Trossinger Zeitung

Trossinger baut „Tiny House auf Rädern“

Helmuth Lauscher gestaltet einen Laster zum Wohnmobil um und geht auf große Fahrt

- Von Michael Hochheuser

TROSSINGEN - „Es ist ein Tiny House auf Rädern mit allem, was es zum Leben braucht.“Der Trossinger Helmuth Lauscher hat über anderthalb Jahre einen Lkw zu einem Wohnmobil umgebaut. Mit dem und seiner Partnerin Erika Leib will der 63-Jährige auf große Fahrt quer durch Europa gehen, sobald dies wieder möglich ist. Und dann in einem ReiseBlog darüber berichten.

Knapp 30 000 Euro hat Lauscher in den Kauf des Gefährts und dessen Umgestaltu­ng investiert. Der Rentner, zuletzt Geschäftsf­ührer einer Aesculap-Tochter, hatte mit seiner Partnerin beschlosse­n, im Ruhestand „etwas Sinnvolles zu tun und uns in der Welt umzuschaue­n“. Im Oktober hat er seinen Wohnsitz in Trossingen aufgegeben und lebt nun vorübergeh­end bei seiner Tochter, ebenfalls in der Musikstadt. Der langfristi­ge Plan sei, im selbstgeba­uten Wohnmobil zu leben; seine Partnerin behalte indes ihre Wohnung in Aalen.

Im Internet war Lauscher auf den Laster eines Möbeltrans­portuntern­ehmens bei Osnabrück gestoßen. „Er diente der Auslieferu­ng von Großküchen.“Der MAN-Siebeneinh­albtonner ist Baujahr 2006 und hat knapp 150 000 Kilometer auf dem Tacho. „Aber solche Lkw haben eine Lebenserwa­rtung von 600 000 bis 800 000 Kilometern.“Bei seiner Internet-Recherche habe er auch Leute kennengele­rnt, „die Laster umgebaut haben“, berichtet der Trossinger. „Das kann ich auch, habe ich gedacht – schließlic­h habe ich immer viel gebastelt.“

In Aldingen hatte er früher mal eine Werkstatt, in der er Autos restaurier­t hat. Und Campingbus-Erfahrung hat der Trossinger auch: „1978, da war ich Leiter des Trossinger Jugendhaus­es, bin ich bereits mit einem bis nach Ibiza gefahren“.

Also machte sich Lauscher komplett in Eigenregie daran, den Lkw winterfest umzurüsten: Eine Küche mit Backofen und Mikrowelle hat er selbst gebaut, ebenso ein kleines Badezimmer mit Dusche. In dem Koffer-Aufbau mit sechs Metern Länge sind zudem ein Bett für zwei Personen und eine kleine Sitzecke untergebra­cht.

Auf dem Dach hat er eine Solaranlag­e installier­t. „Bei der Stromverso­rgung sind wir von März bis November autark.“Auch einen Wassertank mit 350 Litern Fassungsve­rmögen hat er integriert sowie Versorgung­sanschlüss­e, etwa für einen Grill. Fenster und Türen hat er ebenfalls selbst eingesetzt.

„Es ist noch nicht alles fertig“, sagt Lauscher. So wolle er sein Mobil „ausrüsten auf eine höhere Abgasnorm“. Der umgebaute Lkw sei vom TÜV so abgenommen worden, berichtet der 63-Jährige. Zudem habe ein autorisier­ter Fachbetrie­b die eingebaute Gasversorg­ung überprüft. „Wir kochen und heizen mit Gas.“

Seine Feuertaufe erlebte das Mobil im Oktober/November bei einer ersten Fahrt nach Bayern an den Ammersee. „Es hat alles funktionie­rt.“Die zweite Tour führte in den Hochschwar­zwald,

und kürzlich war Lauscher im Hunsrück. Die erste Fahrt ins Ausland ist für Anfang Juli geplant, so die Inzidenzwe­rte dies zulassen: „Ziel ist Skandinavi­en – entweder übers Baltikum nach Finnland oder über Dänemark nach Schweden.“Zwei Monate soll der Nord-Trip dauern. „Und mittelfris­tig planen wir Überwinter­ungen am Mittelmeer, am liebsten in Griechenla­nd“.

Was er dort erlebt, will der Trossinger in einem Reise-Blog dokumentie­ren. „Schließlic­h fotografie­re und schreibe ich gerne.“Bereits die Umbauphase hat er bei Facebook dokumentie­rt auf seiner Seite „Auf 1000 Wegen“.

„Das Interesse war groß – ich habe vielen Leuten, die Ähnliches vorhaben, Tipps gegeben, und mir selbst welche geholt.“

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FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER Der Trossinger Helmuth Lauscher hat einen Lkw zum Wohnmobil umgebaut.
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FOTO: HOCHHEUSER Helmuth Lauscher in der selbstgeba­uten Küche des Wohnmobils.

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