, Arnold Schuler. Zu den Vorsichtsmaßnahmen gehören das verpflichtende Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in Seilbahnen und Abstandsregeln. Alle Gondeln würden regelmäßig desinfiziert, Schutzabtrennungen installiert und Taktfrequenzen von Skibussen erhöht. Besucher können Skipässe in vielen Gebieten vorab online kaufen und in einer Ticketbox vor Ort abholen. Auch Skischulen, Skiverleihe sowie Restaurants und Hotels entwickeln nach Angaben der Behörden eigene Konzepte.
Frankreich:
Frankreichs Wintersportgebiete haben teils ihre Stornierungsbedingungen geändert. So können Reisende auch kurzfristig absagen, wenn es die Corona-Lage nötig macht. Jeder Reisende sollte vorher die Bedingungen prüfen. Im Moment gilt fast das gesamte Land als Corona-Risikogebiet. Öffnen werden die Skigebiete in den Wintersportorten trotzdem. Eine Maske auf Sesselliften, in Warteschlangen oder in Gondeln ist dabei in den meisten Skigebieten Pflicht. Generell werben die Skigebiete damit, dass überall ausreichend Desinfektionsmittel bereitstünden und Lifte regelmäßig gesäubert würden. (dpa)