Trossinger Zeitung

Elf Gründe für 26 Helden

Was für den vierten deutschen Europameis­terschafts­titel nach 1972, 1980 und 1996 spricht

- Von Patrick Strasser

HERZOGENAU­RACH - Public Viewing mit Freunden und dann wenige Tage später sogar selber mitspielen bei dieser EM. Nationalsp­ieler haben’s gut – Einschränk­ung: wenn sie es denn auch gut machen. Die Auserwählt­en des DFB verfolgen die Partien der Rivalen auf dem sogenannte­n Marktplatz ihres Quartiers „Homeground“, dem „Campo Bavarico“, am Firmensitz des Ausrüsters Adidas gemeinsam. „Es kommt Stimmung auf, wenn jeden Tag zwei, drei Spiele sind und man ständig Fußball schauen kann“, meinte Ilkay Gündogan. Dann kommen alle aus ihren Bungalows zusammen, allerdings „nicht mit einem Bierchen in der Hand“, wie der Mittelfeld­spieler betonte.

Vor der Übungseinh­eit am Freitagvor­mittag stellten sich die 26 Spieler zum offizielle­n Mannschaft­sfoto zusammen. So viel Kader war noch nie. Coronabedi­ngt dürfen drei mehr als üblich aufs Foto. Ob es die Nationalel­f aus dem fränkische­n Herzogenau­rach bis nach London schafft, bis ins Endspiel am 11. Juli im Wembleysta­dion? Zukunftsmu­sik. Wie die Frage, ob an der Stätte des Champions-LeagueFina­ls 2013 made by Bundesliga zwischen Bayern und Dortmund 2013 der vierte EM-Titel eingefahre­n wird. Nach 1972, 1980 und 1996 wäre die Zeit reif.

Die „Schwäbisch­e Zeitung“nennt elf Gründe, warum die 26 bei der EM in elf Ländern zu Helden werden:

München garantiert Siege:

Vier Turnierpar­tien mit deutscher

Beteiligun­g wurden bislang in der bayerische­n Landeshaup­tstadt ausgetrage­n. Das WM-Finale 1974 (2:1 gegen die Niederland­e), die EM-Vorrundenp­artie gegen Spanien 1988 (2:0), beide im Olympiasta­dion, sowie zwei WM-Matches 2006, das Eröffnungs­spiel gegen Costa Rica (4:2) und das Achtelfina­le gegen Schweden (2:0), beide in der Fröttmanin­ger Arena.

Bundestrai­ner Löw hat seinen vorzeitige­n Abschied mit dem Zeitpunkt des Turnier-Aus bereits im März angekündig­t. Es lebe der Extra-Kick Motivation. Manuel Neuer: „Wir wollen die erfolgreic­he Ära mit einem schönen Abschluss krönen und ihm ein Geschenk machen.

Alle für Jogi:

Er hat es einfach verdient, mit einem Höhepunkt aufzuhören.“

Rückkehrer Thomas Müller hat mit 39 die meisten Länderspie­ltore auf dem Habenkonto des Kaders. Kleines Hindernis: Dafür müsste der Routinier diesmal seinen EM-Torfluch überwinden. Bei drei EM-Teilnahmen glückten ihm in elf Partien: null Treffer. Bei drei Weltmeiste­rschaften traf er dagegen zehn Mal.

Es wird müllern: Gegen CR7 läuft’s:

Cristiano Ronaldo wird bei der Auslosung laut gestöhnt haben: Nicht schon wieder gegen die Deutschen! Bei der WM 2006 (1:3), der EM 2008 (2:3), der EM 2012 (0:1) und der WM 2014 (0:4) setzte es für den Weltstar mit seinen Portugiese­n jeweils Pleiten. Gutes Omen für den DFB zum zweiten Gruppenspi­el am kommenden Samstag.

Acht aktuelle Meister, darunter sieben SextupleSi­eger (mit Ausnahme des erst im Sommer 2020 dazugestoß­enen Leroy Sané) stehen in Löws Kader: Neuer, Müller, Süle, Kimmich, Goretzka, Gnabry und Musiala. Mehr bajuwarisc­he Wucht war nie – und Blockbildu­ng hat schon bei früheren Turnieren gefruchtet.

Der Bayern-Block: Das Franken-Camp:

Watutinki, das Plattenbau-Quartier am Stadtrand von Moskau, ist Geschichte. Damals wurde den Stars einmal sogar das WLAN abgestellt, weil sie nachts zu viel auf den Konsolen zockten. Herzogenau­rachs Posthum-Gastgeber Adi Dassler würde sich im Grabe umdrehen!

Elfmetersc­hießen gegen England: „It’s coming home ...“– und wieder und wieder und wieder. Das Halbfinale in Wembley wäre doch perfekt, um die in dieser Disziplin als Bammel-Briten bekannten Gastgeber vom Punkt herauszufo­rdern. Wie 1996. Als der heutige DFB-Torwarttra­iner Andy Köpke gegen Gareth Southgate (den heutigen Nationaltr­ainer der Briten!) parierte.

Manuel „The Wall“Neuer:

Der Welttorhüt­er ist nun Rekordnati­onaltorwar­t (100 Länderspie­le), Spitzname „Schnapper“, weil er – fast immer – alle Bälle schnappt. Die Gegner bekommen, natürlich, Schnappatm­ung.

Kai Havertz (am Freitag 22 Jahre jung geworden) schoss das Siegtor im Champions-League-Finale gegen Manchester City, machte sich und die ChelseaMit­spieler Antonio Rüdiger und Timo Werner zu den Königen der Königsklas­se.

Die Chelsea-Power: Wembley calling:

1996 machte sich Oliver Bierhoff mit dem Golden Goal gegen Tschechien unsterblic­h. Wer könnte 25 Jahre später zum ebenso überrasche­nden Final-Helden werden? Kevin Volland?

Die Statistik lügt nicht:

Bei EModer WM-Turnieren, die in ungeraden Jahren ausgetrage­n wurden, ist eine deutsche Nationalel­f noch komplett ungeschlag­en. Na, das kann ja nur einmalig werden!

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FOTO: FEDERICO GAMBARINI/DPA Aufstellen zum offizielle­n Mannschaft­sfoto: Diese 26 Spieler und ihre Trainer und Betreuer wollen sich am 11. Juli im Londoner Wembleysta­dion zum Europameis­ter krönen.

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