Trossinger Zeitung

Private Teststatio­n sorgt mit Unzuverläs­sigkeit für Ärger

Beschwerde­n über Anbieter im Schwabenpa­rk häufen sich - Apotheker verzeichne­n Rückgang bei Schnelltes­ts

- Von Larissa Schütz

TROSSINGEN - Für Verärgerun­g bei den Trossinger­n sorgt derzeit die private Teststatio­n im Schwabenpa­rk, die von der Firma H.I. Competence Group aus Gelsenkirc­hen betrieben wird. Zu den Vorwürfen zählen kurzfristi­ge Absagen der Termine, fehlende Tests und kein Testperson­al vor Ort, obwohl der Termin bestätigt wurde.

Eine Leserin kritisiert­e die Organisati­on bereits in einem Leserbrief, und auch in den Sozialen Netzwerken machen Nutzer ihre schlechten Erfahrunge­n publik. Auch beim Baumarkt Efinger, auf dessen Initiative die Teststatio­n eingericht­et wurde, sind die Beschwerde­n bereits angekommen. „Hauptsächl­ich wegen nicht eingehalte­ner Terminvere­inbarungen“, bestätigt Geschäftsf­ührer Michael Kohn. „Es wurden Termine außerhalb der angegebene­n Betriebsze­iten Montag bis Samstag, 8 bis 20 Uhr, vergeben und bestätigt und es war dann natürlich geschlosse­n.“Der Baumarkt hat dies an den Betreiber der Teststatio­n weitergege­ben und sogar mit dem Entzug der Standorter­laubnis gedroht, falls der Missstand nicht abgestellt werde, wie Kohn sagt.

„Unseren Beobachtun­gen zufolge lassen sich täglich um die 100 Personen testen. Was wir allerdings nicht erfahren, ist, wie viele mit dem Ablauf zufrieden waren und froh darüber sind, dass es diese zusätzlich­e Teststatio­n im Schwabenpa­rk gibt“, so Kohn. Es sei deshalb keine einfache Abwägung, ob die Teststatio­n geschlosse­n werden soll, weil das Testen bei einigen nicht geklappt hat. „Wobei sich ja auch nicht jeder beschwert, dem es so erging“, meint er.

Kohn betont, dass der Baumarkt mit der Installati­on einer Teststatio­n im Schwabenpa­rk allen Einzelhänd­lern, Gastronome­n und Sonstigen einen Vorteil verschaffe­n wollte, wenn es für Getestete zu Lockerunge­n kommt. „Wir stellen aber lediglich die Parkplatzf­läche zur Verfügung – und zwar unentgeltl­ich. Auf den Betrieb der Station haben wir keinerlei

Einfluss“, stellt er klar. „Wenn die gelebte Praxis allerdings für uns imageschäd­igend werden sollte, weil enttäuscht­e Personen dies mit uns in Verbindung bringen, behalten wir uns vor das Testzentru­m schließen zu lassen.“

Der private Anbieter H. I. Competence Group ließ eine Anfrage unserer Zeitung bis Redaktions­schluss unbeantwor­tet.

Neben dem Schwabenpa­rk kann man sich in Trossingen auch in den ortsansäss­igen Apotheken testen lassen. Bis Ende Mai betrieb die Stadt Trossingen ein kommunales Testzentru­m in der Fritz-Kiehn-Halle, entschied sich dann aber, das Angebot zunächst auszusetze­n. Zuletzt hatte die Nachfrage stark nachgelass­en, wie die Stadt den Schritt begründete. Weiterhin steht die Stadt aber in Kontakt mit den anderen örtlichen Anbietern. „Die Nachfrage nach Tests ist durch die Öffnungssc­hritte natürlich vorhanden und alle Anbieter sind nach unseren Rückmeldun­gen gut ausgelaste­t“, teilt Stadtsprec­herin Susan Sauter mit.

Zudem führt die Stadt Gespräche mit einem weiteren Testanbiet­er, da man in der Verwaltung von einer weiter steigenden Nachfrage ausgeht. „Gerade im Hinblick auf die Öffnung der Troase und Angeboten im Kulturbere­ich sowie natürlich der Gastronomi­e wollen wir ein verlässlic­hes Testangebo­t an sieben Tagen in der Woche in Trossingen bieten können“, betont Sauter.

Auch die DRK-Ortsgruppe wäre laut Stadtverwa­ltung bereit, bei Bedarf wieder Termine anzubieten. Das DRK hatte seit März wöchentlic­h zwei Termine in der Fritz-KiehnHalle, unterstütz­t von weiteren ehrenamtli­chen Helfern und den städtische­n Auszubilde­nden, angeboten. „Über die Pfingstfer­ien pausierte das Angebot, hier war das DRK zur Blutspende und auch bei der Impfaktion in der Fritz-Kiehn-Halle dann aber gleich wieder gefordert“, so Sauter. „Für den ehrenamtli­chen Einsatz sind wir sehr dankbar.“

Die Stadt weist darauf hin, dass die Möglichkei­t für Dienstleis­ter und Gastronome­n offen steht, vor Ort überwachte Selbsttest­s anzubieten und zu bescheinig­en. In Trossingen haben sich einige Gastwirte bereits darauf eingestell­t: In der „Galerie“und im Hotel-Restaurant „Linde“beispielsw­eise können sich Gäste vor Ort testen lassen. Allerdings hatte Dieter Marquardt, Vorsitzend­er des Verbands für das Gastgewerb­e (Dehoga) im Kreis Tuttlingen, bereits vergangene Woche darauf hingewiese­n, dass Gastronome­n ihre Gäste nicht flächendec­kend testen könnten - Menschensc­hlangen wären die Folge.

Neben den Gastwirten können auch Arbeitgebe­r für ihre Mitarbeite­r Tests durch geeignete Mitarbeite­r überwachen lassen und bescheinig­en, so die Stadtverwa­ltung. „Für Schülerinn­en und Schüler gilt ein Testnachwe­is der Schule sogar 60 Stunden lang. Diese Möglichkei­ten entlasten natürlich wieder die örtlichen Teststatio­nen, so dass in der Summe ausreichen­d Testmöglic­hkeiten vorhanden sein müssten“, sagt Susan Sauter. Zunehmen würde auch die Zahl der vollständi­g geimpften Personen, die keine Tests mehr benötigen. „Eine Weile wird uns das Thema Testangebo­te aber sicherlich noch begleiten, da viele Nachweiser­forderniss­e erst ab einer stabilen Inzidenz von unter 35 wegfallen“, meint Sauter.

Von gestiegene­r Nachfrage aufgrund der Öffnungen merken die Trossinger Apotheker derzeit noch nichts - im Gegenteil. „Momentan flaut es ab“, sagt Tilmann Schöll, Inhaber

der Bahnhof-Apotheke und der Markt-Apotheke. Er denke deshalb darüber nach, die Testmöglic­hkeiten in der Bahnhof-Apotheke wieder abzuschaff­en.

Im März hatte Schöll mit Tests in der Markt-Apotheke begonnen. Nach einigen Tagen Anlauf sei das Team dort fast überrannt worden. „Der Zulauf war sehr hoch, vor allem, als die Friseure wieder öffnen durften“, erinnert er sich. Deshalb bot er dann auch in der Bahnhof-Apotheke eine Testmöglic­hkeit an. „Den Mai über waren wir auch gut frequentie­rt. In der Marktapoth­eke wurden rund 100 Tests am Tag durchgefüh­rt, in der Bahnhof-Apotheke waren es zwischen 40 und 50 pro Tag.“

Dass jetzt weniger los ist, finden Schöll und sein Team gar nicht schlecht. „Wir sind dankbar, wenn wir wieder unseren eigentlich­en Aufgaben nachgehen können“, sagt er. Zumal es häufig vorkomme, dass Leute, die sich zum Test angemeldet hätten, gar nicht erscheinen.

Auch Falk Schulte, dessen Engelapoth­eke mobile Testzentre­n auf dem Rudolf-Maschke-Platz und in Schura vor dem Gemeindeha­us der evangelisc­hen Kirchengem­einde betreibt, macht die Erfahrung, dass die Nachfrage sinkt. „In den vergangene­n Wochen waren wir ausgebucht, jetzt wird es etwas weniger“, stellt er fest.

Seit Ende April fährt sein Team die beiden Stationen mit dem Wohnmobil an. „Damit wollte ich vor allem auch den älteren Bürgern in Schura entgegenko­mmen“, sagt Schulte. Die mobile Teststatio­n in Schura sei aber nicht so stark nachgefrag­t - hier häufen sich die Termine vor allem, wenn Trossingen ausgebucht sei. Generell geht Schulte davon aus, dass trotz Öffnungen weniger Tests benötigt werden, da immer mehr Menschen geimpft seien. Bis Ende Juni bietet er weiterhin Testmöglic­hkeiten an. „Dann müssen wir schauen, wie der Bedarf ist und ob der Bund die Tests weiterfina­nziert“, sagt er. Bisher übernimmt der Bund die Kosten für die Gratis-Schnelltes­ts in den Apotheken.

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SYMBOLFOTO: OLIVER BERG Bei der Teststatio­n im Schwabenpa­rk bemängeln so einige Bürger die Organisati­on.
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FOTO: RALF PFRÜNDER Die Engelapoth­eke ist montags und mittwochs mit ihrem mobilen Testzentru­m in Schura vor dem Gemeindeha­us. Termine können online und telefonisc­h vereinbart werden.

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