Vom Auf und Ab der Spritpreise
Wie die Kosten für eine Tankfüllung zustande kommen und wie sie sich künftig entwickeln könnten
FRANKFURT - In Ravensburg mussten Autofahrer am Freitagmorgen zwischen 1,35 Euro und 1,43 Euro bezahlen, Super E10 lag zwischen 1,50 und 1,60 Euro. Schon das zeigt, dass es sich durchaus lohnt, die Preise im Blick zu haben, denn bei einer Tankfüllung von 40 Litern entspricht das einem Unterschied von rund vier Euro mehr oder weniger im Portemonnaie.
Dabei allerdings ist grundsätzlich ohnehin abzuraten, morgens auf dem Weg zur Arbeit den Tank zu befüllen. Denn zu den Hauptpendelzeiten sind die Preise regelmäßig am höchsten. Nach Auswertungen der Markttransparenzstelle
für Kraftstoffe im Bundeskartellamt liegen die Preisunterschiede im Laufe des Tages innerhalb einer Stadt oder Region bei über 20 Cent pro Liter Benzin oder Diesel. „Teuer ist es morgens zwischen 5 und 8 Uhr, am niedrigsten sind die Preise meist am Abend zwischen 18 und 22 Uhr“, stellte Andreas Mundt, der Präsident des Bundeskartellamtes, unlängst fest, als er den Jahresbericht der Preiswächter vorstellte.
Erklären lassen sich diese kurzfristigen, mitunter stündlichen Schwankungen natürlich nicht durch die Mineralölpreise an den Weltmärkten. Die wirken sich nur längerfristig aus – und schlagen sich meist erst mit einiger Verzögerung an den Preisaushängen der Tankstellen nieder. Dabei stellen Verbraucherschützer allerdings und ärgerlicherweise fest, dass regelmäßig Preiserhöhungen an den Weltmärkten schneller die Spritpreise in die Höhe treiben, als Preissenkungen sie wieder herunterbringen.
Beobachten konnte man das vor rund einem Jahr. Denn da fielen infolge des Ausbruchs der Pandemie die Ölpreise an den Weltmärkten ins Bodenlose – von 70 Dollar zu Jahresbeginn auf unter 20 Dollar im April. Diesem Verfall um rund 70 Prozent machten die Spritpreise bis zu diesem Zeitpunkt nur um höchstens 15 bis 20 Prozent mit. Allerdings liegt das nur zum Teil an der zögerlichen Weitergabe von Preisrückgängen am Ölmarkt.
Denn die Beschaffungskosten machen nur einen Teil der Spritpreise aus – und nicht einmal den größten Teil. Am meisten nämlich wirken sich staatliche Abgaben aus – allen vorweg die Mineralölsteuer, dann aber auch die Mehrwertsteuer. Da die Mehrwertsteuer krisenbedingt im zweiten Halbjahr 2020 gesenkt war und im Januar wieder auf den regulären Satz zurücksprang, wirkte sich das übrigens auch zum Jahreswechsel bei den Spritpreisen aus. Hinzukam ebenfalls im Januar ein spürbarer Aufschlag wegen des neu eingeführten CO2-Preises auf Brennstoffe. Der ADAC beziffert dessen Auswirkungen
auf sieben, acht Cent pro Liter Diesel und sieben Cent beim Benzin.
Und schließlich fließen in die Preise natürlich auch Deckungsbeiträge der Mineralöl- und Tankstellenunternehmen ein, also die unternehmerischen Kosten plus eine Gewinnmarge. Grob lässt sich sagen, dass Steuern und Abgaben über die Hälfte bis zu zwei Drittel der Spritpreise ausmachen. Bis zu einem Drittel entfällt auf den Produktpreis, also die Beschaffung von Öl an den Rohstoffmärkten.
Dass Preisbewegungen an den Weltmärkten sich über längere Zeiträume aber auch spürbar bemerkbar machen, zeigen die zurückliegenden Monate. Denn nach den Tiefpreisen im vergangenen
Jahr sind die Ölpreise mit Perspektive von Impfungen und Lockerungen im Verlauf der Pandemie wieder deutlich geklettert. Inzwischen haben sie wieder ziemlich genau Vorkrisenniveau erreicht. Konnte man seinen Dieseltank im November noch für rund einen Euro pro Liter betanken, liegen die Preise in Ravensburg und anderswo in der Republik wieder um rund ein Drittel höher.
Das ist für Verbraucher ebenso deutlich spürbar, wie es die Inflation treibt. Trösten sollte der Gedanke, dass es sich um Vorkrisenniveaus handelt: eine Normalisierung der Preise also angesichts günstigerer Perspektiven im Fortgang dieser Pandemie.