Biber „hilft“bei Prim-Renaturierung – kostenlos
Unterhalb der Spaichinger Kläranlage bei Aldingen soll sich ein Biber angesiedelt haben
SPAICHINGEN - Es deutet alles darauf hin, dass sich ein Biber unterhalb der Kläranlage an der Prim angesiedelt hat. „Einer unserer Kartierer hat einen Damm gesehen“, sagt Marc Vorrath vom Büro Planstatt Senner aus Überlingen. Das Büro Planstatt Senner wurde in Abstimmung mit dem Landratsamt Tuttlingen mit der Erstellung eines Gewässerentwicklungsplans beauftragt.
Auch sonst häufen sich die Anzeichen für einen Biber an der Prim: gefällte Baumstämme, für den Biber typisch abgesäbelte Holzspäne und der Biberbau aus Ästen und Zweigen. Eine Sichtung, die den Biber bestätigen konnte, gibt es allerdings noch nicht.
Biber gehören zu den streng geschützten Arten und sind außerdem nachtaktiv. Dass der Biber sich ausgerechnet jetzt an der Prim ansiedelt, wo die Stadt mit der Umsetzung ihrer Renaturierungspläne begonnen hat, ändert aber nichts an den bestehenden Plänen. Die sind im vom Biber bewohnten Gebiet noch relativ am Anfang. Die komplette Renaturierung kann der Nager nicht übernehmen, durch das Aufstauen von Gewässern kann er aber einen Betrag leisten. „Der Biber ist der erste Schritt zu einer natürlichen Renaturierung“, sagt Marc Vorrath.
„Renaturierung bedeutet vor allem die Gewässer wieder in einen naturnahen Zustand zu bringen“, erklärt Gerold Honer von der Stadtverwaltung
Spaichingen. Der Bereich der Prim unterhalb der Kläranlage steht in einem besonderen Fokus, da sich das Gewässer im Laufe der Zeit durch die vorhandene Geologie immer tiefer eingegraben hat. Dadurch ist die angrenzende Böschung sehr steil und bricht immer wieder ab. „Die Böschung soll bei Bedarf mit sogenannten Faschinen und Weidenspreitlagen (zusammengebundene Astbündel und an der Böschung befestigte Weidenästen) natürlich gegen Erosion gesichert werden“, so Honer. Durch das Anlegen unterschiedlicher Uferstrukturen soll sich die Prim im Laufe der Zeit ihren eigenen Gewässerverlauf schaffen. Ideal also für die Natur und Ansiedlung von Tieren wie den Biber.
Der erste Biber, der sich in der Region angesiedelt habe, sei es nicht, sagt Aldingens Bürgermeister Ralf Fahrländer. „Ich habe gleich den Förster informiert, als ich von dem Biber erfahren habe“, so Fahrländer. „Es ist aber noch nicht sicher, ob und wie der Biber an der Prim uns in Aldingen betreffen wird.“Am Hagenbach zwischen Aixheim und Trossingen und in einem renaturierten Waldstück in Aixheim am Trosselbach haben auch Biber ein zuhause gefunden.
„Der Biber ist in der Gegend bekannt“, sagt Gabriele Polzer vom BUND Spaichingen. Wenn die Tiere zwei Jahre alt sind, verlassen sie den heimischen Bau und suchen meist entlang des Gewässers einen geeigneten Platz zum Bauen einer Biberburg. Da kann es auch zu Problemen mit Menschen kommen. „Konflikte mit der Landwirtschaft werden meist mit einem Biber-Management gelöst“, so Polzer. Für die Renaturierung sei ein Biber meist positiv und werde in der Planung früh berücksichtigt.
Durch die Renaturierung soll die meist geradlinige Linienführung der Prim beseitigt und ein natürlicher, geschlängelter Gewässerlauf hergestellt werden. Das Planungsbüro Planstatt Senner begleitet die Arbeiten an der Prim vom ersten Planungsschritt bis alle Maßnahmen abgeschlossen sind. „Innerörtlich arbeiten wir im Bereich der Europastraße und wollen hier die Struktur der Prim verbessern“, erzählt Mark Vorrath. Auch soll der Zugang zur Prim für die Menschen erlebbarer werden.
Eingesetzt werden dabei wenn möglich nur Materialien und Pflanzen aus der Region. „Im Gewässerbau ist es sehr wichtig, regionaltypisches Material zu verwenden. Ich kann zum Beispiel nicht das Gestein aus der Schwäbischen Alb im Schwarzwald verwenden“, so Vorrath. Durch die Rückführung zu einem natürlicheren Gewässerverlauf soll verschiedenen Tier- und Pflanzenarten ein Lebensraum und ein natürlicher Hochwasserschutz geschaffen werden.
Unterhalb der Kläranlage soll weiterhin eine naturnahe landwirtschaftliche Nutzung möglich sein – auch mit dem Biber. Vorrath befindet sich deshalb in Abstimmung mit dem Biberbeauftragten des Landes, dem Landratsamt und dem Regierungspräsidium. „Wir werden den Biber in jedem Fall beobachten. Wenn er Jungen aufzieht, müssen Abstände eingehalten werden“, so Vorrath. Er will sich vor Ort mit den beiden Gemeinden und der unteren Naturschutzbehörde ein Bild vom Biber machen.