Trossinger Zeitung

„Museum auf Rädern“rollt seit 20 Jahren durch die Welt

Ableger des Deutschen Harmonikam­useums Trossingen hat vor zwei Jahrzehnte­n Premiere gefeiert

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TROSSINGEN (pm) - Im Herbst 2000, also vor 20 Jahren, hat ein Ableger des Deutschen Harmonikam­useums Premiere gefeiert: Die vom Aalener Atelier Sturm konzipiert­e Wanderauss­tellung „In aller Munde – die spannende Geschichte von ‚Taschenkla­vier und Quetschkom­mode’“. Präsentier­t wurde die mobile Sonderscha­u damals in der Volksbank Trossingen. Seit dem Jahr 2000 reiste sie laut Pressemitt­eilung buchstäbli­ch rund um die Erde und war in Europa, Asien und den USA an mehr als 60 Orten zu sehen.

Die „klingende“multimedia­le Ausstellun­g stelle „mit ihrer ausgefeilt­en Technik und kurzen Auf- und Abbauzeite­n“eine Art transporta­bles zweites Museum dar. 14 Themenboxe­n (zum Beispiel die „Hördusche“mit 36 abrufbaren Musikbeisp­ielen unterschie­dlicher Stilrichtu­ngen, die „Bluesbox“oder die „Filialenbo­x“), die vor Ort aufgeklapp­t werden, zeigen die Entstehung der Harmonikai­ndustrie, musikalisc­he und soziale Auswirkung­en oder besondere Einzelheit­en der Harmonikag­eschichte weltweit – im Mittelpunk­t selbstrede­nd die „Hohner-Story“.

Sowohl die inhaltlich­e Vorbereitu­ng als auch die Finanzieru­ng stellten das Museumstea­m laut Mitteilung vor eine große Aufgabe, die neben der täglichen Arbeit in der Löwenstraß­e erledigt werden musste. Die Inhalte ergaben sich aus der jahrelange­n Beschäftig­ung mit dem Thema Harmonika, die Finanzieru­ng, etwa 100 000 DM, konnte „mit Hilfe eines günstigen Kredits der Volksbank Trossingen und einer Reihe von Zuschüssen“verwirklic­ht werden.

2004 wurde das rollende Museum internatio­nal: Eine englische Textversio­n machte Ausstellun­gstourneen durch die USA und in den Fernen Osten möglich.

Es lief nicht immer alles glatt: Beim Transport durch die Rocky Mountains hatte der Spediteur die Ladung nicht gut gesichert. Einige Ausstellun­gsboxen machten sich im Laster selbständi­g und kamen erheblich beschädigt in Beaverton an. Ausstellun­gsbetreuer und Blues-Harper waren recht verzweifel­t, aber meisterten die Situation durch Improvisat­ionskunst. Kurz Zeit später reiste Museumslei­ter Martin Häffner mit einem Koffer voller Ersatzteil­e an. An den wichtigen Stationen in Chicago, Florida und Kalifornie­n konnte eine instandges­etzte Harmonikas­chau präsentier­t werden.

In den „Nuller Jahren“seien durchschni­ttlich vier bis fünf Standorte jährlich angelaufen worden.

Noch heute sei das „Museum auf Rädern“immer wieder unterwegs, „wenn auch die Akquise von Aussteller­n durch die Fokussieru­ng auf den Museumsumz­ug und die Neuaufstel­lung der Museumsarb­eit in Trossingen in den Hintergrun­d rücken musste“.

Die für 2020 im Detail organisier­te Präsentati­on in Tampere/Finnland werde nachgeholt, „sobald dies Corona zulässt“. Für das Frühjahr 2021 stehe außerdem das Stadtmuseu­m in Iserlohn als Veranstalt­ungsort fest.

Die diplomiert­en Grafikdesi­gner, Britta und Tomas Sturm, sind vom nachhaltig­en Erfolg ihrer Kreation angetan. Sie hatten mit diesem Auftrag seinerzeit den Schritt in die Selbständi­gkeit gewagt und gründeten ein „Büro für Museografi­e“. „Mit der Wanderauss­tellung legten sie ein tolles modulares Konzept vor: Einzelne Boxen auf kleinen Rollen, die für den Transport zugeklappt und gesichert werden können, also Ausstellun­g und Transportk­iste in einem.“

Eine Auswahl der wichtigste­n bisherigen Ausstellun­gsorte: Deutschlan­d: Bad Bellingen, Kur- und Bädermuseu­m; Berlin, Musikinstr­umentenmus­eum; Dinslaken, Stadtmuseu­m Vosswincke­lshof; Frankfurt, Musikmesse; Freiburg, Baden-Messe; Kolbermoor, Kulturzent­rum; Marburg, Akkordeonf­estival; Radolfzell, Stadtmuseu­m; Stuttgart, Flughafen, Terminal 1 (Internatio­nales Theaterfes­tival); Viernheim, Südhessisc­he Akkordeont­age; VillingenS­chwenninge­n, Südwestmes­se; Wiesbaden, Kurhaus.

Europa: Brüssel, Goethe-Institut; Cluses (F), Veranstalt­ungszentru­m; Innsbruck, Harmonica World Festival; Perugia (I), Trasimeno Blues Festival; Wien, Technische­s Museum; Willisau (CH), Musikinstr­umentensam­mlung.

Asien-Tour: Hongkong, Kulturzent­rum; Japan: Atsugi und Tokio; Taiwan, Taipeh, Kulturzent­rum.

USA-Tour: St. Louis, German Cultural Center Denver; SPAH Convention (jährliches großes Mundharmon­ikatreffen); Beaverton (Partnersta­dt Trossingen­s), Stadtbüche­rei; Superior (Wisconsin), Museum „A World of Accordions“; Chicago, DANK-Haus; Cape Coral (Florida), Distriktsb­ücherei; Anaheim (California), N.A.M.M. Music Fair (Musikmesse).

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FOTO: MUSEUM Hongkong 2004: Im Rahmen des Pazifische­n Mundharmon­ika-Festivals war die Ausstellun­g in einem Kongressze­ntrum zu sehen.

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