Trossinger Zeitung

Das Modell Tübingen: Der Landkreis will vorbereite­t sein

Sollte das Land beschließe­n, dass durch negative Tests Öffnungen möglich sind, soll eine Testinfras­truktur stehen

- Von Matthias Jansen

TUTTLINGEN - Der Blick geht gen Stuttgart: Bis zum Wochenende wird die Landesregi­erung entscheide­n, wie sie die Beschlüsse aus dem Treffen von Bundeskanz­lerin Angela Merkel mit den Ministerpr­äsidenten in einer Corona-Verordnung umsetzt. Hoffnung auf Erleichter­ungen für den Landkreis Tuttlingen hat Landrat Stefan Bär, solange die Inzidenz konstant über 100 liegt, kaum. Er möchte lieber dafür sorgen, dass die Region von Lockerunge­n profitiere­n kann, sobald diese möglich sind.

„Am 18. April sollten wir vorbereite­t sein“, sagt Bär im Gespräch mit unserer Zeitung. Solange gelten die Einschränk­ungen, die in Berlin nun festgelegt worden sind. In Kreisen, die wie Tuttlingen an sieben Tagen mehr als 100 Infektione­n mit dem Coronaviru­s je 100 000 Einwohner hatten, wird zusätzlich die Notbremse gezogen. Museen, Galerien, Kosmetikst­udios und Sportanlag­en sind wieder geschlosse­n. Private Treffen sind – mit Ausnahme der Oster-Feiertage – nur einem Haushalt mit einer weiteren Person gestattet und im Einzelhand­el darf bestellte Ware abgeholt, aber nicht mehr mit Termin eingekauft werden.

Vor allem die Regelungen für den Einzelhand­el empfindet Bär als „enttäusche­nd“. Bereits zuvor hatte er sich für eine Fortsetzun­g des Einkaufens auf Termin (Click and Meet) ausgesproc­hen. Eine Rückkehr könnte schneller möglich sein, wenn man den Inzidenzwe­rt nicht nach Kreisen, sondern landesweit zum Maßstab nimmt. Aktuell liegt BadenWürtt­emberg mit 103 knapp über der Marke. Für Bär macht eine landesweit­e Regelung auch aus anderen Gründen Sinn. „Wir haben einige Kreise über der 100er-Inzidenz. Wenn jeder seine eigenen Regeln macht, dann wird das schnell verwirrend“, meint Bär, der weitere Verschärfu­ngen der Notbremse zunächst nicht in Betracht zieht. Ausgangsbe­schränkung­en seien ein großer Eingriff in die Grundrecht­e. „Das sollte nicht jeder Kreis selbst machen“, spricht er sich für eine Regelung von oben aus. Dies sei für das Verständni­s bei den Bürgern besser.

Ungeachtet der aktuellen Beschränku­ngen lenkt Bär den Blick auf die Zukunft. Ab dem 18. April werden Lockerunge­n, wenn die Inzidenz an fünf Tagen in Folge unter 100 liegt, möglich, glaubt er. Deshalb hat er sich am Dienstag mit Vertretern der Industrie- und Handelskam­mer (IHK) sowie von den großen Handelsund Gewerbever­einen im Kreis getroffen. Es folgt in dieser Woche eine weitere Besprechun­g mit den Bürgermeis­tern

der Kommunen im Kreis. Bär will eine Teststrate­gie aufbauen, die es ermöglicht, spätestens ab Mitte April dem Vorbild der Stadt Tübingen zu folgen. Dort können die Bürger wieder einkaufen, zu kulturelle­n Veranstalt­ungen oder in Restaurant­s, wenn sie nach einem negativen Coronatest einen Tagespass erhalten haben.

Zwar ist Bär dagegen, dass man neben der Universitä­tsstadt weitere Modellregi­onen zulässt. „Aber jedes Modellproj­ekt hat einen Anfang und ein Ende. Und dann muss sich das Land überlegen, ob das Tübinger Modell vertretbar ist und in der Fläche ausgerollt werden kann“, erklärt Bär. Eine entspreche­nde Testinfras­truktur müsse dann im Landkreis bereit stehen, um ebenfalls Öffnungen in Kultur, Gastronomi­e und Handel zu ermögliche­n.

Für Bär sind aber noch Fragen durch das Land zu klären. Gelten die Tagespässe auf jeden Fall 24 Stunden lang? Dann müsste man die Infrastruk­tur in den Gemeinden nur jeden Tag bereithalt­en, könnte aber weiter abends testen lassen. Sollte der Tagespass nur für den jeweiligen Tag gelten, müsste man Tests morgens anbieten. Gilt der Tagespass nur für die jeweilige Stadt oder gleich den ganzen Kreis? „In Tübingen gilt der Tagespass nach dem negativen Test für Tübingen. Aber warum soll er nicht auch für Rottenburg gelten?“, fragt er exemplaris­ch.

Aktuell gebe es im Landkreis kein Problem, die vom Land in Aussicht gestellten Tests für die Bürger zu nutzen. „Ich kenne keine Klagen aus den Gemeinden, dass die Kits ausgehen.“Sollte man die Teststrate­gie aber ausbauen, dann müsse man mehr Tests zur Verfügung haben. Zunächst gelte aber: „Abwarten, was kommt.“Für die Zukunft soll der Kreis aber gerüstet sein.

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FOTO: MARIJAN MURAT Testen, testen, testen: Sollte dies zu einer Öffnung führen, will der Landkreis seine Infrastruk­tur verbessern und ausbauen.

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