Wohncontainer sollen Abhilfe schaffen
Marode Flüchtlingsunterkunft muss abgerissen werden – Wohnungen für Menschen in Not fehlen allgemein
SPAICHINGEN - Ein ordentliches Dach über dem Kopf ist inzwischen für viele Menschen ein existenzielles Problem geworden, umso mehr, wenn Lebensschicksale sie aus der Bahn werfen, finanzielle Not herrscht, oder man sich ohne Freunde und Familie durchschlagen muss, weil man aus seinem Land geflohen ist. Die Stadt hat jetzt die Gelegenheit ergriffen und wird vom Landkreis Containerwohnungen für bis zu 50 Menschen kaufen und auf das Gelände hinter der Stadtgärtnerei stellen. Das schlägt mehrere Fliegen mit einer Klappe.
Momentan leben 37 Menschen in Unterkünften der Stadt, die sonst obdachlos geworden wären. Einige – auch in Spaichingen Geborene – sind arbeitsunfähig, haben finanzielle oder gesundheitliche Probleme, so die Stadt. Der Brand im Franziskushaus hat die Lage noch verschlimmert. Wenn der Wohnungsmarkt nicht so angespannt wäre, hätte die Stadt wohl auch das völlig marode Haus Hauptstraße 174 schon längst abgerissen. So sind immer noch Geflüchtete in Anschlussunterbringung dort, zum Teil arbeiten sie oder machen eine Ausbildung, was bei diesen Wohnverhältnissen schwierig ist.
Die Stadt hat mehrere Standorte, bei der die Gemeinde Gelände besitzt, geprüft und mit den Gemeinderäten besprochen: Eschenwasen hinter der Tennishalle, bei der alten Stadtgärtnerei, in der Mühlgasse Richtung Kläranlage oder bei einem Neubau beim Franziskushaus.
600 Quadratmeter sind gebracht, die Wohnungen sollten möglichst zentrumsnah sein, damit alles zu Fuß zu erreichen ist, schließlich sollten die Menschen, um die sich die Gemeinschaft kümmert, nicht irgendwohin abgeschoben werden. Ganz wichtig war auch die Frage der Anschlüsse, so Bürgermeister Markus Hugger im Gespräch mit dieser Zeitung. Damit sollen die Kosten möglichst gering gehalten werden. Außerdem
sollen die Container, die vielleicht noch verkleidet werden, nicht unbedingt das Stadtbild im Zentrum prägen, weil sie nur eine Zwischenlösung sind.
Das alles ist hinter der Stadtgärtnerei der Fall. Dieser Platz liegt nur rund 300 Meter entfernt vom Franziskushaus, wo der Teil, der abgebrannt ist, früher solche Obdachlosenunterbringungen geboten hatte. Dazu kommt, dass sich Hugger darum bemühen will, Caritas und Diakonie eine räumliche Möglichkeit zu bieten.
In die neuen Container sollen dann möglichst noch vor dem Winter – Hugger und seine Verwaltung streben Oktober an – sowohl in Not geratene Familien als auch Geflüchtete untergebracht werden, vielleicht nach Stockwerken getrennt. Er rechnet mit 100 000 bis 120 000 Euro für den Transport von Mühlheim plus Restbuchwert und die zugehörigen Fundamente und andere bauliche Vorbereitungen, alles in allem vielleicht 350 000 Euro, so Hugger.
Die Alternative wäre ein Neubau und der würde auch in der günstigsten Bauweise so wie etwa in der Eisenbahnstraße, das für einen ähnlichen Zweck gebaut wurde, deutlich teurer werden. Das Gebäude in der Eisenbahnstraße hatte 2,1 Millionen Euro gekostet plus das Grundstück. Der frühere Bürgermeister hatte das ausgehandelt und die Mieten liegen bei 11,80 Euro, sodass sich das Gebäude wohl in rund zehn Jahren für den Bauträger amortisiert bei einer Laufzeit von 20 Jahren.
Da die Container aber eine Zwischenlösung für die nächsten Jahre sind, müsse man überlegen, mittelfristig Lösungen für günstigen Wohnraum zu finden, so Hugger. Er könne sich vorstellen, anstelle des völlig maroden Gebäudes Hauptstraße 174 einen Ersatzbau zu erstellen – ob über eine Wohnbaugesellschaft, einen Bauträger, wobei man auf jeden Fall von deutlich geringerem
Mietzins als in der Eisenbahnstraße ausgehen müsse, indem man eine doppelt so lange Amortisationszeit ansetze. Oder in städtischer Regie, oder über einen Investor, der sich aber auf die städtischen Konditionen einlassen müsste – das seien alles noch Gedankenspiele, so Hugger.
Einiges gehöre im Immobilienbereich geordnet, so Hugger, so brauche die Verwaltung dringend mehr Platz und Modelle mit einer Bündelung von Sozialen Diensten, Volkshochschule, Jugendreferat oder anderem könne er sich sehr gut vorstellen. „Aber es sind noch keinerlei Gespräche geführt.“Auch hänge alles von den finanziellen Möglichkeiten der Stadt in den kommenden Jahren ab. „Es ist also ein wenig städtebauliche Kaffeesatzleserei.“
Erste Priorität sei nun nach den Containern – dort soll es auch W-Lan für die Bewohner geben, was unter den derzeitigen Bedingungen vor allem für Schulkinder und für lernende Geflüchtete dringend nötig ist – der Kindergarten beim Krankenhaus und das vor allem finanziell. Das Haus Hauptstraße 174 müsse abgerissen werden, und alles weitere gelte es auszuloten und mit dem Gemeinderat und Partnern zu besprechen, so Hugger.