Bis 2040 soll Europa nahezu rauchfrei sein
Die EU sagt dem Krebs den Kampf an – Geplant sind auch höhere Preise für Alkohol und Tabak
BRÜSSEL (dpa) - Im Kampf gegen den Krebs will die EU-Kommission die Raucherquote drastisch drücken und deshalb Tabak weiter reglementieren und teurer machen. Bis 2040 soll der Anteil der Raucher in der Europäischen Union von heute 25 Prozent auf unter fünf Prozent sinken. Auch Preise für Alkohol könnten steigen, um riskanten Konsum und Krebsgefahren einzudämmen. Beides ist Teil eines europäischen Plans gegen den Krebs, den die EU-Kommission am Mittwoch vorlegte – einen Tag vor dem Weltkrebstag.
2020 wurde nach offiziellen Angaben bei 2,7 Millionen Menschen in der EU Krebs entdeckt. 1,3 Millionen Patienten starben an der in vielen Varianten auftretenden Krankheit. Für Deutschland veröffentlichte das Statistische Bundesamt am Mittwoch die Zahlen für 2019: Demnach starben in dem Jahr rund 231 000 Menschen an den Folgen einer Krebserkrankung – 125 000 Männer und 106 000 Frauen. In Baden-Württemberg sterben gemessen an der Einwohnerzahl im bundesweiten Vergleich die wenigsten Menschen an Krebs. 2019 gab es im Südwesten auf 100 000 Einwohner rund 236 Sterbefälle wegen Krebserkrankungen, teilte die Techniker Krankenkasse am Mittwoch mit.
Krebs ist in Deutschland die Ursache für ein Viertel aller Todesfälle. Lungen- und Bronchialkrebs war unter den Krebs-Todesfällen am häufigsten. Bei der Vorbeugung nimmt die EU-Kommission deshalb erneut den Tabak ins Visier, der nach ihren Angaben für 15 bis 20 Prozent aller Krebserkrankungen in der EU verantwortlich ist. Ziel sei eine „tabakfreie Generation“, sagte Kommissionsvize Margaritis Schinas. Konkret will die Kommission im Kampf gegen das Rauchen bei Tabak Produktstandards verschärfen, die Mindestbesteuerung anpassen und gegen Tabakwerbung in sozialen Medien und beim Sponsoring vorgehen.
Auch Alkohol ist aus Sicht der Kommission als Krebsrisiko unterschätzt. Deshalb wolle man mit den EU-Staaten dafür sorgen, dass Alkohol weniger preiswert und weniger verfügbar ist, dass Werbung eingeschränkt und besser über Risiken aufgeklärt wird. Auch hier sollen EUSteuerregeln
unter die Lupe genommen werden. Man werde zudem Gesundheitshinweise auf alkoholischen Getränken vorschlagen, sagte Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides.
Der Plan gegen den Krebs ist aber umfassender. Neben der Prävention sollen auch Behandlung und Nachbehandlung verbessert werden. Derzeit seien die Überlebenschancen in den 27 EU-Staaten unterschiedlich, erklärten die Kommissare.
Deshalb schlugen sie vor, in allen EU-Staaten bis 2025 sicherzustellen, dass mindestens 90 Prozent der Risikogruppen für Brust-, Gebärmutterhalsund Darmkrebs Früherkennungstests angeboten werden. Bis 2030 sollen 90 Prozent der betroffenen Patienten Zugang zu nationalen Krebszentren haben, die in der EU vernetzt sein sollten.
Zur Vorbeugung sollen Impfungen gegen bestimmte Krebsarten ausgeweitet werden. Bei Mädchen, für die es eine Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs gibt, soll bis 2030 eine Impfquote von 90 Prozent erreicht sein. Zudem sollen auch die Risikofaktoren Umweltverschmutzung, ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel gezielt bekämpft werden.