Online kann Präsenz noch nicht ersetzen
Ausbildung im Jahr 2020/21 vor allem für viele kleine und mittelständische Betriebe stellt sich die Problematik, wie sie ihre Auszubildenden bestmöglich auf die Prüfungen vorberiten können. Der Südfinder fragte zu diesem beim Geschäftsführer der Handwerkskammer Konstanz, Georg Hiltner nach. Vor allem, wie sehr Online schon Präsenz-Unterricht ersetzen kann.
Wie erleben Sie gerade das Thema Ausbildung und Prüfungsvorbereitung in den bei Ihnen organisierten Handwerksbetrieben?
Die Betriebe halten in der Regel an ihrer Ausbildung fest, selbst dort, wo die Branche schließen musste, wie beispielsweise bei den Friseuren. Dennoch sind viele Auszubildende, die kurz vor der Prüfung stehen, verunsichert durch den ausfallenden Präsenzunterricht an den Berufsschulen. Daher empfehlen wir unseren Betrieben, den Auszubildenden in diesen Phasen verstärkt Zeit zum Lernen und zur Prüfungsvorbereitung einzuräumen. Dort, wo bereits
Prüfungen stattfanden, haben die Prüfungsverantwortlichen der Handwerkskammer und die Innungen diese unter Berücksichtigung der Vorschriften zum Infektionsschutz ohne größere Beeinträchtigungen durchgeführt, teilweise auch online.
Was sind aktuell die größten Probleme und wie werden diese gelöst?
Der Online-Unterricht kann nie komplett den Präsenzunterricht ersetzen. Wir müssen daher Raum für individuelle Fragen schaffen. Das geschieht teilweise bereits über Online-Lerngruppen. Wir sind froh, dass wir in unseren Bildungsakademien zumindest die praktische Prüfungsvorbereitung in Form der prüfungsnahen „Überbetrieblichen Ausbildung“nach wie vor durchführen können – natürlich unter Einhaltung der notwendigen Hygieneschutzmaßnahmen. Unsere Lehrkräfte sind sich der schwierigen Situation der Jugendlichen in der Ausbildung bewusst und daher offen für alle Fragen.
Welche Hilfestellungen wünschen Sie sich seitens der Politik und wie schnell müsste diese erfolgen?
Mit dem aktuellen Programm „Ausbildungsplätze sichern“hat die Politik Maßnahmen entwickelt, um das Ausbildungsengagement der Handwerksbetriebe stabil zu halten. Zusätzlich wäre es wichtig, junge Menschen durch staatlich geförderte Maßnahmen zu unterstützen, um ausgefallenen Berufsschulunterricht oder mögliche Unterbrechungen der betrieblichen Ausbildung so gut wie möglich zu kompensieren.
Georg Hiltner, Geschäftsführer der Handwerkskammer Konstanz
Was macht das Handwerk gerade im Bereich Ausbildung aus?
Handwerk lebt von der praktischen Arbeit, braucht aber auch ein Fundament aus theoretischem Wissen. Diese Verquickung zwischen Theorie an der Berufsschule und Praxis im Betrieb muss auch in CoronaZeiten aufeinander abgestimmt sein, so dass die Auszubildenden bestmöglich profitieren und einen erfolgreichen Abschluss erlangen können.
Verändert sich die Art der Ausbildung gerade und wenn ja, wie?
Der Digitalisierungsschub, der durch die Corona-Pandemie entstanden ist, zeigt sich natürlich auch in den vielen Handwerksbetrieben. Viele Betriebe haben in den letzten Monaten ihre Prozesse und ihre Kundenkommunikation optimiert und digitalisiert, was die Auszubildenden hautnah miterleben. Und im besten Fall gestalten sie diesen Wandel als Digital Natives mit.