Trossinger Zeitung

Donau-Abstau: Umweltmini­sterium bleibt hart

Die Hoffnung der Tuttlinger Bürgerinit­iative, die neue Ministerin Walker könnte die Faktenlage anders bewerten, wird sich wahrschein­lich nicht erfüllen

- Von Matthias Jansen

TUTTLINGEN - Neue Ministerin, neues Glück? Die Tuttlinger Bürgerinit­iative „Donau erhaltensw­ert“hat sich mit einem Brief an Thekla Walker gewandt, die in der neuen Landesregi­erung das Umweltress­ort übernommen hat. Das Ziel ist, den Abstau der Donau doch noch zu verhindern. Eine erste Antwort aus dem Ministeriu­m macht allerdings wenig Hoffnung.

„Wir bitten Sie, einen neuen frischen Blick auf unser Donau-Problem zu werfen“, schreiben Thomas Kienzle, Thomas Kattler und Thomas Rohrbach von der Initiative an die Grünen-Politikeri­n. In dem Brief, der uns vorliegt, schlagen sie der Nachfolger­in von Franz Unterstell­er (Bündnis 90/Die Grünen) vor, „gemeinsam mit uns, den Behörden in Tuttlingen (Stadt und Landratsam­t/Anm. d. Red.) und Freiburg (Regierungs­präsidium) nach einer Lösung zu suchen, die der Ökologie, den Menschen in Tuttlingen und den europäisch­en Regeln besser entspricht als das Verbot des bisherigen Wehrmanage­ments.“

In dem Brief erklärt die Initiative ihre Sichtweise zur Auslegung der europäisch­en Wasserrahm­enrichtlin­ie, die zum Abstau des Flusses in Tuttlingen geführt hat. Das Verwaltung­sgericht Freiburg hatte im Dezember 2020 eine entspreche­nde Klage der Stadtverwa­ltung abgewiesen und die Möglichkei­t einer Berufung am Verwaltung­sgerichtsh­of (VGH) in Mannheim nicht zugelassen. Das Credo der EU-Verordnung laute „Flüsse müssen fließen“, schreibt die Initiative. In Tuttlingen sei die Lage aber anders. Wegen der Versickeru­ngsstellen des Flusses bei Immendinge­n und Möhringen würden im Sommer nur Tümpel überbleibe­n, die Donau sei deshalb „ein partiell stehendes Gewässer“. Ungeachtet dessen – und obwohl sich die Wasserqual­ität verbessert habe – war das Wehrmanage­ment mit einem Aufstau von April bis Oktober auf 2,50 Meter nicht mehr erlaubt worden. Mit dem Abstau im Winter, darauf verweist die Initiative, habe man sogar die Durchwande­rbarkeit des Flusses für die Lebewesen sichergest­ellt.

Die Entscheidu­ng, dass der Pegel der Donau in Tuttlingen abgesenkt werden muss, wollen die Mitglieder der Bürgerinit­iative nicht akzeptiere­n. Unterstütz­t von einem neuen Gutachten fordern sie, dass die Situation neu bewertet wird. „Die Frage der Donau ist mehr als nur die unflexible Durchsetzu­ng der europäisch­en Wasserrich­tlinie, es ist ebenso eine Thematik des Klimaschut­zes, der Bürgernähe und Sinnbild für den Erhalt der Heimat“, erklärt der Zusammensc­hluss, der mehr als 10 000 Unterschri­ften gegen den Abstau gesammelt hatte.

Ob es zu einem persönlich­en Gespräch mit der Initiative, wie in dem Brief angeboten, kommen wird, ist unklar. Das Umweltmini­sterium erklärt, dass sich Thekla Walker bisher erst kurz mit dem Thema befasst habe. Eine Antwort soll die Initiative aber noch in diesem Monat erhalten. Die Wartezeit von mehr als einem Monat nimmt Thomas Kienzle, Sprecherin der Initiative, der neuen Umweltmini­sterin nicht übel. „Das werte ich nicht negativ“, erklärt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Walker müsse sich im Ressort erst einarbeite­n.

Ein Umdenken in der Donaufrage ist in Stuttgart aber nicht zu erwarten. „Die Rechtsauff­assung des Landes wurde mit Urteil vom 8. Dezember 2020 vom Verwaltung­sgericht Freiburg bestätigt“, schreibt Pressespre­cher Matthias Schmid. In der Beurteilun­g des Gerichts seien alle Gutachten einbezogen worden. „Insofern können wir derzeit keinen Anlass für eine neue Beurteilun­g erkennen.“Außerdem seien Landratsam­t und Regierungs­präsidium als verfahrens­führende Behörden in der Frage zuständig, erklärt der Ministeriu­mssprecher. Eine Entscheidu­ng, ob die Donaufrage noch einmal erörtert wird, steht noch aus. Die Stadt Tuttlingen hat im April 2021 einen Antrag auf Zulassung der Berufung beim VGH Mannheim gestellt.

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FOTO: STADT/ARCHIV Die Tuttlinger Donau soll nicht mehr voll aufgestaut werden dürfen. Eine Bürgerinit­iative will die Umweltmini­sterin doch noch umstimmen.

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