Historischer Tiefpunkt
Deutsche Biathleten enttäuschen bei WM mit schlechtester Bilanz seit 2013
POKLJUKA (SID) - Franziska Preuß und Co. hingen sich feixend ihre Silbermedaillen gegenseitig um den Hals, doch ansonsten hatten die deutschen Biathleten auch am Abschlusswochenende der WM in Pokljuka wenig zu lachen. Die großen Hoffnungen im Schlussspurt der Titelkämpfe erfüllten sich nicht, stattdessen reihten sich weitere Enttäuschungen aneinander. Die Medaillenausbeute blieb mager, die Weltmeisterschaften auf der slowenischen Hochebene markieren einen historischen Tiefpunkt. Lediglich zwei Medaillen hatte es seit der Wiedervereinigung nur einmal zuvor für den Deutschen Skiverband gegeben – und 2013 in Nove Mesto gab es weniger Wettbewerbe als heute. „Wir haben nicht das erreicht, was wir erreichen wollten“, sagte Bundestrainer Mark Kirchner: „Aber man kann nicht von einer Enttäuschung sprechen, es war nicht alles schlecht.“Der Sportliche Leiter Bernd Eisenbichler war dagegen kritischer: „Wir sind nicht zufrieden. Wir wollten mehr aus dieser Weltmeisterschaft herausholen“, sagte er im ZDF.
Zum zweiten Mal in Serie und erst zum dritten Mal überhaupt beendeten die deutschen Biathleten eine WM ohne Goldmedaille. Im Vorjahr gewannen die deutschen Skijäger in Antholz zwar auch keinen WM-Titel, dafür aber fünf Medaillen. In Pokljuka stehen lediglich die silbernen Plaketten von Arnd Peiffer im Einzel und der Frauenstaffel zu Buche. Die Konkurrenz aus Norwegen, Frankreich und Schweden ist enteilt.
Dem emotionalen Höhepunkt in der Staffel folgte ohne die erkrankte Denise Herrmann am Sonntag eine weitere Enttäuschung. Auch im vierten Einzelrennen verpassten die deutschen Athletinnen den Sprung aufs Podest, erstmals seit 1997 in Osrblie/ Slowakei holten die deutschen Frauen keine Einzelmedaille. Preuß lief beim Sieg der Österreicherin Lisa Theresa Hauser im Massenstart über 12,5 km mit zwei Schießfehlern als beste Deutsche auf Rang sechs. „Natürlich war mein Ziel, eine Einzelmedaille zu gewinnen, das habe ich knapp nicht geschafft“, sagte die 26-Jährige etwas enttäuscht. Vanessa Hinz überzeugte mit nur einer Strafrunde als Zehnte. Das Rennen stand sinnbildlich für die Auftritte der deutschen Frauen bei der WM: Viele gute Ansätze, doch „die Medaille fehlt natürlich“, wie Trainer Kristian Mehringer resümierte. Diese gab es wenigstens am Vortag mit Silber in der Staffel. Mit einer beeindruckenden Aufholjagd und starkem Schlussspurt verschaffte Preuß den deutschen Frauen endlich auch mal „einen Grund zum Feiern“. Nur die Norwegerinnen waren um 8,8 Sekunden besser.
Die deutschen Männer beendeten nach einem totalen Einbruch von Erik Lesser ihre Staffel über 4x7,5km mit dem zweitschlechtesten WM-Ergebnis seit der Wiedervereinigung. „Die letzte Runde ging gar nichts mehr. Eine wirkliche Erklärung habe ich nicht“, sagte DSV-Arzt Jan Wüstenfeld über Lesser. Schon nach dem sonst so verlässlichen Startläufer waren alle Träume von der vierten Staffel-Medaille in Serie bei einem Großereignis dahin.
Im Massenstart konnte Peiffer dagegen bis zum letzten Schießen träumen, doch dann glitt dem Routinier seine mögliche zweite Medaille durch zwei Fehler aus den Händen. Letztlich blieb beim erneuten Sieg des Norwegers Sturla Holm Lägreid nur Rang zwölf. „Unterm Strich passt’s schon“, sagte der 33-Jährige. Benedikt Doll, der als 23. ins Ziel kam, blickte schon deutlich missmutiger drein: „Man investiert so viel und dann kommt so wenig dabei rum. Ein paar Tage darf ich jetzt traurig sein.“So wie ihm geht es nun wohl vielen DSV-Athleten.