Viel Derby-Spaß gegen die Mutlosen
Dortmund bringt sich mit einem 3:0 gegen Schalkes Fehlpasssammler wieder auf Kurs
DORTMUND (dpa/SID) - Auch die gespenstische Atmosphäre im fast leeren Stadion konnte die Freude nicht trüben. Anders als die demoralisierten, seit nunmehr 21 Spielen sieglosen Schalker verweilten die Dortmunder Profis noch Minuten nach dem Abpfiff auf dem Rasen und ließen sich von ihren rund 300 Fans feiern. Das 3:0 (0:0) in einem der historisch ungleichsten Duelle der beiden Revierrivalen bereitete Nationalspieler Julian Brandt große Genugtuung: „Derbysiege sind mit das Schönste, was man in der Saison haben kann – gerade wenn man so eindeutig gewinnt. Fußball kann auch Spaß machen.“
Vier Tage nach dem blutleeren Auftritt zum Champions-LeagueAuftakt bei Lazio Rom zeigte der BVB die von Sportdirektor Michael Zorc eingeforderte Reaktion und dominierte die Partie bei 17:3 Torschüssen fast nach Belieben. Mit den Treffern von Manuel Akanji (55. Minute), Erling Haaland (61.) und Mats Hummels (78.), der in seinem 19. Derby für den BVB erstmals traf, waren die Schalker noch gut bedient. „Das Derbytor war wirklich etwas, was mir gefehlt hat“, sagte Hummels. „Dass wir dann auch zu null gewonnen haben, ist für einen Verteidiger ein absoluter Traumtag.“
Viel wird im weiteren Saisonverlauf davon abhängen, ob die für ihre Formschwankungen bekannte Borussia zu mehr Konstanz findet. Dass vier der bisherigen fünf Bundesligaspiele ohne Gegentor gewonnen wurden und der mit zwölf Punkten beste Saisonstart unter der Regie von Trainer Lucien Favre gelang, deutete Abwehrchef Hummels als Indiz für eine Weiterentwicklung: „Wir haben diese Saison schon einen Schritt in die richtige Richtung gemacht.“
Das könnte nützlich sein beim Versuch, am Mittwoch (21 Uhr/Sky) im zweiten Gruppenspiel gegen Zenit St. Petersburg auch in der Champions League auf Erfolgskurs zurückzufinden. „Wir müssen gierig bleiben. Ein Spiel wird uns nicht helfen“, mahnte Sebastian Kehl im ZDF-Sportstudio. Weitere Siege sollen Mut machen für den Liga-Gipfel in zwei Wochen gegen die Bayern. „Sie sind“, befand der Dortmunder Lizenzspielerchef, „auf jeden Fall auch zu schlagen.“
Solch forsche Töne kommen den Schalkern derzeit nicht über die Lippen. Alle Hoffnungen auf eine Trendwende im Prestigeduell erwiesen sich als Wunschdenken. „Wir konnten gar nicht so schnell gucken, wie der Ball wieder weg war. Es bringt nichts, die ganze Zeit nur zu verteidigen“, klagte Trainer Manuel Baum mit Bezug auf die hohe Fehlpassquote seiner Profis nach eigener Balleroberung. Insofern half wenig, was Bastian Oczipka als halbwegs positiv erachtete: „Das Pressing war gut.“In der Tat war es Oczipka und Kollegen ab und an gelungen, die Dortmunder unter Druck zu setzen, sogar den Ball zu erobern. Dann jedoch folgte: ein Fehlpass!
Mit nur einem Punkt und einer Tordifferenz von minus 17 rangieren die Gelsenkirchener weiter auf einem Abstiegsplatz. Bei einer weiteren Niederlage
am Freitag gegen den VfB Stuttgart droht ein stürmischer Herbst. Angesichts der anhaltenden Mutlosigkeit seiner Profis sieht sich Neu-S04-Übungsleiter Baum jetzt vor allem als Psychologe gefordert: „Das Hauptproblem ist der Kopf.“
Noch sieht Sascha Riether keinen Grund zur Panik. „Jetzt kommen die Gegner, die auf Augenhöhe mit uns sind und gegen die wir einfach punkten müssen“, sagte der Koordinator der Lizenzspielerabteilung am Sonntag im Sport1-„Doppelpass“in Bezug auf das schwere Auftaktprogramm mit Auswärtsspielen in München, Leipzig und Dortmund.
Gleichwohl sieht Riether allen Grund, die Sinne zu schärfen: „Es ist wichtig, dass wir nicht immer erwähnen, wie gut wir eigentlich sein könnten. Wir haben im Moment zu viele Spieler, die nicht auf ihrem Level spielen und ihre Qualität nicht auf den Platz bringen.“