Kräftiger Aufschwung
Bundesbank prophezeit ein Wachstum von 3,7 Prozent
FRANKFURT (dpa) - Die Bundesbank sieht Deutschland am Beginn eines starken Aufschwungs. „Die deutsche Wirtschaft überwindet die pandemiebedingte Krise“, prognostizierte Bundesbank-Präsident Jens Weidmann am Freitag. „Schon in diesem Sommer könnte die Wirtschaftsleistung wieder das Vorkrisenniveau erreichen.“
3,7 Prozent Wirtschaftswachstum sagt die Notenbank nun für das laufende Jahr voraus. Im Dezember waren die Bundesbank-Ökonomen mit 3,0 Prozent noch nicht ganz so optimistisch. Inzwischen gehe die Bundesbank davon aus, dass durch das Fortschreiten der Impfungen die Pandemie „rasch und nachhaltig zurückgedrängt“werden könne und deswegen Einschränkungen für Wirtschaft und Bevölkerung „zügig gelockert“würden, erläuterte Weidmann.
Vor allem der private Konsum dürfte dann nach einhelliger Ansicht vieler Volkswirte anziehen. Zudem mehrten sich angesichts der Erholung des Welthandels zuletzt in der exportorientierten deutschen Industrie die positiven Einschätzungen. Wichtige Branchen wie Maschinenbau, Chemie und Pharma sowie Elektro schraubten jüngst ihre Prognosen für das laufende Jahr nach oben – und das obwohl Lieferengpässe etlichen Herstellern gerade das Geschäft erschweren.
Nach jüngsten Zahlen der staatlichen Förderbank KfW aus dem Mai klagen inzwischen 17 Prozent der Mittelständler über Störungen der Lieferketten. Im Herbst waren es noch neun Prozent. Abgesehen davon erhole sich der Mittelstand zunehmend von der Corona-Krise, stellte die KfW am Freitag fest. Etwa 2,4 Millionen Mittelständler in Deutschland (64 Prozent) hatten einer repräsentativen KfW-Befragung zufolge Mitte Mai noch mit den Folgen der Pandemie zu kämpfen. Die Auswirkungen der Einschränkungen im Kampf gegen das Coronavirus trafen damit etwa 150 000 Unternehmen weniger als bei der vorhergehenden Befragung im Januar. Seinerzeit lag der Anteil der von der Krise betroffenen kleinen und mittleren Unternehmen noch bei 68 Prozent.
Der Aufschwung im laufenden Jahr wird nach Einschätzung vieler Ökonomen kein Strohfeuer bleiben. Für 2022 ist auch die Bundesbank noch deutlich zuversichtlicher als vor sechs Monaten: Statt 4,5 Prozent Wachstum trauen die Ökonomen der Notenbank Europas größter Volkswirtschaft 2022 nun ein Plus von 5,2 Prozent zu. Im Jahr 2023 schwächt sich der Zuwachs des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) demnach ab, beträgt aber immer noch 1,7 Prozent.
Im vergangenen Jahr hatte die Corona-Pandemie die deutsche Wirtschaft in die tiefste Rezession seit der globalen Finanzkrise 2009 gerissen.