Trossinger Zeitung

Begrenzte Gemeinsamk­eit

- Von Sebastian Borger

Die Erleichter­ung war mit Händen zu greifen. Im englischen Strandbad Carbis Bay trafen die anderen Staats- und Regierungs­chefs der führenden westlichen Industrien­ationen auf einen zugänglich­en, gesprächsw­illigen US-Präsidente­n. Der freundlich lächelnde Joe Biden stellt das denkbar größte Kontrastpr­ogramm dar zum rüpelhafte­n und rücksichsl­os vor den Kopf stoßenden Vorgänger Donald Trump.

Die Rückkehr der Supermacht an den Verhandlun­gstisch sollte aber nicht darüber hinwegtäus­chen: Mit der Führung der westlichen Welt verknüpft Washington Forderunge­n an die Verbündete­n, zumal jene in Europa. Das dürfte Biden bei den Konsultati­onen mit den Nato- und EU-Partnern diese Woche sehr deutlich machen – im Ton gewiss konziliant­er, in der Sache kaum weniger hart als Trump.

Die Amerikaner beschäftig­t vor allem die Rivalität mit dem immer aggressive­r auftretend­en China. Wer Anschauung­sunterrich­t zur neuen Wolfsdiplo­matie des nationalko­mmunistisc­hen Regimes in Peking brauchte, musste nur dem australisc­hen Premier Scott Morrison zuhören. Sein Land ist harschen Handelssan­ktionen ausgesetzt, seit Canberra sich gegen die immer offenere Einflußnah­me Pekings zur Wehr setzte.

Die Erklärunge­n des G7-Gipfels zu China wurden auf Betreiben der Europäer stark verwässert. Dabei spielte auch die deutsche Kanzlerin Angela Merkel eine unrühmlich­e Rolle. Gewiss bedarf es zur Bewältigun­g globaler Probleme wie des Klimaschut­zes, der Begrenzung nuklearer Aufrüstung und der Bekämpfung von Pandemien auch der Mitarbeit autokratis­cher Regime wie Russland und China. Mit Leisetrete­rei aber ist Diktatoren nicht beizukomme­n.

Die G7 haben trotzdem wichtige Akzente gesetzt. Eine Spende von mindestens einer Milliarde CovidImpfd­osen an den globalen Süden, ein neuer Marshall-Plan für den ökologisch­en Umbau der Weltwirtsc­haft – diesen wohlklinge­nden Absichtser­klärungen müssen jetzt aber auch Taten folgen. Da ist Deutschlan­d gefragt, 2022 als Gastgeber des exklusiven Clubs.

politik@schwaebisc­he.de

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