Warnschild soll tödliche Unfallserie bei Dunningen brechen
Mit drastischen Mitteln sollen Fahrer aufgerüttelt werden
KREIS ROTTWEIL (sbo/sz) - Wieder hat es vor einigen Tagen Tote auf der Bundesstraße 462 auf der Höhe von Dunningen gegeben. Und wieder ist die Ursache nach ersten Ermittlungen ein Autofahrer, der „aus unbekannten Gründen auf die Gegenfahrbahn geraten ist“, wie die Polizei berichtet.
Auf der Strecke wird rücksichtslos gerast, und nicht nur Lastwagen werden halsbrecherisch überholt. Da werden E-Mails gecheckt und es wird telefoniert – und das alles am Steuer bei Tempo 100plus. Viel zu oft mit schrecklichen Folgen. Seit seiner Einweihung hat sich der Abschnitt der B 462 zwischen Zimmern und Sulgen zu einer Horrorstrecke entwickelt. Auf dieser Strecke fahren auch viele Pendler aus dem Raum Spaichingen, beziehungsweise überhaupt dem Landkreis Tuttlingen.
Aber die Verantwortlichen sind nicht untätig geblieben: Es gibt Tempolimits, Überholverbote und eine Mittelmarkierung, bei der es „rappelt“, wenn man sie überfährt. Trotzdem, die Kette der schweren und tödlichen Unfälle reißt nicht ab.
Arnhold Budick aus Schramberg, ein Leser des im Kreis Rottweil erscheinenden Schwarzwälder Boten, hat jetzt eine weitere Idee. Vor Jahren habe nach seiner Erinnerung zwischen Haslach und Offenburg ein Schild gestanden, auf dem die Zahl der Verkehrstoten auf einem bestimmten Streckenabschnitt zu lesen war. Die Zahl wurde regelmäßig „aktualisiert“. Dasselbe Vorgehen ist auf der B 311 hinter Neuhausen ergriffen worden, nachdem auf der geraden Strecke viele schwere bis tödliche
Unfälle passiert sind.
Der Leser, berichtete, ihn habe diese Vorgehensweise sehr beeindruckt, denn es habe ihm eindringlich in Erinnerung gerufen, wie gefährlich die Bundesstraße an dieser Stelle und Autofahren allgemein sein könne. Ein solches drastisches Schild könne an der B 462 eine gewisse Wirkung entfalten, zeigt sich Budick überzeugt.
Bei Dunningens Bürgermeister Peter Schumacher läuft Budick damit quasi offene Türen ein. Er habe solche Schilder gerade in einem Schreiben an das Landratsamt als Möglichkeit, die Zahl der Unfälle zu reduzieren, angesprochen, so Schumacher auf Nachfrage unserer Zeitung.
Auf einem Streckenabschnitt von wenigen 100 Metern habe es seit der Einweihung der Dunninger Ortsumgehung (B 462 neu) schwerste Unfälle und mehrere Tote gegeben. Schumacher hält weitere Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit für dringend angezeigt. Da die Unfallursache fast immer bei den Fahrern liege, sei es richtig, hier anzusetzen und diese für die Gefährlichkeit der Strecke zu sensibilisieren.
Schumacher gibt zu, dass er auch schon anders geredet habe. Damals hielt er Tempolimits und Überholverbote sowie die spezielle Mittelmarkierung für ausreichend, um die Zahl der Unfälle zu reduzieren. Damals sei er der Meinung gewesen, man solle erst einmal ein paar Erfahrungen mit diesen Maßnahmen sammeln.
Jetzt plädiert er hingegen für die drastischen Schilder, wie Budick sie vorschlägt. „Wir können so nicht weitermachen“, zeigt sich Schumacher überzeugt. Da sei er durchaus lernfähig. „Wir müssen reagieren.“
Schumacher sieht verkehrsrechtliche Anordnungen als das Mittel der Wahl. „Wir werden sicher in den nächsten Jahren nichts am Straßenkörper selbst machen können, also bleibt die Beschilderung“, sagt der Schultes. „Wir müssen das Gefahrenbewusstsein schärfen.“Der Autofahrer müsse wissen: „Hier muss ich besonders aufpassen.“
Die angedachten Straßenschilder könnten ein probates Mittel sein, damit mancher den Fuß vom Gas nimmt oder das Handy weglegt. Denn es könnte ums eigene Leben gehen.
Der Leiter der Verkehrspolizei beim Polizeipräsidium Konstanz, Peter Westhoff, hält die Idee mit den Schildern zunächst für eine gute Sache, um Aufmerksamkeit für die Gefährlichkeit der Strecke zu erzeugen. Er gibt auf Anfrage allerdings zu bedenken, dass dies Bestandteil einer Kampagne aller beteiligten Behörden sein sollte, die auch die Erkenntnisse zur aktuellen Situation im Blick habe.
Zudem hält es Westhoff für sinnvoll, die Zielgruppe einer solchen Kampagne zu kennen, um sie mit Art und Gestaltung der Schilder erreichen zu können. Auch einen Abnutzungseffekt kann er nicht ausschließen, wenn das Konzept nicht aktiv fortgeführt werde.
Um über weitere Maßnahmen zur Entschärfung der Strecke nachzudenken, hält er es für notwendig, die neuen Unfälle zu analysieren und zu bewerten. Westhoff: „Jetzt reflexartig eine vermeintlich rasche Lösung herbeizuführen und umzusetzen, die dann letztendlich nicht weiterhilft, ist sicher nicht sinnvoll.“