Angst vor einer Mogelpackung
Weshalb die deutschen Profiligen um ihr wichtiges Hilfspaket bangen müssen
BERLIN (SID) - Dem großen Jubel folgte die rasche Ernüchterung: Zwar will der Bund die coronagebeutelten deutschen Profiligen auch 2021 mit 200 Millionen Euro unterstützen – doch womöglich kommt das Geld gar nicht an. Laut EU-Recht nämlich soll jeder Club angeblich nur einmal die maximal 800 000 Euro Unterstützung erhalten können. Damit kämen viele Vereine im Basketball, Handball und Eishockey für eine Förderung in 2021 nicht mehr infrage.
„Das hat uns völlig kalt erwischt. Wir werden prüfen, ob dem wirklich so ist“, sagte Geschäftsführer Stefan Holz von der Basketball Bundesliga (BBL). Man sei davon ausgegangen, dass die Regelungen auf das Kalenderjahr bezogen sind. „Insofern stellt sich die Frage, ob unter diesen Umständen ein neuer 200-MillionenTopf überhaupt Sinn macht.“
Die Handball Bundesliga (HBL) begrüßte die Verlängerung des Hilfspakets zunächst, sieht aber noch einigen Klärungsbedarf. „Die Maßnahmen müssen natürlich auch konform mit dem EU-Recht sein“, sagte LigaGeschäftsführer Frank Bohmann. Er hoffe, dass „wir bis Weihnachten Klarheit haben und dann sicher kalkulieren können“. Sollte es bei einer Deckelung des Höchstsatzes von 800 000 Euro pro Club für entfallene Zuschauereinnahmen bleiben, könnten sich laut Bohmann auch nur die kleineren Clubs freuen. Diese hatten 2020 oft Anträge auf Zahlungen in Höhe von 300 000 oder 400 000 Euro gestellt, hätten also noch Luft für weitere Zahlungen. Ein Topclub wie der THW Kiel hingegen, der allein durch Kartenverkäufe vor einer Saison bis zu sechs Millionen Euro an Einnahmen hat, hätte keinen Anspruch mehr auf weitere Zahlungen. „Da hält sich dann die Freude über das neue Paket in Grenzen“, so Bohmann.
Es sei ganz wichtig, „dass die Clubs diese Zahlungen für 2021 zusätzlich zu den aktuellen Zahlungen erhalten“, meinte Gernot Tripcke, Geschäftsführer der Deutschen Eishockey Liga (DEL). 13 von 14 DEL-Clubs haben die Hilfen wegen ausbleibender Zuschauergelder in Corona-Zeiten bereits beantragt und würden nun für 2021 vermutlich leer ausgehen.
Dagmar Freitag, Vorsitzende des Sportausschusses im Deutschen Bundestag, wies darauf hin, dass der Höchstsatz bei Anträgen bei Ausfällen von Zuschauereinnahmen bei 800 000 Euro bliebe. Darüber hinaus könne aber noch eine Unterstützung für die Deckung von Fixkosten beantragt werden. „Hierfür kann ein Zuschuss in Höhe von maximal drei Millionen Euro beantragt werden.“
Alles ist noch sehr vage. Auch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) ist um eine Lösung mit der Politik bemüht. Derzeit wird geprüft, wie man die Gelder trotz der herrschenden EU-Richtlinien auszahlen kann. Dabei wird auch überlegt, welche Gründe neben dem Wegfall der Zuschauereinnahmen noch relevant sein könnten. „Wir sehen, dass der politische Wille da ist“, sagte Tripcke.
Nicht ganz ohne Stolz hatte der DOSB am Freitag verkündet, dass der Bund das 200-Millionen-Hilfspaket für die Profiligen im deutschen Sport außerhalb der 1. und 2. Fußball-Bundesliga 2021 verlängern werde. 120 Millionen Euro davon stammen aber aus dem Paket für 2020, der Rest wird frisch zugeschossen.
Dass 120 Millionen Euro im letzten Jahr nicht ausgezahlt wurden, macht das ganze Dilemma deutlich: Viele Vereine können den großen Verwaltungsaufwand für die Anträge nicht leisten und gehen leer aus. Auch hier müssen Politik und Sport nachbessern und Erleichterungen schaffen.