Trossinger baut „Tiny House auf Rädern“
Helmuth Lauscher gestaltet einen Laster zum Wohnmobil um und geht auf große Fahrt
TROSSINGEN - „Es ist ein Tiny House auf Rädern mit allem, was es zum Leben braucht.“Der Trossinger Helmuth Lauscher hat über anderthalb Jahre einen Lkw zu einem Wohnmobil umgebaut. Mit dem und seiner Partnerin Erika Leib will der 63-Jährige auf große Fahrt quer durch Europa gehen, sobald dies wieder möglich ist. Und dann in einem ReiseBlog darüber berichten.
Knapp 30 000 Euro hat Lauscher in den Kauf des Gefährts und dessen Umgestaltung investiert. Der Rentner, zuletzt Geschäftsführer einer Aesculap-Tochter, hatte mit seiner Partnerin beschlossen, im Ruhestand „etwas Sinnvolles zu tun und uns in der Welt umzuschauen“. Im Oktober hat er seinen Wohnsitz in Trossingen aufgegeben und lebt nun vorübergehend bei seiner Tochter, ebenfalls in der Musikstadt. Der langfristige Plan sei, im selbstgebauten Wohnmobil zu leben; seine Partnerin behalte indes ihre Wohnung in Aalen.
Im Internet war Lauscher auf den Laster eines Möbeltransportunternehmens bei Osnabrück gestoßen. „Er diente der Auslieferung von Großküchen.“Der MAN-Siebeneinhalbtonner ist Baujahr 2006 und hat knapp 150 000 Kilometer auf dem Tacho. „Aber solche Lkw haben eine Lebenserwartung von 600 000 bis 800 000 Kilometern.“Bei seiner Internet-Recherche habe er auch Leute kennengelernt, „die Laster umgebaut haben“, berichtet der Trossinger. „Das kann ich auch, habe ich gedacht – schließlich habe ich immer viel gebastelt.“
In Aldingen hatte er früher mal eine Werkstatt, in der er Autos restauriert hat. Und Campingbus-Erfahrung hat der Trossinger auch: „1978, da war ich Leiter des Trossinger Jugendhauses, bin ich bereits mit einem bis nach Ibiza gefahren“.
Also machte sich Lauscher komplett in Eigenregie daran, den Lkw winterfest umzurüsten: Eine Küche mit Backofen und Mikrowelle hat er selbst gebaut, ebenso ein kleines Badezimmer mit Dusche. In dem Koffer-Aufbau mit sechs Metern Länge sind zudem ein Bett für zwei Personen und eine kleine Sitzecke untergebracht.
Auf dem Dach hat er eine Solaranlage installiert. „Bei der Stromversorgung sind wir von März bis November autark.“Auch einen Wassertank mit 350 Litern Fassungsvermögen hat er integriert sowie Versorgungsanschlüsse, etwa für einen Grill. Fenster und Türen hat er ebenfalls selbst eingesetzt.
„Es ist noch nicht alles fertig“, sagt Lauscher. So wolle er sein Mobil „ausrüsten auf eine höhere Abgasnorm“. Der umgebaute Lkw sei vom TÜV so abgenommen worden, berichtet der 63-Jährige. Zudem habe ein autorisierter Fachbetrieb die eingebaute Gasversorgung überprüft. „Wir kochen und heizen mit Gas.“
Seine Feuertaufe erlebte das Mobil im Oktober/November bei einer ersten Fahrt nach Bayern an den Ammersee. „Es hat alles funktioniert.“Die zweite Tour führte in den Hochschwarzwald,
und kürzlich war Lauscher im Hunsrück. Die erste Fahrt ins Ausland ist für Anfang Juli geplant, so die Inzidenzwerte dies zulassen: „Ziel ist Skandinavien – entweder übers Baltikum nach Finnland oder über Dänemark nach Schweden.“Zwei Monate soll der Nord-Trip dauern. „Und mittelfristig planen wir Überwinterungen am Mittelmeer, am liebsten in Griechenland“.
Was er dort erlebt, will der Trossinger in einem Reise-Blog dokumentieren. „Schließlich fotografiere und schreibe ich gerne.“Bereits die Umbauphase hat er bei Facebook dokumentiert auf seiner Seite „Auf 1000 Wegen“.
„Das Interesse war groß – ich habe vielen Leuten, die Ähnliches vorhaben, Tipps gegeben, und mir selbst welche geholt.“