„Die Sieger-Fans werden mit einem Auto-Korso feiern“
Francesco Pastore (Italien) und Ertan Tasdemirci (Türkei) trauen ihren Nationen bei gutem Verlauf das Halbfinale zu
TUTTLINGEN - Am heutigen Freitag geht es los. Die coronabedingt vom vergangenen in dieses Jahr verschobene Fußball-Europameisterschaft beginnt mit dem Auftaktspiel Italien gegen die Türkei. Der Anstoß in Rom erfolgt um 21 Uhr.
Die Vorfreude bei den Fußballfans ist groß, doch eine Euphorie wie bei vielen derartigen Höhepunkten in den vergangenen Jahren will noch nicht so recht aufkommen. Dies kann sich aber noch einstellen, wenn manche Nation von Erfolg zu Erfolg eilen sollte.
„Ich freue mich auf die EM, die Fußballliebe ist intakt“, sagt Francesco Pastore. Der langjährige erfolgreiche Fußballtrainer mehrerer Vereine in der heimischen Region, darunter in der Landesliga des SC 04 Tuttlingen, stammt aus dem italienischen Bari in Apulien. „Ich wünsche mir, dass Italien weit vorne landet, aber ich erkenne auch die Leistung der anderen an“, sagt Pastore, der sich als Realist und keineswegs als Fanatiker bezeichnet.
Dabei haben die italienischen Fußballfans keine leichte Zeit hinter sich. „Dass wir bei der letzten Weltmeisterschaft in Russland nicht dabei waren, das war wie ein Stich ins Herz, das war der Tiefpunkt“, meint Pastore. Doch inzwischen sieht er die Squadra Azzurra wieder auf einem guten Weg. Pastore: „Wir haben jetzt eine junge talentierte Mannschaft, die dem Gegner das Spiel aufzwingen kann. Sie spielt gut zusammen, ist aber noch nicht komplett, da ihr ein Vollstrecker im Sturm fehlt.“
Für das heutige Auftaktspiel ist Pastore optimistisch, auch wenn er meint, dass die Türkei eine gute Mannschaft hat. Pastore: „Italien ist stark genug, um die Türkei zu schlagen. Mein Tipp, wir gewinnen 2:0. Wenn wir die Vorrunde überstehen, traue ich der italienischen Mannschaft das Halbfinale zu. Die Europameisterschaftsfavoriten sind für mich an erster Stelle Frankreich und dann Deutschland.“Pastore wird sich das Spiel „im kleinen Rahmen zu Hause in der Familie“anschauen.
Ebenfalls einige Jahre Trainer beim SC 04 Tuttlingen war Ertan Tasdemirci, der jetzt den südbadischen Landesligisten VfR Stockach trainiert. Tasdemirci drückt heute natürlich seinen türkischen Landsleuten die Daumen. „Als Fußballliebhaber fiebere ich speziellen Events wie Europaund Weltmeisterschaften entgegen. Die Türkei hat zur Zeit eine gute Fußball-Generation, so wie schon lange nicht mehr. Es steckt viel Potenzial in der Mannschaft. Ich traue uns ein Unentschieden zu, aber Ialien ist Italien und hat noch Heimvorteil. Daher
ist Italien der Favorit. Aber der zweite Platz in dieser Gruppe, in der noch die Schweiz und Wales spielen, sollte möglich sein.“Und Tasdemirci geht noch weiter: „Während eines Turniers entwickelt sich was. Wenn Euphorie kommt und die Mannschaf gut zusammenfindet, wenn alles gut läuft, dann ist für die Türkei das Halbfinale möglich.“
Favorit ist für den türkischen Trainer Frankreich. Tasdemirci:
„Frankreich hat den stärksten Kader.“Der 34-Jährige traut aber auch Deutschland einiges zu: „Mit Ausnahme der Weltmeisterschaft 2018 in Russland sind die Deutschen immer weit gekommen. Ich sehe Deutschland mindestens im Halbfinale.“
Ertan Tasdemirci, der eher zu den Ruhigen zählt, weiß um die Emotionen, die der Fußball speziell unter seinen Landsleuten und bei den Italienern, auch in Tuttlingen, auslösen kann. „Egal, wer am Freitagabend gewinnt. Die Sieger-Fans werden mit einem Auto-Korso feiern“, ist sich der türkische Trainer sicher, dass es nach dem Spiel auf den Straßen nicht ruhig zugeht.