Besteht Hoffnung auf ein Southside 2021?
Festivals unter Pandemiebedingungen: Taskforce arbeitet an Konzepten – Das sagt der Veranstalter
NEUHAUSEN OB ECK - Für Künstler, Bühnenbauer, Tontechniker und alle, die in der Veranstaltungsbranche tätig sind, gleicht das Jahr 2020 einer Hängepartie. Seit dem Frühjahr sind unzählige Veranstaltungen wie etwa das Southside-Festival in Neuhausen ob Eck oder der Honbergsommer in Tuttlingen abgesagt worden. Nun macht auch das Gerücht die Runde, dass auch das Southside 2021 auf der Kippe steht und nicht stattfinden wird. Wie viel Wahrheit steckt dahinter?
„Das ist tatsächlich ein Gerücht“, teilt ein Sprecher des Southside-Veranstalters FKP Scorpio auf Nachfrage unserer Zeitung mit. „Wir arbeiten nach wie vor am Southside-Festival und auch an Möglichkeiten, es in der Pandemie zu einem sicheren Ort zu machen.“
Schon seit Monaten herrscht in der Branche Ausnahmezustand. Doch Stillstand gibt es keinen. „Die Veranstaltungsbranche mit ihren 1,5 Millionen Mitarbeitern war als Erstes betroffen und wird als Letztes wieder Normalität genießen“, schildert der Sprecher. „Gemeinsam mit unseren Künstlern und Partnern haben wir seit Frühjahr für die allermeisten Veranstaltungen Ersatztermine gefunden und unsere Gäste so schnell und transparent wie möglich informiert. Unser Alltag hat sich also grundlegend geändert – auch, weil unser Team überwiegend von zuhause und in Kurzarbeit tätig ist. Die Situation ist ernst, gerade für die vielen Firmen oder Künstler, die sich keinen langen Atem erlauben können“, gibt der FKP Scorpio-Sprecher Einblicke in den Alltag eines Veranstalters.
Doch was muss sich aus Sicht der Betroffenen seitens der Politik tun, dass die Veranstaltungsbranche auch nach der Corona-Krise noch besteht und damit Festivals wie das Southside überhaupt noch angeboten werden? Darauf antwortet der Sprecher: „Die Politik muss zunächst sicherstellen, dass der Veranstaltungswirtschaft in dieser beispiellosen Notsituation schnell und unkompliziert geholfen wird. Das Förderprogramm ,Neustart Kultur’ ist ein Anfang, auch die NovemberSoforthilfen und die darin enthaltenen zusätzlichen Gelder für kleinere Unternehmen und Solo-Selbstständige sind ein Schritt in die richtige Richtung. Letztendlich benötigen wir vom Finanz- und Wirtschaftsministerium
aber ein großes und nachhaltiges Förderprogramm für uns und ausnahmslos alle Unternehmen der Wertschöpfungskette, um die Vielfalt der Kultur in Deutschland wirklich erhalten zu können“, erklärt er. Es bleibe abzuwarten, welche Mittel noch bereitgestellt und wie sie verteilt werden, „damit sie auch bei denen ankommen, die sie am nötigsten haben“.
Doch Hilfen finanzieller Art seien nicht alles. „Genauso wichtig ist es zudem, unserer Branche möglichst schnell eine Perspektive aufzuzeigen, wie die Rückkehr zur Normalität genau aussehen könnte“, betont er. Schließlich sei Kultur nicht von heute auf morgen machbar, Planbarkeit sei aus seiner Sicht genauso wertvoll wie finanzielle Soforthilfen.
Das Unternehmen FKP Scorpio habe in den vergangenen Jahren gut gewirtschaftet, weshalb der Veranstalter bislang mit Ausnahme des Kurzarbeitergelds keine weiteren Hilfen in Anspruch nehmen musste. Das funktioniere aber nur zeitlich begrenzt. Was die Bezahlung der Künstlergagen angeht, teilt er auf Nachfrage mit: „Gemeinsam mit unseren Künstlern haben wir für alle
Veranstaltungen gute und faire Lösungen gefunden. Beim Southside etwa konnten wir unser Line-up in Rekordzeit für 2021 erneut bestätigen.“
Und damit zurück zur Planung für das kommende Jahr. Noch ist zwar unklar, wie sich die Pandemie entwickeln wird. Aber: „Unsere Planungen laufen weiter, das sind wir unseren Gästen, Partnern und Künstlern schuldig. Wir fahren gerade, genauso wie die gesamte Branche, zweigleisig: Wir planen mit unseren Events, schauen aber gleichzeitig auf die aktuellen Entwicklungen und stehen im Dialog mit Medizin, Wissenschaft und Politik. Ein Beispiel dafür ist eine unternehmensübergreifende Taskforce vieler Veranstalter und Wissenschaftler, die derzeit an Konzepten arbeitet, die Musikfestivals auch unter Pandemiebedingungen möglich machen würde“, berichtet der Sprecher.
Abschließend, und das dürfte Festival-Fans zumindest ein wenig hoffnungsvoll stimmen, sagt er: „Die deutsche Festivallandschaft steht geschlossen hinter der Überzeugung, dass das unter gewissen Umständen möglich ist. Bis wir dazu mehr sagen können, kann es allerdings noch bis zum Frühjahr dauern.“