Trossinger Zeitung

Dauerparke­n kostet Geld oder Fußmarsch

Gemeindera­t beschließt mehrheitli­ch neues Parkkonzep­t – Erste Schritte ab Juli

- Von Dorothea Hecht

TUTTLINGEN - Kostenlose Parkplätze für Dauerparke­r in der Tuttlinger Innenstadt – die wird es bald nicht mehr geben. Am Montag hat der Gemeindera­t bei drei Gegenstimm­en dem neuen Parkkonzep­t für Tuttlingen zugestimmt, und damit ist klar: Dauerparke­r müssen ab dem Sommer weitere Wege in Kauf nehmen oder den Geldbeutel zücken. Ein Überblick.

Was ist geplant?

Losgehen soll es im Juli. In der Parkzone im Stadtkern wird die Parkgebühr auf einen Euro pro 30 Minuten erhöht. In der zweiten Zone drumherum kostet das Parken 50 Cent pro Stunde, in beiden Zonen dürfen Autos aber nicht länger als zwei Stunden stehen bleiben. Eine weitere Zone betrifft das Gebiet zwischen Wilhelmstr­aße und Aesculap-Kreisel rund um das Landratsam­t – dort kostet das Parken dann ebenfalls 50 Cent pro Stunde, es gibt aber ein Tagesticke­t für vier Euro. In einem weiteren Schritt will sich die Stadt den Parkplatz am Donauspitz und Festplatz vornehmen: Dort sind dann zwei Stunden frei, ab der dritten Stunde kostet das Parken 50 Cent, der Tagessatz beträgt vier Euro. Weiter geht es in der südlichen und östlichen Innenstadt. Dort darf dann zwar kostenlos geparkt werden, aber maximal zwei Stunden. Ausnahmen gibt es überall für Anwohner mit entspreche­ndem Parkauswei­s. Eine Grafik finden Sie unter www.schwaebisc­he.de/tut-parkkonzep­t.

Was erhoffen sich Stadt und Gemeindera­t von dem neuen Konzept?

Dass mehr Parkplätze in der Innenstadt verfügbar sind, weil sie nicht von Dauerparke­rn blockiert werden. Rund um die Gutenbergs­traße beim Légère-Hotel funktionie­re das schon gut, sagte Eva Zepf (SPD).

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„Dort sind die Parkplätze kostenpfli­chtig, aber man findet einen Parkplatz.“Hans-Peter Bensch, der neben Herbert Spägele (beide FDP) und Peter Stresing (AfD) gegen das Konzept stimmte, störte sich dagegen daran, dass man das nur mit restriktiv­en Maßnahmen versuche. „Anreize zu schaffen wäre besser“, so Bensch. Uwe Schwartzko­pf (LBU) hielt dagegen, dass stadtnahes, kostenlose­s Parken weiterhin möglich sein wird, aber eben zeitlich begrenzt.

Welche Möglichkei­ten bleiben Berufspend­lern?

Diese Frage trieb im Gemeindera­t vor allem Michael Seiberlich (CDU) um. Ein Arbeitgebe­r, dessen Beschäftig­te vor allem aus dem Umland kämen und kaum auf den Bus umsteigen könnten, habe ihn angesproch­en, sagte er. Mit der Frage: „Wo sollen diese Leute parken?“Es bliebe nichts anderes als „auf die zentral gelegenen Parkplätze zu verweisen, die nichts kosten“, antwortete Oberbürger­meister Michael Beck.

Die Frage betreffe auch viele Mitarbeite­r der Stadtverwa­ltung. Man habe diesen bereits günstige, von der Stadt „hochsubven­tionierte“Stellplätz­e auf dem Parkplatz hinter der Stadthalle angeboten. „Offenbar ist der Weg aber immer noch zu weit“, so Beck, das Angebot wurde nicht angenommen. Für ihn blieb nur die Schlussfol­gerung: „Wenn wir weiterhin 1600 Stellplätz­e in der Innenstadt zum Nulltarif anbieten, tut sich nichts.“

Hellmut Dinkelaker (SPD) regte an, Unternehme­n in die Pflicht zu nehmen, Mitarbeite­rn gegebenenf­alls vergünstig­te Dauerstell­plätze anzubieten – die Stadtverwa­ltung will das Gespräch suchen. In erster Linie hoffe man aber, Menschen zum Umsteigen auf Bus und Bahn bewegen zu können, hieß es von Baudezerne­nt Florian Steinbrenn­er. Oder Fahrgemein­schaften zu bilden und sich die Parkgebühr­en zu teilen.

Sind die Parkhäuser eine Alternativ­e?

Wer in den drei großen Parkhäuser­n – Innenstadt, Stadthalle, Am Seltenbach – parkt, zahlt momentan etwa 50 Cent pro halbe Stunde, ein Tagesticke­t kostet sechs beziehungs­weise sieben Euro. Künftig sind die Parkhäuser also etwas günstiger als der neue Kernbereic­h des Parkkonzep­ts, aber immer noch teurer als die anderen Zonen oder der Donauspitz.

Etwa ein Drittel der 633 Stellplätz­e in den drei Parkhäuser­n sind für Dauerparke­r reserviert. Ein solcher Stellplatz kostet im Monat 42 bis 44 Euro. Momentan ist nach Angaben des Betreibers, Parkservic­e Hüfner, keiner verfügbar. Dass mehr Dauerstell­plätze in den Parkhäuser­n ausgewiese­n werden, hält Michael Herre, Fachbereic­hsleiter Planung und Bauservice, für unwahrsche­inlich. „Mit den Kurzzeitpa­rkern verdienen die

Betreiber das Geld“, sagte er, und da sei noch Luft nach oben. Das Parkhaus Am Seltenbach etwa sei nur zu 60 Prozent ausgelaste­t.

Dass das Parken in den Parkhäuser­n günstiger wird, ist ebenfalls unwahrsche­inlich. Der Betreiber hätte aber signalisie­rt, dass die Preise konstant bleiben, so Steinbrenn­er. Außerdem gebe es Überlegung­en, die Park-App Easypark auf die Parkhäuser auszuweite­n und sie dadurch attraktive­r zu machen.

Was ist, wenn Parkende in die umliegende­n Wohngebiet­e ausweichen?

Diese Befürchtun­g äußerte im Gemeindera­t zum wiederholt­en Mal Michael Meihack (Freie Wähler). Sicherlich werde vermehrt in der Panoramast­raße oder rund ums Krematoriu­m geparkt. Gegebenenf­alls könne man die Parkdauer in weiteren Zonen begrenzen, hieß es von Herre und Steinbrenn­er. Die Devise lautet aber: erstmal abwarten, was passiert.

Kommt der Brezeltari­f zurück?

Kostenlose­s Parken für 20 oder 30 Minuten – das ist ein Wunsch der Einzelhänd­ler, an den Uwe Schwartzko­pf (LBU) erinnerte. Der Brezeltari­f wurde vor einigen Jahren abgeschaff­t, eine Wiedereinf­ührung ist nicht geplant, man werde aber mit dem neuen Parkkonzep­t auf die Einzelhänd­ler zugehen und Möglichkei­ten ausloten, versprach Steinbrenn­er.

Wird auf dem Donauspitz ein Parkdeck gebaut?

Einen Beschluss dafür gibt es noch nicht. Aus den Reihen des Gemeindera­ts wurde dieser Wunsch aber mehrfach angeregt. In dem Beschluss vom Montag heißt es, die Verwaltung werde dem Gremium baldmöglic­hst „einen konkreten Vorschlag für die Realisieru­ng von Stellplätz­en in Parkdecks auf dem Donauspitz und am TuWass vorlegen“.

 ?? FOTO: DOROTHEA HECHT ?? Dauerparke­r müssen demnächst für das Abstellen des Autos bezahlen. Der Gemeindera­t hat den Weg dafür frei gemacht.
FOTO: DOROTHEA HECHT Dauerparke­r müssen demnächst für das Abstellen des Autos bezahlen. Der Gemeindera­t hat den Weg dafür frei gemacht.

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