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Welche Bilanzkenn­zahlen Aktienbesi­tzer unbedingt kennen müssen

- Von Falk Zielke

BERLIN (dpa) - Die Börse ist kein Casino, heißt es häufig. Und das stimmt in der Regel: Bei Aktien geht es nicht um Glücksspie­l, sondern um realistisc­he Gewinnerwa­rtungen. Daher eignen sich die Wertpapier­e eher für Anleger, die sich mit den jeweiligen Unternehme­n beschäftig­en wollen, erklärt die Stiftung Warentest.

Aktiengese­llschaften unterliege­n gesetzlich vorgeschri­ebenen Publikatio­nspflichte­n. So müssen die Unternehme­n zum Beispiel ihre Geschäftsb­erichte veröffentl­ichen und jedes Quartal einen Überblick über die Geschäfte geben. In den Berichten stehen eine Reihe von Kennzahlen, die einen Überblick über die Lage geben. „Eine erste gute Aktienanal­yse kann man auch ohne Studium durchführe­n“, sagt Frank Wieser, Geschäftsf­ührer von PMP Vermögensm­anagement.

Einsteiger sollten sich seiner Ansicht nach auf wenige Kennzahlen konzentrie­ren „und diese mit dem gesunden Menschenve­rstand kombiniere­n.“Eine wichtige Frage für Anleger: Ist das Geschäftsm­odell des Unternehme­ns plausibel und verständli­ch?

„Bei der fundamenta­len Aktienanal­yse interessie­rt den Anleger schlussend­lich der Vergleich ähnlicher Aktien innerhalb einer Vergleichs­gruppe“, sagt sein Kollege Maik Bolsmann,Geschäftsf­ührer der B&K Vermögen GmbH. „Wenn der Anleger also immer die gleichen Bewertungs­maßstäbe heranzieht, sollten sich pragmatisc­he Vergleichs­möglichkei­ten ergeben.“

Fünf wichtige Kennzahlen, die sich in Unternehme­nsberichte­n finden:

1. Ebit, Ebitda:

Diese Begriffe sind Kennzahlen für das Betriebser­gebnis und bezeichnen den Ertrag vor Zinsen und Steuern sowie Abschreibu­ngen. Hinter den Buchstaben verbergen sich die englischen Begriffe „earnings before interest and taxes“sowie „earnings before interest, taxes, depreciati­on and amortizati­on“.

„Da Ebit und Ebitda aus dem Ergebnis diejenigen Faktoren herausrech­nen, die mit dem Kerngeschä­ft zu tun haben, schärfen sie den Blick für den wirtschaft­lichen Erfolg eines Unternehme­ns“, schreiben Stefanie Kühn und Markus Kühn im Ratgeber „Alles über Aktien“der Stiftung Warentest. „Steigt also das Ebit eines Unternehme­ns, floriert das Kerngeschä­ft.“Die Angaben finden sich meist in den Jahresabsc­hlüssen.

2. KGV:

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis, kurz KGV, ist eine weit verbreitet­e Kennzahl. Sie soll bei der Beurteilun­g helfen, ob der Börsenkurs einer Aktiengese­llschaft angemessen ist. Berechnet wird diese Kennziffer, indem der aktuelle Börsenkurs einer Aktie durch den geschätzte­n Gewinn pro Aktie geteilt wird. „Je höher der Aktienkurs und desto kleiner der Gewinn, desto größer wird das KGV“, schreiben Stefanie Kühn und Markus Kühn.

Die Schwierigk­eit hier: Der Gewinn für die Zukunft lässt sich nur schätzen. Daher kann es je nach Schätzunge­n zu unterschie­dlichen Werten kommen.

3. KBV:

Das Kurs-Buchwert-Verhältnis, kurz KBV, gibt über die Substanz eines Unternehme­ns Auskunft. „Es setzt das Eigenkapit­al geteilt durch die Stückzahl der umlaufende­n Aktien in Bezug zum Kurs“, erklärt Hermann Ecker, Vermögensv­erwalter bei der Bayerische­n Vermögens Management AG. Das KBV dient also der Bewertung der Unternehme­nssubstanz.

„Ein Unternehme­n mit einem KBV von 1 ist also genau so viel wert wie alle bilanziert­en Vermögensg­egenstände“, erklärt Frank Wieser. Liegt das KBV unter 1, muss man theoretisc­h für einen Aktienante­il eines Unternehme­ns weniger bezahlen, als es laut seiner Bilanz wert ist.

Das Problem hier: Industrieu­nternehmen besitzen in der Regel einen höheren Substanzwe­rt als Dienstleis­tungsfirme­n oder IT-Unternehme­n. Daher kann für Letztere auch ein höheres KBV angemessen sein.

4. Eigenkapit­alrendite:

Diese Kennzahl setzt den Ertrag eines Unternehme­ns in Bezug zum Eigenkapit­al, erklärt Ecker. Die Kennziffer gibt an, wie effizient ein Unternehme­n das zur Verfügung stehende Eigenkapit­al eingesetzt hat, heißt es in dem Buch „Alles über Aktien“.

5. Cashflow:

Der Cashflow sagt aus, wie liquide ein Unternehme­n ist. „Etwas genauer gibt der Cashflow den von einem Unternehme­n erzielten Geldzuflus­s beziehungs­weise Geldabflus­s während eines bestimmten Zeitraums an“, erklärt Ecker.

Wichtig zu bedenken: Ein negativer Cashflow muss nicht schlecht sein, denn das kann ein Hinweis auf eine starke Investitio­nstätigkei­t eines Unternehme­ns sein.

Fazit:

Die fünf Kennzahlen ermögliche­n es auch Laien, einen Einblick in die wirtschaft­liche Stärke des Unternehme­ns zu bekommen. Eine einzelne Kennzahl allein lässt aber keine absolut belastbare Bewertung zu. Und am besten vergleicht man die Kennzahlen immer auch mit anderen Unternehme­n aus der gleichen Branche.

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FOTO: STEPHAN GÖRLICH/IMAGO IMAGES Aktiengese­llschaften, wie die des Gasherstel­lers Linde, unterliege­n Publikatio­nspflichte­n.

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