Begrenzte Gemeinsamkeit
Die Erleichterung war mit Händen zu greifen. Im englischen Strandbad Carbis Bay trafen die anderen Staats- und Regierungschefs der führenden westlichen Industrienationen auf einen zugänglichen, gesprächswilligen US-Präsidenten. Der freundlich lächelnde Joe Biden stellt das denkbar größte Kontrastprogramm dar zum rüpelhaften und rücksichslos vor den Kopf stoßenden Vorgänger Donald Trump.
Die Rückkehr der Supermacht an den Verhandlungstisch sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen: Mit der Führung der westlichen Welt verknüpft Washington Forderungen an die Verbündeten, zumal jene in Europa. Das dürfte Biden bei den Konsultationen mit den Nato- und EU-Partnern diese Woche sehr deutlich machen – im Ton gewiss konzilianter, in der Sache kaum weniger hart als Trump.
Die Amerikaner beschäftigt vor allem die Rivalität mit dem immer aggressiver auftretenden China. Wer Anschauungsunterricht zur neuen Wolfsdiplomatie des nationalkommunistischen Regimes in Peking brauchte, musste nur dem australischen Premier Scott Morrison zuhören. Sein Land ist harschen Handelssanktionen ausgesetzt, seit Canberra sich gegen die immer offenere Einflußnahme Pekings zur Wehr setzte.
Die Erklärungen des G7-Gipfels zu China wurden auf Betreiben der Europäer stark verwässert. Dabei spielte auch die deutsche Kanzlerin Angela Merkel eine unrühmliche Rolle. Gewiss bedarf es zur Bewältigung globaler Probleme wie des Klimaschutzes, der Begrenzung nuklearer Aufrüstung und der Bekämpfung von Pandemien auch der Mitarbeit autokratischer Regime wie Russland und China. Mit Leisetreterei aber ist Diktatoren nicht beizukommen.
Die G7 haben trotzdem wichtige Akzente gesetzt. Eine Spende von mindestens einer Milliarde CovidImpfdosen an den globalen Süden, ein neuer Marshall-Plan für den ökologischen Umbau der Weltwirtschaft – diesen wohlklingenden Absichtserklärungen müssen jetzt aber auch Taten folgen. Da ist Deutschland gefragt, 2022 als Gastgeber des exklusiven Clubs.
politik@schwaebische.de