Mächtiges Holzkreuz steht nun auf Bürgle
Minibagger bugsiert es in Millimeterarbeit zur Grotte – Christuskörper wird noch angebracht
WEHINGEN - Dem Herrgott wird`s gefallen haben, was sich am Samstagnachmittag auf dem Wehinger Bürgle getan hat. Rund ein Dutzend Gläubige haben in der Nähe der Lourdes-Grotte ein mächtiges Holzkreuz aufgestellt. Dabei kam nicht nur die menschliche Muskelkraft zum Zuge. Mit Hilfe eines von Martin Maier gesteuerten Minibaggers konnte das Holzkreuz ins Lot gebracht werden.
Immer wieder machen sich Christen Gedanken, wie sie sich dem Herrgott gegenüber dankbar zeigen können. Auf den Fluren des Heubergs sieht man diese Glaubensbezeugungen an zahlreichen Feldkreuzen in Wald und Flur. Dieses Kreuz jedoch, und der später noch hinzukommende Christuskörper, haben eine jeweils eigene Geschichte, deren Rückverfolgung interessant ist.
Zwei Namen sind da zu nennen: Hubert Hafen und Thomas Villing. Ersterer hat es sich schon im Jahr 2007 zur Aufgabe gemacht, das verwitterte Feldkreuz, das in der Nähe des heutigen Fitness-Studios stand, durch ein neues zu ersetzen. Damals machte dieser Gedanke anlässlich des verkaufsoffenen Sonntags in Wehingen
die Runde. Hubert Hafen streute seine Gedanken in die Runde, und spontan kamen damals rund 700 Euro zusammen, die als Grundstein für das neue Kreuz dienen sollten. Das alte Kreuz war so marode, dass man nichts mehr davon retten konnte. Dieses Kreuz, das früher in der „Brechgrube“stand, wurde von Augustin Bauser errichtet. Soweit man weiß, wurde es aus Dankbarkeit, weil das Vieh vor Krankheit bewahrt wurde, errichtet. Es stand lange Zeit dort und wurde, da es dringend renovierungsbedürftig wurde, von Wilhelm und Theresia Bauer erneuert. Eines Nachts soll es durch menschliches
Zutun – so jedenfalls formulierte es der damalige Oberlehrer Zimmerer in seiner Kreuzesschrift –umgefallen sein. Daraufhin betreute es der Bruder des verstorbenen Stifters, Xaver Bauser, der es schließlich in der Deilinger Straße in der Nähe der damaligen Zahnarztpraxis Bauser wieder aufstellte. Jener Zahnarzt Bauser übernahm auch die Restaurierung des Kreuzes. Im Laufe der Zeit aber zerfiel es zusehend und musste abgebaut werden. Wie erwähnt, setzte Hubert Hafen es sich zum Ziel, ein neues Kreuz als Ersatz an anderer Stelle zu errichten.
Was aber ist ein Kreuz ohne Christuskörper? Der alte konnte bis zum heutigen Tage nicht mehr restauriert werden. Daher verzögerte sich das Projekt um Jahre.
Durch einen puren Zufall kam Thomas Villing durch Peter und Anni Häring aus Böttingen an einen alten Christuskörper, der lange am Haus beim Böttinger Skilift hing, vor dem bei den Öschprozessionen von den Gläubigen immer Halt gemacht wurde. Das Haus wurde verkauft, der
Christuskörper drohte in Vergessenheit zu geraten. Thomas Villing sah aber darin eine gute Möglichkeit, diesen zu neuem Leben zu erwecken. In Absprache mit den ursprünglichen Besitzern und der katholischen Kirchengemeinde Böttingen holte er den Christuskörper nach Wehingen und ließ ihn von Restaurator Buff aus Sigmaringen restaurieren. Buff gelang es, dem Christuskörper wieder neues Leben einzuhauchen. Jetzt waren die Voraussetzungen geschaffen, das Projekt zu starten. Thomas Villing untersuchte diverse Standorte, und nach sorgfältiger Abwägung fasste man ins Auge, auf dem bislang kreuzfreien Bürgle selbiges aufzustellen.
Jetzt hatte Hubert Hafen freie Hand, sich um das Holzkreuz zu kümmern. Der handwerklich und künstlerisch begabte Raumausstatter verfügt über ein gut funktionierendes Netzwerk, mit dessen Hilfe er in aller Stille ein neues Holzkreuz schuf. Dabei bediente er sich zahlreicher Handwerker-Kollegen, die ihren Teil dazu beisteuerten. So sorgte
Paul Piper für die Blechverkleidung, Bernd Moser spendete das Holz für das Dach, Manfred Bödrich und Stefan Schätzle schmiedeten den metallischen Unterbau. In zahlreichen Arbeitsstunden entstand dieses wunderbare Kreuz, das nun auf dem Bürgle seinen Platz gefunden hat. Zahlreiche Spender, unter ihnen auch die Rentner-Radler, steuerten Geld für dieses Projekt bei.
Wie aber bringt man dieses zentnerschwere Kreuz über den schmalen Pfad zum Bürgle? Hier kam Martin Maier mit seinem Minibagger zum Zuge, der es in Millimeterarbeit zur Grotte bugsierte, wo es schließlich mit Mannes- und Maschinenkraft aufgestellt wurde. Jetzt fehlt nur noch die „Fusion“. Diese wird in den kommenden Tagen erfolgen – dann kann das neue Kreuz auch eingeweiht werden. Thomas Villing würde es aus aktuellem Anlass „Corona-Kreuz“nennen. Nach seiner Auffassung könne man hier um Gottes Hilfe beten. Hierfür wird das neue Kreuz sicher Gelegenheit bieten.