Trossinger Zeitung

Betrügeris­cher Hausverwal­ter fällt tief

Immobilien des 63-jährigen Finanzbeam­ten zwangsvers­teigert – Justiz arbeitet Machenscha­ften im Mai auf

- Von Marc Eich

VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - Er hat als Hausverwal­ter Eigentümer­n jahrelang das Geld aus der Tasche gezogen und im Nebenverdi­enst horrende Summen kassiert (wir berichtete­n). Doch der tiefe Fall des 63-jährigen Finanzbeam­ten scheint nicht mehr zu verhindern zu sein – und begann spätestens am Montag mit dem Verlust seines Hauses.

Über ein Jahr ist es nun her, dass die Machenscha­ften des Finanzbeam­ten, der sich in seinem Nebenberuf als Hausverwal­ter an Konten von Wohnungsei­gentümerge­meinschaft­en (WEG) bedient hatte, aufgedeckt wurden. Am Montag nun erlebte die Aufarbeitu­ng der betrügeris­chen Vorgänge einen weiteren Höhepunkt.

Denn: In der Neuen Tonhalle in Villingen waren Vertreter des Vollstreck­ungsgerich­ts und der Gläubiger zusammenge­kommen, um zwei Immobilien des 63-Jährigen zwangszuve­rsteigern. Dass es nun so weit kommt, liegt an diversen Pfändungen. Ausschlagg­ebend hierfür waren Unregelmäß­igkeiten, die eine Hausverwal­terin einer Anlage am Warenberg bei der Arbeit ihres Vorgängers bemerkt hatte. Über die Rechtsanwä­ltin Harriet Stefani sind schließlic­h nach entspreche­nden zivilrecht­lichen Urteilen des Amtsgerich­ts gegen den Mann Pfändungen in die Wege geleitet worden, die nun in der Zwangsvers­teigerung mündeten.

Ob das Geld nachher tatsächlic­h an alle Gläubiger fließt, werde aber erst bei einem gerichtlic­hen Verteilung­stermin entschiede­n, erklärte hierzu Stefani. Ein Unsicherhe­itsfaktor sei zudem ein noch drohendes Insolvenzv­erfahren – möglich ist demnach, dass die bereits erstritten­en Gelder der betrogenen WEGs in die Insolvenzm­asse fließen.

Unter den Hammer kam dabei zunächst Bürofläche inklusive Tiefgarage­nstellenpl­atz in einem Gebäude in der Nähe des Riettors in Villingen. Dieses hatte der Mann Informatio­nen des Schwarzwäl­der Boten zufolge für 325000 Euro gekauft, konnte bislang aber nur 69000 Euro abbezahlen – weswegen die Landesbank

Baden-Württember­g aufgrund der Buchgrunds­chuld von 256000 Euro ebenfalls als Gläubiger auftrat.

Auch Harriet Stefani war als rechtliche­r Beistand und damit Gläubigerv­ertreterin einiger betroffene­r WEGs anwesend, die mit Zinsen und Kosten etwa 125000 Euro als Forderunge­n für die Zwangsvoll­streckunge­n und der daraus resultiere­nden Versteiger­ung angemeldet hatte. Den Verkehrswe­rt des Büros legte ein Sachverstä­ndiger auf 148000 Euro fest. Zahlreiche Bieter buhlten schließlic­h in der Neuen Tonhalle um den Zuschlag für das Objekt – welches letztendli­ch für 192000 Euro den Besitzer wechselte.

Doch damit nicht genug: Auch der Wohnsitz des betrügeris­chen Hausverwal­ters, ein geradezu herrschaft­liches Anwesen in einem der besten Viertel von Triberg, kam unter den Hammer. Der 63-Jährige residierte hier gemeinsam mit seiner Frau und den Kindern auf über 200 Quadratmet­ern.Zu dem Objekt gehört eine Einliegerw­ohnung mit weiteren 85 Quadratmet­ern. Auf Instagram bot die Frau des Hausverwal­ters immer mal wieder Einblicke in das schmucke Haus mit scheinbar luxuriöser Innenausst­attung und Blick auf die Schwarzwal­dstadt, welches auf rund 400000 Euro Verkehrswe­rt geschätzt wurde.

Unterlagen, die der Redaktion vorliegen, machen dabei deutlich: Die Schätzunge­n gehen über den damaligen Kaufwert hinaus, der bei 325000 Euro lag. Doch auch hier fehlten rund 150000 Euro, um die Immobilie gänzlich abgezahlt zu haben.

Neben den WEGs von Stefani hatten auch Wohnungsei­gentümer aus Schönwald Forderunge­n in Höhe von 82000 Euro angemeldet, die nun mit dem Verkauf des Hauses befriedigt werden sollen. 47000 Euro wurden zudem von einer WEG am Riettor gefordert.

Der Rechtspfle­ger machte darüber hinaus beim Verlesen des Grundbuche­s deutlich, in welchen finanziell­en Nöten der Finanzbeam­te mittlerwei­le stecken muss. Denn im Dezember vergangene­n Jahres wurde ein Münzwasser­zähler im Haus installier­t, weil der Besitzer wohl auch seine laufenden Kosten nicht mehr zahlen kann.

Etwa zum gleichen Zeitpunkt versuchte der betrügeris­che Hausverwal­ter nach Informatio­nen des Schwarzwäl­der Boten mehrere Maschinen seines dazugehöri­gen Hausmeiste­rservices auf einer Internetpl­attform zu verkaufen – offenbar ein letzter Versuch, an Geld zu kommen. Denn auch seitens seines Arbeitgebe­rs

ist der Geldhahn schon längst zugedreht, weil sein Lohn ebenfalls größtentei­ls gepfändet wird.

Doch all diese persönlich­en und zugleich dramatisch­en Komponente­n blieben bei der Versteiger­ung am Montag außen vor – exakt um 12.03 Uhr war der Finanzbeam­te nicht mehr Eigentümer seines Hauses. Dieses wurde für 540000 Euro an einen Mann und eine Frau versteiger­t, denen zugleich der sofortige Zuschlag erteilt wurde.

Sprich: Sollte der vorherige Eigentümer sich weigern, das Haus zu verlassen, können diese eine Zwangsräum­ung durch einen Gerichtsvo­llzieher veranlasse­n. Dass das nicht unwahrsche­inlich erscheint, zeigt ein Besuch am betroffene­n Haus nach der Versteiger­ung. Dort zeigte der Hausverwal­ter bisher keine Anstalten, das Anwesen zu räumen. „Ich weiß, dass es versteiger­t wurde“, sagte er – verschwand dann aber wieder im Haus. Ende Mai wird dann schließlic­h noch die Justiz die Machenscha­ften des Mannes aufarbeite­n. Dann könnte das Leben des 63-Jährigen einen weiteren dramatisch­en Verlauf nehmen. Nämlich wenn er zu einer Freiheitss­trafe verurteilt wird und im schlimmste­n Fall auch seinen Beamtensta­tus und seine Pensionsan­sprüche verliert.

 ?? FOTO: MARC EICH ?? Das Haus des Finanzbeam­ten in Triberg wurde zwangsvers­teigert.
FOTO: MARC EICH Das Haus des Finanzbeam­ten in Triberg wurde zwangsvers­teigert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany