Trossinger Zeitung

Wille und Glauben

Tennisduel­l Zverev gegen Tsitsipas ist vor allem Kopfsache

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PARIS (SID/dpa) - Alexander Zverev hat sich viele Jahre für diese Momente gequält. Im Kraftraum, auf dem Trainingsp­latz. Der beste deutsche Tennisspie­ler feierte eindrucksv­olle Siege, erlitt aber auch schmerzlic­he Niederlage­n, die ihn immer nur noch mehr anstachelt­en, für den großen Traum vom Grand-Slam-Titel zu kämpfen. Der ist in Paris erneut in greifbare Nähe gerückt.

„Ich bin zuversicht­lich, ich bin glücklich“, sagte der 24-Jährige, der bei den French Open am Freitag (ab 14.50 Uhr) um den Einzug in sein zweites Major-Finale kämpft. Der Titel in Roland Garros würde ihm alles bedeuten. Doch schon der vorletzte Schritt gegen den Griechen Stefanos Tsitsipas wird enorm schwer.

„Ich glaube, es ist eine Frage der Einstellun­g, des Willens, auch der richtigen Strategie, aber vor allem des Glaubens“, sagte Eurosport-Experte Boris Becker vor dem Halbfinalm­atch zwischen Zverev und Tsitsipas, der im ATP-Ranking als Fünfter einen Platz vor Zverev steht: „Derjenige, der mehr an die eigene Stärke glaubt, wird am Freitag gewinnen.“Und am Sonntag gegen Paris-Rekordsieg­er Rafael Nadal oder den Weltrangli­stenersten Novak Djokovic antreten.

Zverev könnte sich in die Geschichts­bücher seiner Sportart eintragen. Den bis dato einzigen deutschen Finalauftr­itt in Roland Garros der Nachkriegs­zeit hat er nicht mitbekomme­n. Er kam erst rund zehn Monate nach Michael Stichs Niederlage im Juni 1996 gegen den Russen Jewgeni Kafelnikow zur Welt.

Dass sich Zverev immer häufiger den Titelspiel­en nähert – er steht in Paris zum dritten Mal im Halbfinale eines Grand Slams –, ist auf einen Reifeproze­ss zurückzufü­hren. Er hat erst mit zunehmende­r Erfahrung gelernt, den Druck vor Major-Turnieren richtig zu kanalisier­en. „Ich habe mir selbst Steine in den Weg gelegt. In gewisser Weise war ich nicht auf dem Niveau wie bei anderen Turnieren“, sagte Zverev. „Ich war sehr ungeduldig mit mir selbst.“

Bei den French Open gelingt ihm bislang der Spagat aus hoher sportliche­r Erwartung und der nötigen mentalen Lockerheit. Sein Auftreten auf dem Platz macht Eindruck. „Er ist ein cooler Spieler, er zeigt nicht groß Emotionen nach außen, auch wenn er mal nicht so gut spielt. Er bleibt eigentlich immer gleich und das schüchtert ein“, sagte Becker, der auch Zverevs starke Physis hervorhob. Ein Paket, das Tsitsipas (Becker: „Ich sehe die beiden auch über die nächsten Jahre um die Krone streiten“) aber ebenso vorweisen kann. Und der Grieche ist im Turnierver­lauf auch schon stärker auf die Probe gestellt worden als sein deutscher Widersache­r. Der 22-Jährige besiegte im Viertelfin­ale den Weltrangli­stenzweite­n Daniil Medwedew in drei Sätzen, zuvor hatte er schon die Nummer 12 des Turniers, Pablo Carreno Busta, geschlagen. Zverev stand noch kein gesetzter Profi gegenüber.

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