Tuttlinger Stadtfest ist abgesagt
Bedenken wegen Corona bleiben – Vereine hoffen auf Alternativen
TUTTLINGEN - Mit dem Tuttlinger Stadtfest wird es dieses Jahr nichts. Auch wenn die Corona-Zahlen gerade sinken, plant die Stadtverwaltung ohne das Fest im September, aus mehreren Gründen. Bei den beteiligten Vereinen herrscht Verständnis, aber es bedeutet für sie auch einen Einnahmenausfall.
In der Regel kommen beim Stadtfest, das zuletzt am dritten Wochenende im September stattfand, ein paar tausend Besucher zusammen. Zahlreiche Essensstände von Vereinen und anderen Anbietern säumen die Weimarstraße und die Groß Bruck, es gibt Konzerte auf drei Bühnen, außerdem Bastel-, Spiel- und Bewegungsangebote für Kinder auf der anderen Donauseite. „Im Gegensatz zu kulturellen Veranstaltungen ließe sich hier kaum ein tragbares Hygienekonzept umsetzen“, sagt Stadtsprecher Arno Specht. Denn auch bei sinkenden Infektionszahlen gelten Hygiene- und Abstandsregeln sowie ein Besucherlimit. „Das als Veranstalter zu kontrollieren, ist extrem schwierig“, so Specht.
Und: So ein Fest benötige einen langen Vorlauf. „Man hätte also schon zu Zeiten loslegen müssen, als keiner ahnen konnte, wie es weiter geht“, sagt Specht. Die CitymanagerStelle ist zudem noch nicht wieder besetzt. Kurzum: Ein Stadtfest wird es wie schon im Vorjahr nicht geben.
Den Vereinen fehlt damit allerdings eine Einnahmequelle. Die vergangenen zwei, drei Jahre Stadtfest seien umsatzstark gewesen, sagt Thomas Hauser, DLRG-Vorsitzender. Sein Verein ist in der Regel mit einem großen Stand auf der Groß Bruck vertreten. Nun fehlt coronabedingt ohnehin schon Geld in der Vereinskasse, Ausfälle wie das Stadtfest kommen oben drauf. Eine offizielle Absage von der Stadtverwaltung hat Hauser noch nicht, er habe aber ohnehin nicht damit gerechnet, dass das Fest stattfinden würde – und angesichts der Pandemie-Lage auch Verständnis dafür.
Auch Juliane Schmieder vom Frauenhaus kann verstehen, „dass es bei so einem großen Fest schwer wird, Abstände und andere Regeln einzuhalten“. Gesundheit gehe eben vor, sagt auch Ercan Yorulmaz vom türkischen Kulturverein Feza.
Was den beiden Einrichtungen aber fast mehr fehlt als das Geld für die Vereinskasse, ist der Kontakt mit den Leuten. „Die Beziehung zu den Kunden, die an den Stand kommen, die fehlt einfach“, sagt Yorulmaz. Die Möglichkeit, sich zu präsentieren, gehe über den Kuchenverkauf hinaus, sagt auch Schmieder: „Das Stadtfest ist immer eine Gelegenheit, das Frauenhaus bekannter zu machen, Mitglieder und Spenden zu generieren.“Sie hofft, dass stattdessen kleinere Aktionen bald wieder möglich sind, etwa die Filmreihe des Frauenhaus-Vereins im Scala-Kino.
Auch die DLRG will im Sommer eventuell eine eigene kleine Aktion an der Donau machen, um die Vereinskasse aufzubessern. Festgezurrt sei noch nichts, sagt Hauser, aber einige Ideen gebe es. „Der Wasserstand eignet sich ja auch für Nichtschwimmer“, sagt er.
Personell werde das allerdings schwer zu stemmen sein. Die Ehrenamtlichen bei der Stange zu halten, falle in Pandemie-Zeiten schwer, so Hauser. Und noch eine Hürde gibt es bei Veranstaltungen: „Zu den normalen Sicherheitsvorschriften kommen jetzt noch die Hygienevorkehrungen wegen Corona dazu“, sagt Ercan Yorulmaz. Abstände, Masken, gegebenenfalls Tests im Vorfeld – das alles sei momentan aufwändig zu organisieren. Veranstaltungen hat Feza deshalb aktuell nicht geplant.
Dass es eine abgespeckte Version des Stadtfests geben könnte, darauf macht Specht den Vereinen keine Hoffnung. „Auch für ein Stadtfest light gelten die Vorschriften und die könnten einfach nicht eingehalten werden“, sagt er. Allerdings ist von städtischer Seite wieder die Veranstaltungsreihe „Sommer im Park“geplant. Christof Manz vom Rittergartenverein beteiligt sich mit „Sommer im Zelt“. Die Programmplanung läuft, am 29. Juli geht es los.