Private Teststation sorgt mit Unzuverlässigkeit für Ärger
Beschwerden über Anbieter im Schwabenpark häufen sich - Apotheker verzeichnen Rückgang bei Schnelltests
TROSSINGEN - Für Verärgerung bei den Trossingern sorgt derzeit die private Teststation im Schwabenpark, die von der Firma H.I. Competence Group aus Gelsenkirchen betrieben wird. Zu den Vorwürfen zählen kurzfristige Absagen der Termine, fehlende Tests und kein Testpersonal vor Ort, obwohl der Termin bestätigt wurde.
Eine Leserin kritisierte die Organisation bereits in einem Leserbrief, und auch in den Sozialen Netzwerken machen Nutzer ihre schlechten Erfahrungen publik. Auch beim Baumarkt Efinger, auf dessen Initiative die Teststation eingerichtet wurde, sind die Beschwerden bereits angekommen. „Hauptsächlich wegen nicht eingehaltener Terminvereinbarungen“, bestätigt Geschäftsführer Michael Kohn. „Es wurden Termine außerhalb der angegebenen Betriebszeiten Montag bis Samstag, 8 bis 20 Uhr, vergeben und bestätigt und es war dann natürlich geschlossen.“Der Baumarkt hat dies an den Betreiber der Teststation weitergegeben und sogar mit dem Entzug der Standorterlaubnis gedroht, falls der Missstand nicht abgestellt werde, wie Kohn sagt.
„Unseren Beobachtungen zufolge lassen sich täglich um die 100 Personen testen. Was wir allerdings nicht erfahren, ist, wie viele mit dem Ablauf zufrieden waren und froh darüber sind, dass es diese zusätzliche Teststation im Schwabenpark gibt“, so Kohn. Es sei deshalb keine einfache Abwägung, ob die Teststation geschlossen werden soll, weil das Testen bei einigen nicht geklappt hat. „Wobei sich ja auch nicht jeder beschwert, dem es so erging“, meint er.
Kohn betont, dass der Baumarkt mit der Installation einer Teststation im Schwabenpark allen Einzelhändlern, Gastronomen und Sonstigen einen Vorteil verschaffen wollte, wenn es für Getestete zu Lockerungen kommt. „Wir stellen aber lediglich die Parkplatzfläche zur Verfügung – und zwar unentgeltlich. Auf den Betrieb der Station haben wir keinerlei
Einfluss“, stellt er klar. „Wenn die gelebte Praxis allerdings für uns imageschädigend werden sollte, weil enttäuschte Personen dies mit uns in Verbindung bringen, behalten wir uns vor das Testzentrum schließen zu lassen.“
Der private Anbieter H. I. Competence Group ließ eine Anfrage unserer Zeitung bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
Neben dem Schwabenpark kann man sich in Trossingen auch in den ortsansässigen Apotheken testen lassen. Bis Ende Mai betrieb die Stadt Trossingen ein kommunales Testzentrum in der Fritz-Kiehn-Halle, entschied sich dann aber, das Angebot zunächst auszusetzen. Zuletzt hatte die Nachfrage stark nachgelassen, wie die Stadt den Schritt begründete. Weiterhin steht die Stadt aber in Kontakt mit den anderen örtlichen Anbietern. „Die Nachfrage nach Tests ist durch die Öffnungsschritte natürlich vorhanden und alle Anbieter sind nach unseren Rückmeldungen gut ausgelastet“, teilt Stadtsprecherin Susan Sauter mit.
Zudem führt die Stadt Gespräche mit einem weiteren Testanbieter, da man in der Verwaltung von einer weiter steigenden Nachfrage ausgeht. „Gerade im Hinblick auf die Öffnung der Troase und Angeboten im Kulturbereich sowie natürlich der Gastronomie wollen wir ein verlässliches Testangebot an sieben Tagen in der Woche in Trossingen bieten können“, betont Sauter.
Auch die DRK-Ortsgruppe wäre laut Stadtverwaltung bereit, bei Bedarf wieder Termine anzubieten. Das DRK hatte seit März wöchentlich zwei Termine in der Fritz-KiehnHalle, unterstützt von weiteren ehrenamtlichen Helfern und den städtischen Auszubildenden, angeboten. „Über die Pfingstferien pausierte das Angebot, hier war das DRK zur Blutspende und auch bei der Impfaktion in der Fritz-Kiehn-Halle dann aber gleich wieder gefordert“, so Sauter. „Für den ehrenamtlichen Einsatz sind wir sehr dankbar.“
Die Stadt weist darauf hin, dass die Möglichkeit für Dienstleister und Gastronomen offen steht, vor Ort überwachte Selbsttests anzubieten und zu bescheinigen. In Trossingen haben sich einige Gastwirte bereits darauf eingestellt: In der „Galerie“und im Hotel-Restaurant „Linde“beispielsweise können sich Gäste vor Ort testen lassen. Allerdings hatte Dieter Marquardt, Vorsitzender des Verbands für das Gastgewerbe (Dehoga) im Kreis Tuttlingen, bereits vergangene Woche darauf hingewiesen, dass Gastronomen ihre Gäste nicht flächendeckend testen könnten - Menschenschlangen wären die Folge.
Neben den Gastwirten können auch Arbeitgeber für ihre Mitarbeiter Tests durch geeignete Mitarbeiter überwachen lassen und bescheinigen, so die Stadtverwaltung. „Für Schülerinnen und Schüler gilt ein Testnachweis der Schule sogar 60 Stunden lang. Diese Möglichkeiten entlasten natürlich wieder die örtlichen Teststationen, so dass in der Summe ausreichend Testmöglichkeiten vorhanden sein müssten“, sagt Susan Sauter. Zunehmen würde auch die Zahl der vollständig geimpften Personen, die keine Tests mehr benötigen. „Eine Weile wird uns das Thema Testangebote aber sicherlich noch begleiten, da viele Nachweiserfordernisse erst ab einer stabilen Inzidenz von unter 35 wegfallen“, meint Sauter.
Von gestiegener Nachfrage aufgrund der Öffnungen merken die Trossinger Apotheker derzeit noch nichts - im Gegenteil. „Momentan flaut es ab“, sagt Tilmann Schöll, Inhaber
der Bahnhof-Apotheke und der Markt-Apotheke. Er denke deshalb darüber nach, die Testmöglichkeiten in der Bahnhof-Apotheke wieder abzuschaffen.
Im März hatte Schöll mit Tests in der Markt-Apotheke begonnen. Nach einigen Tagen Anlauf sei das Team dort fast überrannt worden. „Der Zulauf war sehr hoch, vor allem, als die Friseure wieder öffnen durften“, erinnert er sich. Deshalb bot er dann auch in der Bahnhof-Apotheke eine Testmöglichkeit an. „Den Mai über waren wir auch gut frequentiert. In der Marktapotheke wurden rund 100 Tests am Tag durchgeführt, in der Bahnhof-Apotheke waren es zwischen 40 und 50 pro Tag.“
Dass jetzt weniger los ist, finden Schöll und sein Team gar nicht schlecht. „Wir sind dankbar, wenn wir wieder unseren eigentlichen Aufgaben nachgehen können“, sagt er. Zumal es häufig vorkomme, dass Leute, die sich zum Test angemeldet hätten, gar nicht erscheinen.
Auch Falk Schulte, dessen Engelapotheke mobile Testzentren auf dem Rudolf-Maschke-Platz und in Schura vor dem Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde betreibt, macht die Erfahrung, dass die Nachfrage sinkt. „In den vergangenen Wochen waren wir ausgebucht, jetzt wird es etwas weniger“, stellt er fest.
Seit Ende April fährt sein Team die beiden Stationen mit dem Wohnmobil an. „Damit wollte ich vor allem auch den älteren Bürgern in Schura entgegenkommen“, sagt Schulte. Die mobile Teststation in Schura sei aber nicht so stark nachgefragt - hier häufen sich die Termine vor allem, wenn Trossingen ausgebucht sei. Generell geht Schulte davon aus, dass trotz Öffnungen weniger Tests benötigt werden, da immer mehr Menschen geimpft seien. Bis Ende Juni bietet er weiterhin Testmöglichkeiten an. „Dann müssen wir schauen, wie der Bedarf ist und ob der Bund die Tests weiterfinanziert“, sagt er. Bisher übernimmt der Bund die Kosten für die Gratis-Schnelltests in den Apotheken.