Revival der TV-Gymnastik
Früher brachte Rosi Mittermaier im Bayerischen Rundfunk die Zuschauer ins Schwitzen – In Corona-Zeiten werden Fitnessprogramme im Fernsehen immer beliebter
BERLIN (dpa) - Mit Stirnband, Radlerhose und Sportschuhen vor den Fernseher: Mitmach-Aerobic im TV erinnert an die 1980er- und 1990erJahre, als dieser Trend hierzulande groß wurde. Manche Sendungen haben bis heute überlebt und sind in Zeiten von Homeoffice und geschlossenen Fitnessstudios wieder häufiger zu sehen.
Es ist ein Mini-Revival für TVGymnastik: Als es im Frühjahr viele Einschränkungen im Alltag gab, zeigte der Hessische Rundfunk (HR) morgens eine Dreiviertelstunde MitmachSport eines Breitensportvereins. „Wir wollten den Menschen damit dabei helfen, sich trotz geschlossener Fitnessstudios und abgesagter Sportkurse gesund und fit zu halten“, so der öffentlich-rechtliche Sender. „Fit in den Tag“läuft nun im November wieder.
Ähnliches ist auch beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) zu beobachten: Im April wurde das neue Format „Der Norden bleibt fit zuhause“mit Spitzensportlern gegen Mittag ausgestrahlt. Doch nicht nur Öffentlich-Rechtliche reagieren auf den Trend. Der Bezahlsender Sky initiierte für sein Programm Sky Sport im Frühjahr das Fitness-Format „SkyGym“mit 10-MinutenWorkouts. Nach Senderangaben ist das Training aktuell am Wochenende morgens zu sehen.
Die „Tele-Gym“beim Bayerischen Rundfunk (BR) hat als schon rund 30 Jahre altes TV-Format, im Gegensatz zu anderen Sendungen, bis heute überlebt. „Tele-Gym“-Vorläufer war in den 1970er-Jahren Skigymnastik mit Sportstar Rosi Mittermaier. In Corona-Zeiten stieg das Interesse. Der BR nennt Zahlen: Vor dem ersten Lockdown zog die Sendung von Jahresanfang bis Mitte März werktags um 08.30 Uhr durchschnittlich 71 000 Zuschauer bundesweit an, danach waren es dann 110 000. In diesem Jahr führte der BR ein weiteres Mitmach-Format „Fit mit Felix“mit Mittermeier-Sohn und Ski-Star Felix Neureuther ein, das vor allem für digitale Kanäle konzipiert ist. Zudem läuft derzeit sonntags eine Folge im BR Fernsehen.
Eine Umfrage bei den Sendern ergab weitere Trends: TV-Sender integrieren Sportübungen in ihr Programm. Im Ersten gibt es in der Service-Sendung „ARD-Buffet“zum Beispiel Fitness- und Entspannungsübungen, und das schon vor Corona. Seit Frühjahr wurde die Schlagzahl erhöht. Der Privatsender RTL bietet Sportübungen auf seiner Webseite unter der Aktion „Lockdown-Challenge“an. Und der SWR plant „noch in diesem Jahr die Aufzeichnung eines neuen Formats mit mehreren Folgen, das voraussichtlich vor allem über YouTube und Facebook zu den Menschen kommt.“