Dauerparken kostet Geld oder Fußmarsch
Gemeinderat beschließt mehrheitlich neues Parkkonzept – Erste Schritte ab Juli
TUTTLINGEN - Kostenlose Parkplätze für Dauerparker in der Tuttlinger Innenstadt – die wird es bald nicht mehr geben. Am Montag hat der Gemeinderat bei drei Gegenstimmen dem neuen Parkkonzept für Tuttlingen zugestimmt, und damit ist klar: Dauerparker müssen ab dem Sommer weitere Wege in Kauf nehmen oder den Geldbeutel zücken. Ein Überblick.
Was ist geplant?
Losgehen soll es im Juli. In der Parkzone im Stadtkern wird die Parkgebühr auf einen Euro pro 30 Minuten erhöht. In der zweiten Zone drumherum kostet das Parken 50 Cent pro Stunde, in beiden Zonen dürfen Autos aber nicht länger als zwei Stunden stehen bleiben. Eine weitere Zone betrifft das Gebiet zwischen Wilhelmstraße und Aesculap-Kreisel rund um das Landratsamt – dort kostet das Parken dann ebenfalls 50 Cent pro Stunde, es gibt aber ein Tagesticket für vier Euro. In einem weiteren Schritt will sich die Stadt den Parkplatz am Donauspitz und Festplatz vornehmen: Dort sind dann zwei Stunden frei, ab der dritten Stunde kostet das Parken 50 Cent, der Tagessatz beträgt vier Euro. Weiter geht es in der südlichen und östlichen Innenstadt. Dort darf dann zwar kostenlos geparkt werden, aber maximal zwei Stunden. Ausnahmen gibt es überall für Anwohner mit entsprechendem Parkausweis. Eine Grafik finden Sie unter www.schwaebische.de/tut-parkkonzept.
Was erhoffen sich Stadt und Gemeinderat von dem neuen Konzept?
Dass mehr Parkplätze in der Innenstadt verfügbar sind, weil sie nicht von Dauerparkern blockiert werden. Rund um die Gutenbergstraße beim Légère-Hotel funktioniere das schon gut, sagte Eva Zepf (SPD).
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„Dort sind die Parkplätze kostenpflichtig, aber man findet einen Parkplatz.“Hans-Peter Bensch, der neben Herbert Spägele (beide FDP) und Peter Stresing (AfD) gegen das Konzept stimmte, störte sich dagegen daran, dass man das nur mit restriktiven Maßnahmen versuche. „Anreize zu schaffen wäre besser“, so Bensch. Uwe Schwartzkopf (LBU) hielt dagegen, dass stadtnahes, kostenloses Parken weiterhin möglich sein wird, aber eben zeitlich begrenzt.
Welche Möglichkeiten bleiben Berufspendlern?
Diese Frage trieb im Gemeinderat vor allem Michael Seiberlich (CDU) um. Ein Arbeitgeber, dessen Beschäftigte vor allem aus dem Umland kämen und kaum auf den Bus umsteigen könnten, habe ihn angesprochen, sagte er. Mit der Frage: „Wo sollen diese Leute parken?“Es bliebe nichts anderes als „auf die zentral gelegenen Parkplätze zu verweisen, die nichts kosten“, antwortete Oberbürgermeister Michael Beck.
Die Frage betreffe auch viele Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Man habe diesen bereits günstige, von der Stadt „hochsubventionierte“Stellplätze auf dem Parkplatz hinter der Stadthalle angeboten. „Offenbar ist der Weg aber immer noch zu weit“, so Beck, das Angebot wurde nicht angenommen. Für ihn blieb nur die Schlussfolgerung: „Wenn wir weiterhin 1600 Stellplätze in der Innenstadt zum Nulltarif anbieten, tut sich nichts.“
Hellmut Dinkelaker (SPD) regte an, Unternehmen in die Pflicht zu nehmen, Mitarbeitern gegebenenfalls vergünstigte Dauerstellplätze anzubieten – die Stadtverwaltung will das Gespräch suchen. In erster Linie hoffe man aber, Menschen zum Umsteigen auf Bus und Bahn bewegen zu können, hieß es von Baudezernent Florian Steinbrenner. Oder Fahrgemeinschaften zu bilden und sich die Parkgebühren zu teilen.
Sind die Parkhäuser eine Alternative?
Wer in den drei großen Parkhäusern – Innenstadt, Stadthalle, Am Seltenbach – parkt, zahlt momentan etwa 50 Cent pro halbe Stunde, ein Tagesticket kostet sechs beziehungsweise sieben Euro. Künftig sind die Parkhäuser also etwas günstiger als der neue Kernbereich des Parkkonzepts, aber immer noch teurer als die anderen Zonen oder der Donauspitz.
Etwa ein Drittel der 633 Stellplätze in den drei Parkhäusern sind für Dauerparker reserviert. Ein solcher Stellplatz kostet im Monat 42 bis 44 Euro. Momentan ist nach Angaben des Betreibers, Parkservice Hüfner, keiner verfügbar. Dass mehr Dauerstellplätze in den Parkhäusern ausgewiesen werden, hält Michael Herre, Fachbereichsleiter Planung und Bauservice, für unwahrscheinlich. „Mit den Kurzzeitparkern verdienen die
Betreiber das Geld“, sagte er, und da sei noch Luft nach oben. Das Parkhaus Am Seltenbach etwa sei nur zu 60 Prozent ausgelastet.
Dass das Parken in den Parkhäusern günstiger wird, ist ebenfalls unwahrscheinlich. Der Betreiber hätte aber signalisiert, dass die Preise konstant bleiben, so Steinbrenner. Außerdem gebe es Überlegungen, die Park-App Easypark auf die Parkhäuser auszuweiten und sie dadurch attraktiver zu machen.
Was ist, wenn Parkende in die umliegenden Wohngebiete ausweichen?
Diese Befürchtung äußerte im Gemeinderat zum wiederholten Mal Michael Meihack (Freie Wähler). Sicherlich werde vermehrt in der Panoramastraße oder rund ums Krematorium geparkt. Gegebenenfalls könne man die Parkdauer in weiteren Zonen begrenzen, hieß es von Herre und Steinbrenner. Die Devise lautet aber: erstmal abwarten, was passiert.
Kommt der Brezeltarif zurück?
Kostenloses Parken für 20 oder 30 Minuten – das ist ein Wunsch der Einzelhändler, an den Uwe Schwartzkopf (LBU) erinnerte. Der Brezeltarif wurde vor einigen Jahren abgeschafft, eine Wiedereinführung ist nicht geplant, man werde aber mit dem neuen Parkkonzept auf die Einzelhändler zugehen und Möglichkeiten ausloten, versprach Steinbrenner.
Wird auf dem Donauspitz ein Parkdeck gebaut?
Einen Beschluss dafür gibt es noch nicht. Aus den Reihen des Gemeinderats wurde dieser Wunsch aber mehrfach angeregt. In dem Beschluss vom Montag heißt es, die Verwaltung werde dem Gremium baldmöglichst „einen konkreten Vorschlag für die Realisierung von Stellplätzen in Parkdecks auf dem Donauspitz und am TuWass vorlegen“.