Maßlos und unwürdig
Es ist nicht neu, dass Donald Trump mit Betrugsvorwürfen hantiert. Schon vor vier Jahren behauptete er, dass seine demokratische Gegenkandidatin Hillary Clinton mehr direkte Stimmen als er bekommen habe, weil drei bis fünf Millionen Emigranten illegal für die Demokratin gestimmt hätten. Ein Beweis wurde nie erbracht, auch nicht von einer Kommission, die monatelang nach Unregelmäßigkeiten suchte.
Jetzt zieht der US-Präsident erneut diese Karte. Trump ist zuzutrauen, dass er nicht einmal darüber nachgedacht hat, wie er möglicherweise würdevoll das Weiße Haus verlassen könnte. Seine Sprache und die seiner engen Vertrauten ist so maßlos, dass ein halbwegs respekteinflößender Abschied kaum denkbar ist, und dass selbst Haussender Fox-News dem Präsidenten den Ton abdreht.
Donald Trump junior will den „totalen Krieg“seines Vaters gegen die angebliche Wahltäuschung.
Er fordert ein „Aufräumen“, damit das Land nicht wie eine „Bananenrepublik“wirke. Dass Trump junior von einer solchen ein perfekter Repräsentant wäre, kommt ihm nicht in den Sinn. ExBerater Steve Bannon schlägt vor, den Virologen Anthony Fauci und FBI-Chef Christopher Wray wegen Illoyalität zu enthaupten.
Viele Republikaner haben genug. Senator Pat Toomey sieht für die Verschwörungstheorien keine Grundlage und auch Trumps früherer Sprecher Sean Spicer distanziert sich. Tom Ridge, unter George W. Bush Minister und später Gouverneur von Pennsylvania, verweist auf die Seriosität der gesamten Wahl. Trump wird das in seinem Freund-Feind-Denken nicht irritieren, denn Ridge hatte vor Wochen erklärt, den Demokraten Joe Biden zu wählen. Die kommenden Tage sind für Überraschungen gut.
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