Gefragt ist eigene Verantwortung
Die Todeszahlen steigen, die Infektionsraten gehen in Deutschland nicht wie gewünscht zurück. Viele Menschen, die eine Covid-19-Erkrankung überstanden haben, berichten von üblen Langzeitfolgen. Gesund sind zahlreiche Genesene noch lange nicht. Weltweit kämpfen Ärzte gegen die heimtückische Viruserkrankung, Regierungen versuchen mal mit Appellen, mal mit Verboten die Infektionsketten zu unterbrechen.
Demokratien tun sich dabei schwerer als Diktaturen, was die wenigsten überraschen dürfte. Patentrezepte bei der schwierigen Behandlung hat noch niemand gefunden. Bis die vielversprechenden Impfstoffe tatsächlich nutzbar sind, kann es trotz verhaltenem Optimismus noch eine ganze Weile dauern. Auch wenn die Einschränkungen in der Bundesrepublik für jeden Einzelnen ärgerlich sind: Lockerungen würden jetzt nur dazu führen, dass der wirtschaftliche Schaden in wenigen Wochen und Monaten ausufert. Von den gesundheitlichen und sozialen Folgen erst gar nicht zu sprechen.
Wer jetzt im wahrsten Sinne des Wortes ohne Rücksicht auf Verluste wieder sein „normales“Leben zurückhaben will und sich dementsprechend verhält, der gefährdet den gesellschaftlichen Zusammenhalt und auch die Normalisierung der Volkswirtschaft. Wer in diesem Zusammenhang Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder „Angstmache“vorwirft, wie es Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch tut, betreibt ein jämmerliches Politikspielchen, das der Lage nicht angemessen ist.
Sicher: Für Weihnachten werden andere Regeln gelten. Klug in Sachen Epidemie-Bekämpfung ist das nicht, aber eine Verschärfung der Kontaktregelung an den Festtagen ist politisch nicht durchsetzbar und wäre menschlich für viele eine Katastrophe. Weihnachten kann aber kein Maßstab für Silvester sein. Es gibt weder ein Menschenrecht aufs Böllern noch auf die ausgelassene Feier, die zur überproportionalen Virusverbreitung führt. Die Übernahme von persönlicher Verantwortung für das Wohl des anderen muss die Maxime der kommenden Wochen sein.
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