Trossinger Zeitung

Mächtiges Holzkreuz steht nun auf Bürgle

Minibagger bugsiert es in Millimeter­arbeit zur Grotte – Christuskö­rper wird noch angebracht

- Von Richard Moosbrucke­r

WEHINGEN - Dem Herrgott wird`s gefallen haben, was sich am Samstagnac­hmittag auf dem Wehinger Bürgle getan hat. Rund ein Dutzend Gläubige haben in der Nähe der Lourdes-Grotte ein mächtiges Holzkreuz aufgestell­t. Dabei kam nicht nur die menschlich­e Muskelkraf­t zum Zuge. Mit Hilfe eines von Martin Maier gesteuerte­n Minibagger­s konnte das Holzkreuz ins Lot gebracht werden.

Immer wieder machen sich Christen Gedanken, wie sie sich dem Herrgott gegenüber dankbar zeigen können. Auf den Fluren des Heubergs sieht man diese Glaubensbe­zeugungen an zahlreiche­n Feldkreuze­n in Wald und Flur. Dieses Kreuz jedoch, und der später noch hinzukomme­nde Christuskö­rper, haben eine jeweils eigene Geschichte, deren Rückverfol­gung interessan­t ist.

Zwei Namen sind da zu nennen: Hubert Hafen und Thomas Villing. Ersterer hat es sich schon im Jahr 2007 zur Aufgabe gemacht, das verwittert­e Feldkreuz, das in der Nähe des heutigen Fitness-Studios stand, durch ein neues zu ersetzen. Damals machte dieser Gedanke anlässlich des verkaufsof­fenen Sonntags in Wehingen

die Runde. Hubert Hafen streute seine Gedanken in die Runde, und spontan kamen damals rund 700 Euro zusammen, die als Grundstein für das neue Kreuz dienen sollten. Das alte Kreuz war so marode, dass man nichts mehr davon retten konnte. Dieses Kreuz, das früher in der „Brechgrube“stand, wurde von Augustin Bauser errichtet. Soweit man weiß, wurde es aus Dankbarkei­t, weil das Vieh vor Krankheit bewahrt wurde, errichtet. Es stand lange Zeit dort und wurde, da es dringend renovierun­gsbedürfti­g wurde, von Wilhelm und Theresia Bauer erneuert. Eines Nachts soll es durch menschlich­es

Zutun – so jedenfalls formuliert­e es der damalige Oberlehrer Zimmerer in seiner Kreuzessch­rift –umgefallen sein. Daraufhin betreute es der Bruder des verstorben­en Stifters, Xaver Bauser, der es schließlic­h in der Deilinger Straße in der Nähe der damaligen Zahnarztpr­axis Bauser wieder aufstellte. Jener Zahnarzt Bauser übernahm auch die Restaurier­ung des Kreuzes. Im Laufe der Zeit aber zerfiel es zusehend und musste abgebaut werden. Wie erwähnt, setzte Hubert Hafen es sich zum Ziel, ein neues Kreuz als Ersatz an anderer Stelle zu errichten.

Was aber ist ein Kreuz ohne Christuskö­rper? Der alte konnte bis zum heutigen Tage nicht mehr restaurier­t werden. Daher verzögerte sich das Projekt um Jahre.

Durch einen puren Zufall kam Thomas Villing durch Peter und Anni Häring aus Böttingen an einen alten Christuskö­rper, der lange am Haus beim Böttinger Skilift hing, vor dem bei den Öschprozes­sionen von den Gläubigen immer Halt gemacht wurde. Das Haus wurde verkauft, der

Christuskö­rper drohte in Vergessenh­eit zu geraten. Thomas Villing sah aber darin eine gute Möglichkei­t, diesen zu neuem Leben zu erwecken. In Absprache mit den ursprüngli­chen Besitzern und der katholisch­en Kirchengem­einde Böttingen holte er den Christuskö­rper nach Wehingen und ließ ihn von Restaurato­r Buff aus Sigmaringe­n restaurier­en. Buff gelang es, dem Christuskö­rper wieder neues Leben einzuhauch­en. Jetzt waren die Voraussetz­ungen geschaffen, das Projekt zu starten. Thomas Villing untersucht­e diverse Standorte, und nach sorgfältig­er Abwägung fasste man ins Auge, auf dem bislang kreuzfreie­n Bürgle selbiges aufzustell­en.

Jetzt hatte Hubert Hafen freie Hand, sich um das Holzkreuz zu kümmern. Der handwerkli­ch und künstleris­ch begabte Raumaussta­tter verfügt über ein gut funktionie­rendes Netzwerk, mit dessen Hilfe er in aller Stille ein neues Holzkreuz schuf. Dabei bediente er sich zahlreiche­r Handwerker-Kollegen, die ihren Teil dazu beisteuert­en. So sorgte

Paul Piper für die Blechverkl­eidung, Bernd Moser spendete das Holz für das Dach, Manfred Bödrich und Stefan Schätzle schmiedete­n den metallisch­en Unterbau. In zahlreiche­n Arbeitsstu­nden entstand dieses wunderbare Kreuz, das nun auf dem Bürgle seinen Platz gefunden hat. Zahlreiche Spender, unter ihnen auch die Rentner-Radler, steuerten Geld für dieses Projekt bei.

Wie aber bringt man dieses zentnersch­were Kreuz über den schmalen Pfad zum Bürgle? Hier kam Martin Maier mit seinem Minibagger zum Zuge, der es in Millimeter­arbeit zur Grotte bugsierte, wo es schließlic­h mit Mannes- und Maschinenk­raft aufgestell­t wurde. Jetzt fehlt nur noch die „Fusion“. Diese wird in den kommenden Tagen erfolgen – dann kann das neue Kreuz auch eingeweiht werden. Thomas Villing würde es aus aktuellem Anlass „Corona-Kreuz“nennen. Nach seiner Auffassung könne man hier um Gottes Hilfe beten. Hierfür wird das neue Kreuz sicher Gelegenhei­t bieten.

 ?? FOTO: RICHARD MOOSBRUCKE­R ?? Ein mächtiges Holzkreuz stellten zahlreiche Helfer am Samstag auf dem Wehinger Bürgle auf.
FOTO: RICHARD MOOSBRUCKE­R Ein mächtiges Holzkreuz stellten zahlreiche Helfer am Samstag auf dem Wehinger Bürgle auf.
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