Nur 13,9 Prozent der Betriebe wirtschaften nach ökologischen Richtlinien
Schwarzwald-Baar-Kreis ist vom Ziel des Landes von 30 bis 40 Prozent Anteil des Öko-Landbaus noch weit entfernt
SCHWARZWALD-BAAR-KREIS (sbo) - Mit dem Biodiversitätsgesetz hat sich die Landesregierung verpflichtet, den Anteil des Öko-Landbaus auf 30 bis 40 Prozent in Baden-Württemberg auszuweiten. Wo steht der Schwarzwald-Baar-Kreis?
2019 wirtschafteten im Schwarzwald-Baar-Kreis insgesamt 163 Betriebe nach ökologischen Richtlinien. Dies entsprach einem Anteil von 13,9 Prozent.
Damit lag der Kreis ein paar Prozentpunkte über dem Landesschnitt. Dieser betrug 2019 lediglich 8,9 Prozent, informiert Heike Frank, Pressesprecherin des Landratsamts.
Damit nicht genug: Seit 2009 hat sich der Anteil an Öko-Betrieben im Kreis verdoppelt. Gab es 2009 lediglich 96 solcher Betriebe (sieben Prozent Anteil), sind es mittlerweile mit 163 Höfen rund 14 Prozent.
Der Biotrend auf der Baar kennt also nur eine Richtung. Vom beschlossenen Landesziel mit mehr als 30 Prozent ist der Landkreis dennoch weit entfernt.
Grundsätzlich ist der Kreis für einen hohen „Öko-Anteil“prädestiniert, informiert die Pressesprecherin des Landratsamts. Rund 56 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche seien Grünland. Dies erleichtere die Umstellung jener Betriebe, die das Land nutzen.
Schwierige Bedingungen hingegen fänden andere Betriebsformen vor, zum Beispiel die Schweinehalter. Für die Öko-Landwirtschaft erweisen sich die Eigenheiten und Strukturen der Region aber grundsätzlich als Vorteil.
Um den Ausbau von „Bio“zu fördern, existieren Fördermöglichkeiten.
Zum Beispiel im Projekt „BioMusterregion“. Hier scheint sich die Baar-Region aber auf ihren Gegebenheiten auszuruhen.
Eine Nachfrage beim Landratsamt ergibt: Eine Bewerbung als BioMusterregion sei nicht vorgesehen. Neue Wertschöpfungsketten zu erschließen, wie es andere Regionen tun – der Bodensee mit einem Biobier zum Beispiel – wird dadurch erschwert.
Bei Bio-Verbänden stößt diese Entscheidung auf Unverständnis: „Die derzeitige Ausschreibung zur Bio-Musterregion wird von vielen Landkreisen in Baden-Württemberg als Chance begriffen“, erklärt Bioland-Geschäftsführer, Christian Eichert. Naturräumlich und aufgrund seiner Agrarstruktur biete der Schwarzwald-Baar-Kreis beste Voraussetzungen, so Eichert.
Um das Ziel von 30 Prozent 2030 zu erreichen, werden also definitiv nicht alle Chancen genutzt. Landratsamtssprecherin Heike Frank hingegen relativiert: Zwar sei die BioProduktpalette im Kreis sehr eingeschränkt. Das bedeute, dass hier kein Obst und Gemüse produziert werde, in der Hauptsache Fleisch und Milch. Dafür existierten gute Absatzwege, zum Beispiel über die Rebio GmbH und die Erzeugergemeinschaft Schwarzwald Bio-Weiderind, die sich aktuell im Aufbau befinde und weiter in Zusammenarbeit mit Edeka wachse. Auch die Biomilchvermarktung laufe unter anderem über die Schwarzwaldmilch ganz gut. „Insofern sehen wir keine großen Vorteile bei einer Beteiligung bei den Biomusterregionen“, schlussfolgert die Pressesprecherin.