Trossinger Zeitung

Päpstliche Ehrung für zwei verdiente Männer

Franz Schuhmache­r und Ulrich Fiedler werden für ihr Wirken in die Gesellscha­ft hinein ausgezeich­net

- Von Regina Braungart

SPAICHINGE­N/FRITTLINGE­N/ROTTENBURG - Franz Schuhmache­r (81) und Ulrich Fiedler (67) haben dieser Tage eine päpstliche Auszeichnu­ng bekommen. Fiedler bekam das Ehrenzeich­en „Bene merenti“und Franz Schuhmache­r wurde sogar als Ritter in den Orden vom Heiligen Papst Silvester aufgenomme­n. Beide Geehrten wurden von der Ehre überrascht. Mit diesen Auszeichnu­ngen werden Katholiken, die aus dem Glauben heraus sich in der Welt verdient gemacht haben, geehrt.

Eine solche Ehrung – beim Festabend Ende Oktober hätten diözesanwe­it nur vier Menschen in Rottenburg mit päpstliche­n Ehrungen ausgezeich­net werden sollen (zusätzlich Anneliese Hecht und Christa Vossschult­e aus Stuttgart und Esslingen) – ist etwas Besonderes.

Die höchste Auszeichnu­ng erhielt Franz Schuhmache­r „in Würdigung seines integrativ­en bürgerscha­ftlichen Engagement­s aus christlich­er Motivation“, wie der Bischof feststellt­e. Dr. Ulrich Fiedler erhielt das päpstliche Ehrenzeich­en „Bene merenti“für seine Verdienste im humanistis­chen, christlich-ökumenisch­en und gesellscha­ftlichen Bereich.

Dabei bezog sich Bischof Gebhard Fürst in seiner Laudatio – es ging bei der Ehrung nicht um Schuhmache­rs Engagement in der Kirche wie jahrzehnte­lang als Kirchengem­einderat oder als Mitglied der Bistumsver­waltung – vor allem auch auf die in seinen Ämtern sichtbaren menschlich­en Qualitäten Schuhmache­rs. Er war als CDU-Kommunalpo­litiker und Landtagsab­geordneter immer auch über die Parteigren­zen hinaus geschätzt und hat ohne Ansehen der Person allen zu helfen versucht, die seine Hilfe erbaten. Auch sein Engagement in Vereinen und Organisati­onen,

als Schirmherr des Hauses St. Agnes für mehrfach schwer behinderte Menschen oder als Vorsitzend­er der Bürgerstif­tung, nannte Bischof Gebhard Fürst in seiner Laudatio. Schuhmache­r ist Ehrenbürge­r und Bundesverd­ienstkreuz­träger am Bande und Erster Klasse. Aber: „Trotz aller Ehrungen und vieler Anerkennun­gen ist er ein bescheiden­er und nahbarer Mensch geblieben“, so Bischof Gebhard.

Für dieses integrativ­e bürgerscha­ftliche Engagement aus christlich­er Motivation wurde er ausgezeich­net. Er sei völlig überrascht worden von dieser hohen Ehre, sagt Schuhmache­r. „Ich habe nichts gewusst, nichts beantragt und bin nicht angesproch­en worden.“Allerdings wurden Menschen in der Umgebung der Geehrten um ein Zeugnis gebeten, so muss es auch bei Schuhmache­r und Fiedler gewesen sein. Auch wenn er niemals eine Aufgabe übernommen habe, um Anerkennun­g zu bekommen, so Schuhmache­r, freue er sich doch, dass seine Anstrengun­gen gesehen würden. Dass die Auszeichnu­ng eine päpstliche ist, freut ihn natürlich, weil er diesen Papst sehr mag. „Aber es macht mich nicht zu irgendetwa­s Besonderem.“

Das Zweite Vatikanisc­he Konzil hatte vor mehr 55 Jahren die Bedeutung der Laien in vielen Reformen hervorgeho­ben und in diese Tradition gehören seither auch die nun verliehene­n päpstliche­n Ehrungen. „Unsere Kirche braucht Menschen, die aus den christlich­en Wurzeln ihrer Lebensgest­altung keinen Hehl machen (...). Aus ihrem Wirken wird exemplaris­ch deutlich, wie Menschen sich im Geist Jesu Christi einsetzen“, so der Bischof in seinem Anschreibe­n.

Ulrich Fiedler könnte fast als Personifik­ation des Geistes des zweiten Vatikanums gesehen werden. als Kenner der alten Sprachen Latein, Griechisch und Hebräisch unterricht­ete er bereits während es Studiums katholisch­e Priesteram­tskandiate­n. Er selbst ist Protestant, aber bei der Ernennung zum Lehrer und dann Direktor des katholisch­en Konvikts in Rottweil, das er über die Jahrzehnte geprägt und immer wieder in christlich­er-jesuitisch­er Prägung weiter entwickelt hatte, hatten die menschlich­en und intellektu­ellen Fähigkeite­n Fiedlers den Ausschlag gegeben.

Fiedler ist leidenscha­ftlicher Historiker und hat auch hieraus Verbindung­en in Institutio­nen Rottweils, im Verein Ehemalige Synagoge Rottweil oder auch direkt im Bereich der Konviktsge­schichte selbst – zwei Bücher sind bereits daraus hervor gegangen. „Den Auftrag christlich­er Nächstenli­ebe“, so Bischof Gebhard Fürst, habe Fiedler in vielen Feldern umgesetzt, etwa zuletzt, als in der Nähe einquartie­rte jesidische Frauen ihre Kinder zur Hausaufgab­enbetreuun­g, zur Nachhilfe oder zum Sport dem Konvikt anvertraue­n konnten. Fiedler hatte immer auch die soziale Situation von Kindern und Familien im Blick.

Dass protestant­ische Schüler im Internat waren, orthodoxe, muslimisch­e, ist Teil einer Entwicklun­g, in der sich die katholisch­e Kirche geöffnet hat. Und dennoch sind über 40 Theologen und 17 Priester aus dem Konvikt hervorgega­ngen, so Bischof

Gebhard.

Dass er nun eine päpstliche Auszeichnu­ng bekommen hat als Protestant, zeige diese Öffnung der Kirche, so Fiedler. Es sei „ein unheimlich toller, liberaler Schritt des Bischofs und ein schönes Zeichen.“Er sei überrascht gewesen, er freue sich sehr über diese Ehrung und sei auch stolz darauf. „Einfach cool“.

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FOTO: REGINA BRAUNGART Franz Schuhmache­r wurde zum Ritter des Ordens des heiligen Silvesters ernannt.
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FOTO: CÄCILIA FIEDLER Ulrich Fiedler erhielt die päpstliche Auszeichnu­ng Bene merenti – dem Wohlverdie­nten für sein humanistis­ch-christlich­es Wirken.
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FOTO: ABRA Der Ritterorde­n
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FOTO: CF Der Orden „Bene Merenti“
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FOTO: FERRARI Papst Franziskus

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