Grün gewinnt
Nachhaltige Geldanlagen trotzen Corona und helfen bei der Klimawende
STUTTGART - Wenn es darum geht, das eigene Geld in nachhaltige Investments zu stecken, stellt sich rasch die Gretchenfrage nach der Rendite. Spielen Anlagen, die nach ökologischen, sozialen sowie Grundsätzen der guten Unternehmensführung (ESG-Kriterien) ausgerichtet sind, zumindest die dieselben Erträge wie konventionelle Investments ein? Tatsächlich haben 2020 fast alle nachhaltigen Anlagestrategien einige Prozent besser abgeschnitten als ihre gängigen Pendants. Wie dazu mehrere Studien ergeben haben, weisen nachhaltige Investments generell keine Renditenachteile auf, sondern sogar leichte Vorteile. Dieser Effekt basiere insbesondere darauf, dass Nachhaltigkeitsstrategien zyklische Aktien und Rohstoffwerte weitgehend ausschlossen, sagt Gregor Frankenhauser, verantwortlich bei der Bethmann Bank für Kunden in Oberschwaben.
Eine Studie der Fondsgesellschaft Union Investment hebt in diesem Kontext die Widerstandskraft ESGorientierter Depots hervor. Eigenschaften, die ein Unternehmen krisenfest machen, finden sich demnach verstärkt bei nachhaltig aufgestellten Firmen. Eine intelligent konstruierte ESG-Strategie hätte selbst in der besonders schwierigen ersten Phase der Corona-Krise zumindest die Chance auf positive Erträge geboten, schreiben die Union-Experten.
Nachhaltige Investments bieten also nicht nur eine sogenannte ethische Dividende, sondern erweisen sich außerdem als risikostabiler. „Es spricht vieles dafür, dass eben jene Unternehmen, die unter ESG-Gesichtspunkten besonders nachhaltig wirtschaften, erst recht in der aktuellen Krise einen Sicherheitspuffer für das Depot bieten können“, schlussfolgert Union-Vorstand Alexander Schindler. Beispielhaft steht hierfür der Union-Fonds „UniNachhaltig Aktien Global“, der per Ende Januar binnen Jahresfrist 7,25 Prozent gutgemacht hat, gegenüber nur 5,31 Prozent, die der umfassende Index MSCI World zugelegt hat.
Weil die zur ABN Amro-Gruppe gehörende Bethmann Bank bereits seit zehn Jahren als Pionier die Nachhaltigkeit in ihrer Vermögensverwaltung verankert hat, lohnt sich ein exemplarischer Blick auf deren Vorgehensweise. Zunächst hat das Institut eine Reihe von Stolpersteinen definiert, die ein Engagement in diesen Aktien ausschließen. Damit fallen Firmen durchs Raster, deren Geschäftsmodelle etwa auf Waffenproduktion, fossilen Brennstoffen, Suchtmitteln, Glücksspiel oder kontroversen Geschäftspraktiken basieren.
Aktien, die diese erste Prüfung bestehen, werden dann nach ESG- und
Renditegesichtspunkten unter die Lupe genommen, bevor sie schließlich im Musterportfolio der Bethmann-Vermögensverwaltung landen. „Je nach Risikoaffinität können sich die Kunden dann zwischen vier Strategien mit aufsteigendem Risiko entscheiden“, erläutert Gregor Frankenhauser.
Über zehn Jahre kommt das Institut, das insgesamt Kundengelder über 36 Milliarden Euro verwaltet, damit per Ende 2020 auf eine Performance zwischen 54 und 139 Prozent. Das heißt, die vorsichtigste Anlagevariante wirft über zehn Jahre solide 54 Prozent ab, während die risikoreichste Version mit 139 Prozent klar den Dax schlägt, der im selben Zeitraum 102 Prozent zugelegt hat. Fester Bestandteil des dazu gehörenden Nachhaltigkeitsreportings ist eine Berechnung des CO2-Fußabdrucks eines jeden Portfolios.
Dieser Wert wird in Relation gesetzt zu einem Grenzwert, mit dem die Ziele des Pariser Abkommens zum Klimaschutz von 2015 noch erreichbar wären. Bekanntlich soll damit der Anstieg der globalen Erwärmung durch Reduzierung der CO2Emissionen auf zwei Grad begrenzt werden. „Das Reporting zeigt, inwieweit unser Nachhaltigkeitsportfolio mit den Klimazielen des Pariser Abkommens verträglich ist oder eben nicht“, erläutert Gregor Frankenhauser.
Ähnliche Benchmark-Vergleiche leistet die Bethmann Bank bei der Frage, in welchem Ausmaß die Unternehmen im Depot zum Erreichen der UN-Entwicklungsziele beitragen. Die 2016 von den Vereinten Nationen aufgestellten 17 Ziele dienen im Kern der Sicherung von Grundbedürfnissen, der Reduzierung von Ungleichheit, dem nachhaltigen Management von natürlichen Ressourcen und dem Schutz der Ökosysteme.
Mit dieser Art von sogenanntem Impact Investing kann jedes Depot seinen Teil zur Klimawende oder zum Erreichen der UN-Ziele beitragen.