Trossinger Zeitung

Städtische Galerie erwacht aus dem Corona-Schlaf

Schwenning­er Einrichtun­g plant mehrere Ausstellun­gen

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VS-SCHWENNING­EN (sbo) - Die Tage bis zur Wiedereröf­fnung der Städtische­n Galerie sind gezählt. In der Corona-Zwangspaus­e wurde viel im Hintergrun­d gearbeitet, am 16. Juli soll es nun auch wieder öffentlich­keitswirks­am losgehen.

Auch wenn Galerielei­ter Stephan Rößler der ersten Ausstellun­g in diesem Jahr entgegen fiebert, so waren er und sein Team in den vergangene­n Monaten keinesfall­s untätig. Denn das Gebäude an der Friedrich-EbertStraß­e wurde im Innern quasi einer Sanierungs- und Verschöner­ungskur unterzogen.

Das Foyer wurde „entkernt“, wie Rößler berichtet, der Boden aufbereite­t und die Ausstellun­gswände gänzlich neu verputzt. Und auch im Depot in Villingen wurde mächtig geschuftet: Die Ausstellun­gsstücke und Werke wurden inventaris­iert und neue Regale für die Einlagerun­g angeschaff­t. „All das wäre während des Betriebs der Galerie gar nicht möglich gewesen“, zieht Rößler das einzige Positive aus der Pandemie.

Doch damit sei nun auch genug, die Vorfreude und Sehnsucht auf Kunst und Ausstellun­gen in der Städtische­n Galerie seien groß. Und genau daran wurde eben auch in den vergangene­n Monaten gearbeitet, sodass Stephan Rößler am Mittwoch das Programm für 2021 und 2022 vorstellen konnte.

Noch in diesem Jahr soll es zwei Ausstellun­gen geben. Die erste beginnt am 16. Juli unter dem Titel „Digital ist besser“. Dabei gehe es um das Verhältnis zwischen Mensch, Natur und Technik in Bezug auf die Technologi­e-Transforma­tionen, die vor allem Schwenning­en in der Vergangenh­eit schon durchlebt habe. „Technische­r Fortschrit­t ist immer auch von einer Euphorie begleitet“, sagt Rößler. Und genau diese wolle man in der Ausstellun­g hinterfrag­en. „Es geht weniger um Kritik, sondern vielmehr wollen wir Fragen stellen, was technische Entwicklun­gen für uns bedeuten“, verdeutlic­ht er.

Neben verschiede­nen Installati­onen, unter anderem der „Zeitmaschi­ne“der Künstlerin Lilith Becker, wird vor allem die „weltgrößte Kuckucksuh­r“das wesentlich­e Element der Ausstellun­g sein. Sie wird an der Hauswand der Galerie zu sehen und mit einem Smartphone oder Tablet „nutzbar“sein. Was genau sich dahinter verbirgt, gibt Rößler noch nicht preis.

Das soll es in diesem Jahr allerdings noch nicht gewesen sein. Momentan entsteht unter dem Arbeitstit­el „How to access art“– frei ins Deutsche übersetzt bedeutet das „Wie habe ich Zugang zu Kunst“– plant Kuratorin Cora von Pape eine zweite Ausstellun­g, die am 30. September beginnen soll. „Sie beschäftig­t sich mit der Frage, wie und für wen ist Kunst in der Städtische­n Galerie zugänglich“, erklärt Cora von Pape. Es gehe um sichtbare und unsichtbar­e Barrieren, um Partizipat­ion, Inklusion und Barrierefr­eiheit.

Das Besondere an dieser Ausstellun­g wird sein, dass es die zu sehenden Werke noch gar nicht gibt. Denn: „Künstler aus der Region schaffen explizit für diesen Ort ihre Arbeiten. Es handelt sich nicht um Leihgaben“, freut sich die Kuratorin. Wie viele Werke und Künstler es letztlich sein werden, steht momentan noch nicht fest. Bis kommende Woche bleibt Zeit, die Vorschläge einzureich­en. „Da sich die Künstler untereinan­der noch nicht abgesproch­en haben, lässt sich noch keine Aussage treffen, wie viele Werke es letztlich sind. Aber es werden unter 20 sein“, verrät Cora von Pape. Nach der langen Auszeit, welche die Städtische Galerie einlegen musste, hat Stephan Rößler für dieses Jahr spezielle und angepasste Ziele formuliert. „In erster Linie wollen wir überhaupt wieder als Teil des kulturelle­n Lebens und als Ort für Kunst innerhalb von Villingen-Schwenning­en wahrgenomm­en werden“, erklärt er, dass die lokale Bedeutung vorerst Priorität hat.

Durch die beiden Ausstellun­gen soll dann aber auch die Themen Bürk-Areal und zukünftige­s Museumsqua­rtier aufgegriff­en werden. „In beiden Fällen werden Zeit, Fortschrit­t und gesellscha­ftliche Diskurse thematisie­rt. Also das, was später auf dem Bürk-Areal anschaulic­h passieren soll“, erklärt Rößler. In der Folge richtet der Galerielei­ter dann den Blick auf die regionale und überregion­ale Wirkung der Galerie.

Im Jahr 2022 steht dann das 50jährige Stadtjubil­äum im Mittelpunk­t des künstleris­chen Wirkens. Mit bisher drei großen Eckpfeiler­n soll die Galerie zum Besucherma­gnet werden. Holger Bunk, der Künstler aus Amsterdam, hat speziell für Villingen-Schwenning­en eine neue Bilderseri­e gefertigt. Außerdem richtet eine weitere Ausstellun­g mit dem Titel „Japansehns­ucht und Kunstreise­n im frühen 20. Jahrhunder­t“den Blick in die Vergangenh­eit. Die Gründung der Lovis-Presse jährt sich 2022 zum 75. Mal. Unter dem Titel „Aufbruch in die Peripherie – 75 Jahre Moderne in Schwenning­en“wird dies ebenfalls künstleris­ch gefeiert. „All das wird 2022 unter dem Motto ›Junge Kunst für eine junge Stadt‹ – denn 50 Jahre ist sehr jung – umgesetzt“, freut sich Rößler.

Die große Vorfreude, Zuversicht und Hoffnung dominieren bei Stephan Rößler. Dennoch verweist er bei allen Plänen noch immer auf die jeweils aktuellen Vorschrift­en hinsichtli­ch der Corona-Pandemie. Deshalb sei es momentan auch nicht möglich, konkret zu formuliere­n, in welchem Rahmen die jeweiligen Veranstalt­ungen oder Galerie-Besuche möglich sein werden. „Das hängt von der jeweiligen Öffnungsst­ufe ab, weshalb wir das erst kurz zuvor bekanntgeb­en können. Ich hoffe, dass schon die Eröffnung der ersten Ausstellun­g ›Digital ist besser‹ am 16. Juli so stattfinde­n kann, wie ich mir das wünsche“, so der Galerielei­ter.

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