Vögel lösen Insekten ab: Blühfelder sind nach wie vor belebt
Beteiligte ziehen positives Fazit – Ob Patenprojekt im kommenden Jahr nochmals startet, ist noch unklar
EMMINGEN-LIPTINGEN - Während sich die Blüte langsam dem Ende neigt, verwandeln sich die beiden Blühfelder in Emmingen-Liptingen zu einem beliebten Ort für Vögel. Stieglitze, Meisen und Lerchen finden in den Herbstmonaten dort nun Nahrung. Das soll auch bis Februar so bleiben. Wie es danach weiter geht, ist noch nicht abschließend geklärt.
Während im Sommer viele Hummelund Wildbienenarten sowie Schmetterlinge – unter anderem Zitronenfalter, Weißlinge oder Bläulinge – auf den beiden Blühfeldern im Ortsteil Liptingen unterwegs waren, sind dort laut Christiane Denzel derzeit viele Vogelarten zu finden. Denn die Vögel, die über den Winter hier bleiben, „sind auf Körner und Samen angewiesen“, erklärt die Gärtnerin, die das Projekt zusammen mit Landwirt Thomas Gamb betreut. „Als ich neulich am Feld war, das in Richtung Ederstetten liegt, waren dort sechs kleine Schwärme“, berichtet sie. Insgesamt seien die Blühfelder auch über den Sommer sehr belebt gewesen. „Ich konnte richtig viele Arten beobachten“, so Denzel.
Sie betont, wie wichtig es sei, dass das Feld auch über den Winter stehengelassen werde, insbesondere mit Blick auf die Artenvielfalt. „Vögel und Insekten, die überwintern wollen, finden dort jetzt Schutz und Nahrung“, erklärt sie.
Im Laufe des Projekts habe sie sich einige blöde Kommentare von anderen Landwirten anhören müssen, berichtet Denzel. „So etwas wie: ,bei uns ist es bunter’ oder ,wir machen das auch ohne Paten und ohne Presse’“, benennt sie zwei Beispiele. „Nun ist es aber so, dass all diese Kollegen inzwischen gemäht, gepflügt und Wintergetreide gesät haben.“Sprich: Zum einen werden Vögel kein Futter in Form von Blumensamen auf den Flächen finden. Zum anderen sagt Denzel: „All die Schmetterlinge, die auf der Fläche gewesen sind und sich dort für die Überwinterung eingerichtet haben, sind nun tot. Biodiversität begrenzt sich eben nicht nur auf Bienen im Sommer“, betont sie daher.
Ob es im kommenden Jahr in Emmingen-Liptingen wieder Blühfelder geben wird, sei derzeit noch unklar, sagt Denzel. „Ich fände es toll, wenn wir sowas nochmal auf die Beine stellen könnten. Auch, weil das Projekt erfolgreich war.“
Auch Thomas Gambs Fazit fällt insgesamt positiv aus. „Das Ganze hat funktioniert, mit der Resonanz bin ich zufrieden“, sagt der Landwirt. „Was ich beobachtet habe war, dass immer wieder Leute stehen geblieben sind, und sich das Ganze angeschaut haben“, so Gamb. Durch das Projekt wollte er zum einen mit den Menschen ins Gespräch kommen und etwaige Vorurteile gegenüber der Landwirtschaft aus dem Weg räumen.
Zum anderen sagt er: „Wir wollten das als Testballon versuchen und schauen, was die Leute machen, wenn ein Projekt zur Artenvielfalt auch Geld kostet.“Interessierte hatten die Möglichkeit, sich als Blühpaten aktiv an dem Projekt zu beteiligen. Dass diese Beteiligung in einem so großen Umfang stattfindet, hätte er im Vorfeld der Aktion nicht gedacht, wie er schildert.
Die Felder habe er nun bewusst stehen lassen, sodass nicht nur Insekten etwas davon hatten, sondern auch die Vögel von dem Projekt profitieren. Geht es nach ihm, soll das bis im Februar auch so bleiben. „Wichtig ist, dass wenn man sowas macht, auch andere Tiere einen Nutzen davon haben“, sagt Gamb. Er spiele mit der Überlegung, ein Feld im kommenden Jahr nochmals als Blühfeld zu nutzen, um zu schauen wie es sich dann verhält.
Konkrete Pläne für ein nochmaliges Blühpatenprojekt habe er aber noch keine geschmiedet. „Über das nächste Jahr habe ich mir noch nicht viele Gedanken gemacht“, sagt er. Zuvor wolle er sich ohnehin nochmals mit Christiane Denzel zusammensetzen.