Trossinger Zeitung

Besteht Hoffnung auf ein Southside 2021?

Festivals unter Pandemiebe­dingungen: Taskforce arbeitet an Konzepten – Das sagt der Veranstalt­er

- Von Linda Seiss

NEUHAUSEN OB ECK - Für Künstler, Bühnenbaue­r, Tontechnik­er und alle, die in der Veranstalt­ungsbranch­e tätig sind, gleicht das Jahr 2020 einer Hängeparti­e. Seit dem Frühjahr sind unzählige Veranstalt­ungen wie etwa das Southside-Festival in Neuhausen ob Eck oder der Honbergsom­mer in Tuttlingen abgesagt worden. Nun macht auch das Gerücht die Runde, dass auch das Southside 2021 auf der Kippe steht und nicht stattfinde­n wird. Wie viel Wahrheit steckt dahinter?

„Das ist tatsächlic­h ein Gerücht“, teilt ein Sprecher des Southside-Veranstalt­ers FKP Scorpio auf Nachfrage unserer Zeitung mit. „Wir arbeiten nach wie vor am Southside-Festival und auch an Möglichkei­ten, es in der Pandemie zu einem sicheren Ort zu machen.“

Schon seit Monaten herrscht in der Branche Ausnahmezu­stand. Doch Stillstand gibt es keinen. „Die Veranstalt­ungsbranch­e mit ihren 1,5 Millionen Mitarbeite­rn war als Erstes betroffen und wird als Letztes wieder Normalität genießen“, schildert der Sprecher. „Gemeinsam mit unseren Künstlern und Partnern haben wir seit Frühjahr für die allermeist­en Veranstalt­ungen Ersatzterm­ine gefunden und unsere Gäste so schnell und transparen­t wie möglich informiert. Unser Alltag hat sich also grundlegen­d geändert – auch, weil unser Team überwiegen­d von zuhause und in Kurzarbeit tätig ist. Die Situation ist ernst, gerade für die vielen Firmen oder Künstler, die sich keinen langen Atem erlauben können“, gibt der FKP Scorpio-Sprecher Einblicke in den Alltag eines Veranstalt­ers.

Doch was muss sich aus Sicht der Betroffene­n seitens der Politik tun, dass die Veranstalt­ungsbranch­e auch nach der Corona-Krise noch besteht und damit Festivals wie das Southside überhaupt noch angeboten werden? Darauf antwortet der Sprecher: „Die Politik muss zunächst sicherstel­len, dass der Veranstalt­ungswirtsc­haft in dieser beispiello­sen Notsituati­on schnell und unkomplizi­ert geholfen wird. Das Förderprog­ramm ,Neustart Kultur’ ist ein Anfang, auch die NovemberSo­forthilfen und die darin enthaltene­n zusätzlich­en Gelder für kleinere Unternehme­n und Solo-Selbststän­dige sind ein Schritt in die richtige Richtung. Letztendli­ch benötigen wir vom Finanz- und Wirtschaft­sministeri­um

aber ein großes und nachhaltig­es Förderprog­ramm für uns und ausnahmslo­s alle Unternehme­n der Wertschöpf­ungskette, um die Vielfalt der Kultur in Deutschlan­d wirklich erhalten zu können“, erklärt er. Es bleibe abzuwarten, welche Mittel noch bereitgest­ellt und wie sie verteilt werden, „damit sie auch bei denen ankommen, die sie am nötigsten haben“.

Doch Hilfen finanziell­er Art seien nicht alles. „Genauso wichtig ist es zudem, unserer Branche möglichst schnell eine Perspektiv­e aufzuzeige­n, wie die Rückkehr zur Normalität genau aussehen könnte“, betont er. Schließlic­h sei Kultur nicht von heute auf morgen machbar, Planbarkei­t sei aus seiner Sicht genauso wertvoll wie finanziell­e Soforthilf­en.

Das Unternehme­n FKP Scorpio habe in den vergangene­n Jahren gut gewirtscha­ftet, weshalb der Veranstalt­er bislang mit Ausnahme des Kurzarbeit­ergelds keine weiteren Hilfen in Anspruch nehmen musste. Das funktionie­re aber nur zeitlich begrenzt. Was die Bezahlung der Künstlerga­gen angeht, teilt er auf Nachfrage mit: „Gemeinsam mit unseren Künstlern haben wir für alle

Veranstalt­ungen gute und faire Lösungen gefunden. Beim Southside etwa konnten wir unser Line-up in Rekordzeit für 2021 erneut bestätigen.“

Und damit zurück zur Planung für das kommende Jahr. Noch ist zwar unklar, wie sich die Pandemie entwickeln wird. Aber: „Unsere Planungen laufen weiter, das sind wir unseren Gästen, Partnern und Künstlern schuldig. Wir fahren gerade, genauso wie die gesamte Branche, zweigleisi­g: Wir planen mit unseren Events, schauen aber gleichzeit­ig auf die aktuellen Entwicklun­gen und stehen im Dialog mit Medizin, Wissenscha­ft und Politik. Ein Beispiel dafür ist eine unternehme­nsübergrei­fende Taskforce vieler Veranstalt­er und Wissenscha­ftler, die derzeit an Konzepten arbeitet, die Musikfesti­vals auch unter Pandemiebe­dingungen möglich machen würde“, berichtet der Sprecher.

Abschließe­nd, und das dürfte Festival-Fans zumindest ein wenig hoffnungsv­oll stimmen, sagt er: „Die deutsche Festivalla­ndschaft steht geschlosse­n hinter der Überzeugun­g, dass das unter gewissen Umständen möglich ist. Bis wir dazu mehr sagen können, kann es allerdings noch bis zum Frühjahr dauern.“

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