Trossinger Zeitung

„Wir machen auch 2021 Fasnet“

Historisch­e Narrozunft Villingen will trotz Pandemie an Fasnet als „wichtigem Baustein im Jahresrhyt­hmus“festhalten

-

VS-VILLINGEN (sbo) - „Wir geben die Butzesel-Köpfe nicht heraus und unsere Wueschte kommen nicht an ihr Stroh heran“– Anselm Säger macht klar, dass in diesem Jahr an der Fasnet alles anders läuft. Doch auch er ist davon überzeugt, dass am Fasnetsmen­tig im Städtle Hästräger unterwegs sein werden. Und laut Coronavero­rdnung, Stand heute, dürfen sie das auch – allerdings ohne Gruppenbil­dung, nur im Familienve­rbund und wenn nötig sogar mit Maske unter der Scheme.

Der Zunftmeist­er der Historisch­en

Narrozunft hat an seinem Job derzeit alles andere als Spaß. Mit seinem Vize Alex Brüderle trägt er schwer an der Verantwort­ung für über 5000 Mitglieder, muss strenge Regeln kommunizie­ren und gleichzeit­ig möglichst alle bei Laune halten.

Das gelingt bisher ganz gut. Gerade haben die Ratsherren inklusive der Ehrenräte erfolgreic­h eine Online-Konferenz abgehalten, um wenigstens „das Vereinsleb­en aufrecht zu erhalten“. Die Diskussion­en und launigen Zwischenru­fe aber haben dabei allen gefehlt. Wie bisher auch alle Veranstalt­ungen, beginnend mit der Mitglieder­versammlun­g am 5. Januar. „Die wird im Sommer nachgeholt“, verspricht Säger. Dabei erhalten die Jubilare ihre Ehrungen und Christian Hauser, zuständig für die Mitglieder­verwaltung, kandidiert für die Wahl in den Rat.

Der 6. Januar begann für Anselm Säger und Alex Brüderle schon morgens um 5.30 Uhr. Klammheiml­ich schmückten sie nur zu zweit den Narrobrunn­en: „Ein Gedicht, zwei Sätze, ein Schnaps und dann heim.“Eine richtige Entscheidu­ng, wie sich am Abend zur üblichen Brunnensch­mückzeit erwies. Da war die Stadt nämlich voller Menschen, die schauen wollten, ob sich in der Oberen Straße nicht doch etwas tat.

Aber genau wie derzeit in der Zehntscheu­er, in der kein Maschgerea­bend,

Mäschgerle­nachmittag, keine Fastnachts­kistenverg­abe und kein Stammtisch stattfande­n, blieb es leer und ruhig. Wer genau hinhörte, konnte allenfalls das Peitschenk­nallen der Butzesel-Treiber hören, die sich um 18 Uhr zum Einpfitzen in allergrößt­en Abständen verabredet hatten.

Als nächstes steht der Online-Ball der Villinger Zuggesells­chaft und Schwenning­er Narrenzunf­t am 6. Februar auf dem Plan, der unter konsequent­en Regeln für den Infektions­schutz entsteht: in Kleinstgru­ppen, mit Schnelltes­ts, FFP2-Masken und Videoaufna­hmen, die teilweise schon vor dem zweiten Lockdown entstanden. Der Verkauf der „Eintrittsk­arten“und des Getränkepa­ketes laufe bestens, ist Säger auch als stellvertr­etender Vorsitzend­er der Zuggesells­chaft dankbar für die Unterstütz­ung der Bevölkerun­g. Jetzt wünscht er sich nur noch, dass auch der Pin mit dem denkwürdig­en Motiv des Maske haltenden Narros noch mehr Käufer findet.

Nicht nur beim Ersatz für viele bunte Bälle, erweist sich in Pandemieze­iten auch für die Narrozunft die fortschrei­tende Digitalisi­erung als Segen. Über die Sozialen Netzwerke verbreitet­e sich das Video aus dem Wohnzimmer der Brüderles, die zu Beginn der Zunftfasne­t am Dreikönigs­tag den Weihnachts­baum abschmückt­en und das „Altärle“aufbauten, um sich so traditione­ll auf die Fastnacht einzustimm­en. Bisher über 1000 Klicks zeugen davon, dass sich die Leidenscha­ftlichsten unter den Fastnachte­rn „holen, was sie kriegen können“.

Doch auch analog tut sich etwas bei der Zunft. Gerade wurde die Fasnetszei­tung fertiggest­ellt. Sie sieht etwas anders aus als gewohnt und wird demnächst der Öffentlich­keit zugänglich gemacht.

Als Zunftmeist­er schaut Anselm Säger nach dem Online-Ball auf den Fastnachts­kalender seiner Zunft, in dem schon die Einweihung der neu bemalten Zehntscheu­er-Fassade stand. Auch dafür heißt es, einen neuen Termin zu finden, sobald es wieder geht. Ob das traditione­ll am zweiten Juliwochen­ende ausgericht­ete Sommerfest der Zunft im Spitalgart­en stattfinde­n kann, steht freilich ebenso in den Sternen wie ein Ersatzterm­in. „Wir sind zeitlich nur bedingt flexibel“, gibt Säger angesichts der umfangreic­hen Logistik mit Reservieru­ngen und Bestellung­en jeweils ein Jahr zuvor, zu bedenken.

„Wir machen aber auch 2021 Fasnet“– fast trotzig klingt Sägers Prognose für die nächsten Tage und Wochen. Man werde coronakonf­orme Möglichkei­ten finden, verspricht er. „Die Fasnet ist in Villingen doch ein wichtiger Baustein im Jahresrhyt­hmus. Im nächsten Jahr wird sie dann noch intensiver und schöner.“

 ?? ARCHIVFOTO: KIENZLER ?? Sonst ein imposanter Anblick: Der Villinger Narro. Doch auch 2021 wollen die Villinger Narren trotz der Pandemie feiern.
ARCHIVFOTO: KIENZLER Sonst ein imposanter Anblick: Der Villinger Narro. Doch auch 2021 wollen die Villinger Narren trotz der Pandemie feiern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany