Museum fehlen Einnahmen in fünfstelliger Höhe
Zwangsschließung beschert dem Deutschen Harmonikamuseum Mindereinnahmen
TROSSINGEN - Der zweite TeilLockdown trifft auch Einrichtungen wie Museen hart. Das Deutsche Harmonikamuseum macht da keine Ausnahme. Leiter Martin Häffner beziffert die Mindereinnahmen wegen der Schließungen seit dem Frühjahr auf knapp 12 000 Euro. Und er kritisiert, dass offenbar mit zweierlei Maß gemessen wird bei den Vorgaben für Schließungen wegen der Pandemie.
„Ich finde es nicht gerecht, dass wir komplett schließen müssen – Büchereien oder Volkshochschulen jedoch weiter arbeiten dürfen“, sagt Häffner. Ins Harmonikamuseum kämen im Herbst/Winter nur einzelne Besucher, keine Gruppen. „Das Risiko einer Ansteckung wäre also gering.“In der Adventszeit kämen stets eher weniger Besucher, „zwischen November und März ist bei uns traditionell weniger los“. Aber der Kulturbereich habe eben keine Lobby, sagt der Museumsmann. Bildungsauftrag hin oder her.
Weil Häffner auf das Weihnachtsgeschäft spekuliert hatte, sind die Lager für den Museumsshop nun voll – „aber wir können nichts verkaufen, weil wir ja niemanden rein lassen dürfen“. So bietet das Museum seit September einen neuen Kalender mit historischen Postkartenmotiven mit einer Auflage von 400 Exemplaren an; „aber erst jetzt denken die Leute ja nach über Weihnachtsgeschenke.“Weil der Museumsshop dicht ist, wird der Online-Versand ausgedehnt – „aber da haben wir nicht so viel Kundschaft“.
In der Not weicht das Harmonikamuseum auf den Trossinger Wochenmarkt aus: Am Donnerstag, 26. November, baut es dort mit Ehrenamtlichen einen weihnachtlich geschmückten Stand auf. Dort sind ab 8 Uhr neben dem Kalender für 2021 Harmonika-Souvenirs und Geschenke erhältlich. „Das ist ein Ausweg, weil ja auch der Weihnachtsmarkt ausfällt“, sagt Häffner. In normalen Jahren habe das Museum in der Adventszeit einen vierstelligen Betrag eingenommen. Falls das Museum auch im Dezember zubleiben müsse, will er erneut auf den Wochenmarkt ausweichen. Weil das Museum kein Schaufenster habe, um für sich zu werben, haben die Mitarbeiter ein Schaufenster des Bistros „Goschehobel“an der Hauptstraße dekoriert.
Auf der anderen Seite der Jahresrechnung stehen geringere Personalkosten, weil es derzeit keinen Volontär und keine Praktikanten gebe, erläutert Martin Häffner. Auch seien weniger Kosten durch einen reduzierten Wareneinkauf entstanden – zum Beispiel für CDs, die das Museum veräußert. Häffner sorgt sich um die Motivation der ehrenamtlichen Helfer, so der Teil-Lockdown bis ins kommende Jahr reicht. Die bewirten zum Beispiel die Busreisegruppen, die das Deutsche Harmonikamuseum im Frühjahr und Sommer besuchen. Auch der jährliche Ausflug mit den Ehrenamtlichen sei dieses Jahr wegen Corona ins Wasser gefallen. „Wir müssen sie bei Laune halten“, weiß Häffner.
Die Sonderausstellung Hohner und die „Roaring Twenties“– Das prägende Wirken der zweiten Fabrikantengeneration, die eigentlich am 15. November letztmals zu sehen sein sollte, hat das Museum bis 10. Januar verlängert – „in der Hoffnung, dass wir im Dezember aufmachen dürfen“, so Häffner. Auch die Stadtführung auf den Spuren der fünf Hohner-Söhne soll nachgeholt werden, genau wie der vorgesehene Abschlussvortrag der Schau mit Prof. Walter Mühlhausen über „Die Goldenen 20er – ein trügerischer Schein“.
Da bekanntlich allem Bösem auch etwas Gutes innewohnen soll, hat die Zwangspause für den Museumsleiter auch eine positive Seite: „Da weniger Kundschaft ist, habe ich mehr Zeit, an Publikationen zu arbeiten.“Er bereitet das Trossinger Jahrbuch vor und die zweite Auflage eines Lexikons über Harmonikahersteller, das erweitert werden soll. „Da kann ich jetzt mehr Zeit reinstecken.“2021 steht zudem ein runder Geburtstag an: am 12. September vor 30 Jahren war das Museum eröffnet worden. Das soll gefeiert werden. „Nun hoffe ich, dass es dann offen sein kann.“