Freikirche droht nach Corona-Ausbruch Anzeige
60 Infizierte nach zwei Gottesdiensten – Gesundheitsamt meldet 79 neue Fälle im Schwarzwald-Baar-Kreis
SCHWARZWALD-BAAR-KREIS (sbo/ cos) - Nach einem massenhaften Corona-Ausbruch unter Anhängern einer Freikirche in Villingen-Schwenningen (wir berichteten) prüft das Landratsamt eine Anzeige gegen die Kirche. Knapp 60 Personen hätten sich im Zusammenhang mit zwei Gottesdiensten Ende Oktober mit dem Virus infiziert, teilte eine Sprecherin der Behörde am Donnerstag mit. Die Zahl der Folgefälle nehme weiter zu. Insgesamt besuchten demnach rund 150 Menschen die Gottesdienste.
Über eine Anzeige denke man nach, weil es in der Verantwortung der Kirche gelegen habe, vollständige Teilnehmerlisten vorzulegen. Auf den Listen fehlten aber teils die Adressen. Zudem seien falsche Namen und Telefonnummern angegeben worden. Das mache es schwierig, die Teilnehmer zu kontaktieren.
Zu der Frage, ob bei den Gottesdiensten die Hygieneregeln missachtet worden seien, lägen dem Amt keine Informationen vor, sagte die Sprecherin.
79 Neuinfektionen – so eine Steigerung zum Vortag gab es seit Beginn der Pandemie im SchwarzwaldBaar-Kreis noch nie. Das Gesundheitsamt meldete am Donnerstag die aktuellen Zahlen. Demnach kletterte die Zahl der bestätigten Fälle im Kreis am Donnerstag auf 1386 (+79 zum Vortag) – in 983 Fällen sind die Corona-Patienten wieder genesen (+25). Die Statistik der Todesfälle liegt weiterhin bei 37 (+0). Somit beträgt die Zahl der aktuell an Covid-19 Infizierten 366 Personen (+54).
Im Schwarzwald-Baar-Klinikum befinden sich 29 am Coronavirus erkrankte Personen. Laut Kliniksprecherin Sandra Adams sind 24 der Patienten im Schwarzwald-Baar-Kreis wohnhaft und zwischen 60 und 80 Jahre alt.
Der Grafik des Landratsamtes lässt sich entnehmen, dass das Gros der Infizierten zwischen 35 und 60 Jahre alt ist (521 Fälle), an zweiter Stelle rangieren die 15- bis 34-Jährigen (380 Fälle), an dritter die 61- bis 75-Jährigen (173 Fälle), gefolgt von den 76- bis 89-Jährigen (131). Immerhin 42 Infizierte sind sogar 90 Jahre und älter, elf bis Vierjährige fließen in die Statistik ein sowie 49 Kinder zwischen fünf und 14 Jahren.
Das Test-Verhalten bleibt rege. So wurden im Corona-Abstrichzentrum in Schwenningen am Mittwoch 143 Abstriche genommen.
Aber wo steckten sich zuletzt die meisten im Schwarzwald-Baar-Kreis an? Laut der Pressesprecherin des Landratsamtes Schwarzwald-Baar, Heike Frank, gibt es „den“CoronaHotspot im Landkreis nicht. Stattdessen
habe man es mit verschiedenen Verbreitungsquellen zu tun – „es gibt beispielsweise Schüler, Rentner, Arbeitnehmer aus unterschiedlichen Bereichen, die sich infiziert haben“, erläutert Frank. In 30 Prozent der Fälle könne man die Ansteckung noch nicht einmal mehr auf einen spezifischen Kontakt zurückführen – die Nachverfolgung wird damit nicht nur immens erschwert, sondern scheitert immer öfter auch. Weiterhin
werden aber auch Fälle von Reiserückkehrern, Besuchen und Veranstaltungen aus den Nachbarlandkreisen eingetragen. Ein Herd konnte dann jedoch ausgemacht werden: Sehr stark gestiegen seien die Zahlen im Schwarzwald-Baar-Kreis auch aufgrund des Ausbruchs in der Schwenninger Freikirche. Die Verbreitung des Coronavirus im Schwarzwald-Baar-Kreis habe dadurch „leider zugenommen“.
Auch geografisch wird das mit 37 neuen Fällen in VS in der Statistik bestätigt, wobei die übrigen Neuinfektionen weit verstreut sind. So verteilen sich die 79 Fälle auf 13 Städte und Gemeinden in der Region: Villingen-Schwenningen (+37), Donaueschingen (+11), Bad Dürrheim (+3), Blumberg (+6), Bräunlingen (+2), Brigachtal (+7), Dauchingen (+1), Furtwangen (+2), Hüfingen (+2), Königsfeld (+2), Mönchweiler (+2), St. Georgen (+3), Tuningen (+1). Lediglich in Gütenbach, Niedereschach, Schönwald, Schonach, Triberg, Unterkirnach und Vöhrenbach wurden an diesem Tag keine neuen Infektionen bekannt.
Das Corona-Abstrichzentrum für den Schwarzwald-Baar-Kreis in Schwenningen, Brandenburger Ring 150, für symptomlose Personen, ist das nächste Mal am Samstag von 9 bis 12 Uhr geöffnet. Es handelt sich um ein reines Abstrichzentrum. Die Corona-Hotline des Gesundheitsamtes für gesundheitliche Fragen zum Coronavirus (Telefon: 07721/ 9137190) und die Hotline zur CoronaVerordnung (Telefon: 07721/9137670, E-Mail: ordnungsamt@Lrasbk.de), die Hotline zum Thema „Reiserückkehr“(Telefon: 07721/ 9137679, EMail: Reiserueckkehrer@Lrasbk.de) sind am Freitag von 8 bis 11.30 Uhr erreichbar.