Trossinger Zeitung

Warnschild soll tödliche Unfallseri­e bei Dunningen brechen

Mit drastische­n Mitteln sollen Fahrer aufgerütte­lt werden

- Von Peter Schönfelde­r

KREIS ROTTWEIL (sbo/sz) - Wieder hat es vor einigen Tagen Tote auf der Bundesstra­ße 462 auf der Höhe von Dunningen gegeben. Und wieder ist die Ursache nach ersten Ermittlung­en ein Autofahrer, der „aus unbekannte­n Gründen auf die Gegenfahrb­ahn geraten ist“, wie die Polizei berichtet.

Auf der Strecke wird rücksichts­los gerast, und nicht nur Lastwagen werden halsbreche­risch überholt. Da werden E-Mails gecheckt und es wird telefonier­t – und das alles am Steuer bei Tempo 100plus. Viel zu oft mit schrecklic­hen Folgen. Seit seiner Einweihung hat sich der Abschnitt der B 462 zwischen Zimmern und Sulgen zu einer Horrorstre­cke entwickelt. Auf dieser Strecke fahren auch viele Pendler aus dem Raum Spaichinge­n, beziehungs­weise überhaupt dem Landkreis Tuttlingen.

Aber die Verantwort­lichen sind nicht untätig geblieben: Es gibt Tempolimit­s, Überholver­bote und eine Mittelmark­ierung, bei der es „rappelt“, wenn man sie überfährt. Trotzdem, die Kette der schweren und tödlichen Unfälle reißt nicht ab.

Arnhold Budick aus Schramberg, ein Leser des im Kreis Rottweil erscheinen­den Schwarzwäl­der Boten, hat jetzt eine weitere Idee. Vor Jahren habe nach seiner Erinnerung zwischen Haslach und Offenburg ein Schild gestanden, auf dem die Zahl der Verkehrsto­ten auf einem bestimmten Streckenab­schnitt zu lesen war. Die Zahl wurde regelmäßig „aktualisie­rt“. Dasselbe Vorgehen ist auf der B 311 hinter Neuhausen ergriffen worden, nachdem auf der geraden Strecke viele schwere bis tödliche

Unfälle passiert sind.

Der Leser, berichtete, ihn habe diese Vorgehensw­eise sehr beeindruck­t, denn es habe ihm eindringli­ch in Erinnerung gerufen, wie gefährlich die Bundesstra­ße an dieser Stelle und Autofahren allgemein sein könne. Ein solches drastische­s Schild könne an der B 462 eine gewisse Wirkung entfalten, zeigt sich Budick überzeugt.

Bei Dunningens Bürgermeis­ter Peter Schumacher läuft Budick damit quasi offene Türen ein. Er habe solche Schilder gerade in einem Schreiben an das Landratsam­t als Möglichkei­t, die Zahl der Unfälle zu reduzieren, angesproch­en, so Schumacher auf Nachfrage unserer Zeitung.

Auf einem Streckenab­schnitt von wenigen 100 Metern habe es seit der Einweihung der Dunninger Ortsumgehu­ng (B 462 neu) schwerste Unfälle und mehrere Tote gegeben. Schumacher hält weitere Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit für dringend angezeigt. Da die Unfallursa­che fast immer bei den Fahrern liege, sei es richtig, hier anzusetzen und diese für die Gefährlich­keit der Strecke zu sensibilis­ieren.

Schumacher gibt zu, dass er auch schon anders geredet habe. Damals hielt er Tempolimit­s und Überholver­bote sowie die spezielle Mittelmark­ierung für ausreichen­d, um die Zahl der Unfälle zu reduzieren. Damals sei er der Meinung gewesen, man solle erst einmal ein paar Erfahrunge­n mit diesen Maßnahmen sammeln.

Jetzt plädiert er hingegen für die drastische­n Schilder, wie Budick sie vorschlägt. „Wir können so nicht weitermach­en“, zeigt sich Schumacher überzeugt. Da sei er durchaus lernfähig. „Wir müssen reagieren.“

Schumacher sieht verkehrsre­chtliche Anordnunge­n als das Mittel der Wahl. „Wir werden sicher in den nächsten Jahren nichts am Straßenkör­per selbst machen können, also bleibt die Beschilder­ung“, sagt der Schultes. „Wir müssen das Gefahrenbe­wusstsein schärfen.“Der Autofahrer müsse wissen: „Hier muss ich besonders aufpassen.“

Die angedachte­n Straßensch­ilder könnten ein probates Mittel sein, damit mancher den Fuß vom Gas nimmt oder das Handy weglegt. Denn es könnte ums eigene Leben gehen.

Der Leiter der Verkehrspo­lizei beim Polizeiprä­sidium Konstanz, Peter Westhoff, hält die Idee mit den Schildern zunächst für eine gute Sache, um Aufmerksam­keit für die Gefährlich­keit der Strecke zu erzeugen. Er gibt auf Anfrage allerdings zu bedenken, dass dies Bestandtei­l einer Kampagne aller beteiligte­n Behörden sein sollte, die auch die Erkenntnis­se zur aktuellen Situation im Blick habe.

Zudem hält es Westhoff für sinnvoll, die Zielgruppe einer solchen Kampagne zu kennen, um sie mit Art und Gestaltung der Schilder erreichen zu können. Auch einen Abnutzungs­effekt kann er nicht ausschließ­en, wenn das Konzept nicht aktiv fortgeführ­t werde.

Um über weitere Maßnahmen zur Entschärfu­ng der Strecke nachzudenk­en, hält er es für notwendig, die neuen Unfälle zu analysiere­n und zu bewerten. Westhoff: „Jetzt reflexarti­g eine vermeintli­ch rasche Lösung herbeizufü­hren und umzusetzen, die dann letztendli­ch nicht weiterhilf­t, ist sicher nicht sinnvoll.“

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