Jeder kann sich impfen lassen – doch womit?
Im Kreisimpfzentrum in Tuttlingen gibt es kaum Termine für Erstimpfungen
TUTTLINGEN - Seit Montag ist die Priorisierung bei der Impfreihenfolge entfallen. Auch im Kreisimpfzentrum (KIZ) Tuttlingen. Damit kann sich nun jeder um einen Termin bemühen. Nur: Der Impfstoff ist knapp. „Das Problem spielt sich bei den Menschen ab, die Termine suchen, aber keine finden“, sagt Bernhard Flad, Leiter des KIZ.
Egal, ob sich die Menschen über die Impfhotline 116117 Termine besorgen wollen oder über das Internet: Entweder ist besetzt oder im PC ploppt die Nachricht auf „Derzeit stehen keine Termine zur Verfügung“. Julia Hager, Pressesprecherin des Landratsamts Tuttlingen stellt klar: „Der von Bund und Land zur Verfügung gestellte Impfstoff reicht gerade einmal für die zur Zeit anstehenden Zweitimpfungen aus.“Laut Bernhard Flad gab es am Dienstag nur sieben Termine für eine Erstimpfung. „In den nächsten Tagen können durch uns vielleicht 150 bis 200 Ersttermine in die Terminsoftware eingestellt werden“, sagt er. Eine Aufstockung des Impfstoffs sei in nächster Zeit nicht zu erwarten.
Dabei würden alle Kreisimpfzentren gleich mit Serum versorgt. Insgesamt stehen in dieser Woche 4000 Impfdosen für Tuttlingen zur Verfügung. In der Regel werden momentan täglich an sechs Tagen die Woche (außer Sonntag) 680 Menschen geimpft, darunter nun auch Kinder und Jugendliche. Fünf Jugendliche zwischen zwölf und 16 Jahren wurden bislang in Tuttlingen geimpft (Stand Dienstag). Alle mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer.
Dieser Impfstoff wird im KIZ mittlerweile ausschließlich verimpft, mit Ausnahme der Fälle, die bei der Erstimpfung Astrazeneca bekommen haben. Sie haben die Wahl: Entweder erneut eine Spritze mit Astrazeneca oder eine Kreuzimpfung mit einem zweiten Piks mit Biontech/Pfizer. Der Großteil, rund 77 Prozent, würde bei Astrazeneca bleiben. Das KIZ-Team hat aber bemerkt, dass der Beratungsbedarf in solchen Fällen groß ist, die Ärzte im Impfzentrum seien sehr gefragt. Ansonsten bestehe bei der Zweitimpfung kaum noch Redebedarf. Es gehe auch deshalb fixer, weil der Aufklärungsbogen nicht mehr ausgefüllt werden muss.
Bis Ende vergangener Woche wurden im Landkreis Tuttlingen 82 397 Menschen geimpft, ein Großteil davon (54 471) im Kreisimpfzentrum. Knapp 24 000 Menschen haben bereits ihre Zweitimpfung bekommen. Da die Bürger grundsätzlich auswählen können, wo sie geimpft werden, kann laut Bernhard Flad niemand genau wissen, wie viele Menschen im Landkreis insgesamt geimpft sind. Landrat Stefan Bär hatte immer wieder moniert, dass Tuttlinger Kreisbürger am unteren Ende stünden, was die Zahl der Geimpften im Land betrage.
Auch wenn das KIZ sonntags regulär nicht geöffnet hat, finden regelmäßig Sonderimpfungen an diesen Tagen statt. So gab es ab Mitte Mai eine Aktion für türkische Mitbürger und Angehörige anderer Nationen, in denen knapp 570 Dosen verimpft wurden. Der Zweittermin steht am 27. Juni an. Auch gab es drei Sonderaktionen mit Kreisgemeinden. Flad: „Uns war aufgefallen, dass unter den Impflingen nur wenig Menschen mit Mitgrationshintergrund waren.“Oft sei das Prozedere zum Termine-Buchen ein Knock-Out-Kriterium gewesen. Zudem wurde das KIZ auch für Impfaktionen wie für Feuerwehrleute und Mitglieder von DRK und DLRG sonntags extra geöffnet. Auch Polizeibeamte aus dem Einzugsbereich des Polizeipräsidiums Konstanz konnten nach Tuttlingen kommen. Dafür gab es zusätzliche Impfdosen aus dem Zentralen Impfzentrum
in Offenburg.
Das KIZ ist in jedem Fall bis zum 15. August durch das Land finanziert und somit geöffnet. Der Kreistag hatte gegenüber dem Land erklärt, dass das KIZ für den Fall einer weiteren Kostenübernahme bis zum 30. September in Betrieb bleiben kann. Zu den Kostenabrechnungen kann das Landratsamt Tuttlingen laut Julia Hager derzeit keine Aussage machen, da die endgültige Zusammenstellung der Aufwendungen noch nicht erfolgt sei.
Wie geht es weiter? „Unser Ziel ist es, im Verlauf des Sommers jedem Erwachsenen, der oder die das möchte, und denjenigen Jugendlichen ab zwölf Jahren, die selbst und deren Eltern das möchten, ein Impfangebot machen zu können“, hatte der Amtschef des baden-württembergischen Gesundheitsministeriums, Uwe Lahl, vergangene Woche erklärt. Seine Aussage bekam dadurch einen Dämpfer, dass der Impfstoff von Curevac wohl nicht vor August eine Zulassung bekommt, so Sozialminister Manne Lucha am Dienstag.