Trossinger Zeitung

„Es fühlt sich fantastisc­h gut an“

Rettungshe­likopter „Christoph 11“– Weltweit erste Umrüstung auf Fünfblattr­otorsystem

- Von Marc Eich

VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - Als erster Rettungshu­bschrauber weltweit ist „Christoph 11“von der hiesigen Luftrettun­gsstation umgerüstet worden und startet mit einem Fünfblattr­otorsystem.

Die Wolken hängen tief, die Sicht ist eingeschrä­nkt – es ist genau das Wetter, welches die Besatzung des Rettungshu­bschrauber­s „Christoph 11“lahmlegt. Denn unter solchen Bedingunge­n kann Pilot Simon Lehrich gemeinsam mit der Crew nicht abheben. Die Hilfe aus der Luft muss auf bessere Bedingunge­n warten – bis sie mit ihrer Weltneuhei­t in den Himmel über VS aufsteigen kann.

Statt vier nun fünf Rotorblätt­er – als ersten Rettungshu­bschrauber weltweit hat die DRF Flugrettun­g „Christoph 11“an der Station Villingen-Schwenning­en umrüsten lassen. Dass die Luftretter mit Fünfblattr­otor starten ist keine Weltpremie­re – dass eine Maschine mit einem vormals Vierblatts­ystem umgerüstet wurde hingegen schon. Seit etwas mehr als zwei Wochen ist die umoder besser aufgerüste­te Maschine vom Typ Airbus H145 nun im Einsatz – und sorgt dafür, dass der 36-jährige Pilot ins Schwärmen gerät: „Es fühlt sich vom Fliegen her fantastisc­h gut an“. Und auch die harten Fakten bescheinig­en die Vorteile des Fünfblattr­otors.

Das zusätzlich­e Rotorblatt sei demnach vibrations­ärmer – der ruhigere Flug würde deshalb auch den Komfort für den Patienten erhöhen. Darüber hinaus erhöhe sich die Nutzlast, was ermögliche, kurzfristi­g zusätzlich­es medizinisc­hes Personal aufnehmen zu können. Doch auch erweiterte­s Equipment, welches über die klassische­n Anforderun­gen hinausgehe­n und durch Fördergeld­er der DRF-Unterstütz­er angeschaff­t werden konnte, könnte auf diese Weise ohne Probleme transporti­ert werden. „Da kommt uns die hohe Nutzlast entgegen“, so der Pilot. Lehrich: „Der Hubschraub­er ist eigentlich wie eine vollausger­üstete Intensivst­ation“.

Zehn Piloten, neun HEM-TC – so heißen die medizinisc­htechnisch­en Mitglieder eines Rettungshu­bschrauber­s, welche im Rettungsdi­enst als Notfallsan­itäter bezeichnet werden – und ein Pool aus 25 Ärzten: So sieht die Belegschaf­t der Luftrettun­gsstation „Christoph 11“aus, deren Träger der DRK-Rettungsdi­enst Schwarzwal­d-Baar ist. Die DRF-Luftrettun­g, die sich für den Flugbetrie­b verantwort­lich zeichnet, ist seit 1996 mit dabei. Seit Herbst 2017 ist die Station die einzige in Baden-Württember­g, welche rund um die Uhr betrieben wird.

Neben Lehrich haben an diesem Tag noch die zweite Pilotin Martina Läufer, der Notarzt Fabian Klaus und HEM-TC Jens Baumann Dienst. Dienstbegi­nn: 6.30 Uhr, Dienstende: 18.30 Uhr. Danach beginnt die Nachtschic­ht. Die Aufgabe der Besatzung zu Beginn: Der Check der Gerätschaf­ten. Während sich die Piloten um ihre Maschine kümmern, kontrollie­rt das medizinisc­he Personal die Vollständi­gkeit der Ausrüstung.

„Mit Wind haben wir zum Beispiel selten ein Problem“, erklärt der 36-Jährige. Erst ab Stürmen mit 100 Stundenkil­ometern könne nicht mehr geflogen werden, besondere Vorsicht herrsche ebenso bei drohendem Hagel oder Blitzen.

Wann kommt der Heli? Primär dient der Rettungshu­bschrauber als Notarztzub­ringer. Dirk Sautter, Leiter der Integriert­en Leitstelle des DRK, erklärt, dass bei einem Notruf vom Leitstelle­nsystem „georeferen­zierte Vorschläge“gemacht werden, ob ein Notarztein­satzfahrze­ug oder der Hubschraub­er schneller an der Einsatzste­lle sein wird. Gerade bei Einsätzen auf abgelegene­n Höfen im Schwarzwal­d hätte „Christoph 11“deshalb enorme Vorteile. Nur in einem Drittel der Einsätze der DRF Luftrettun­g in Deutschlan­d, so berichtet DRF-Pressespre­cherin Stefanie Kapp, würden mit dem Rettungshu­bschrauber auch Patienten transporti­ert. Hierbei ginge es häufig darum, Patienten schnell und schonend in Spezialkli­niken zu bringen.

Dass gerade im ländlichen Raum die Hilfe aus der Luft so wichtig ist, macht die Statistik deutlich. Denn die höchstgele­gene Luftrettun­gsstation ist einer derjenigen in Deutschlan­d, welche im DRF-Vergleich mit den meisten Flugstunde­n aufwarten kann. Das dürfte vermutlich auch daran liegen, dass „Christoph 11“ebenso in der Nacht heiß begehrt ist – und zwar weit über die Grenzen der Region hinaus. „Da kommen wir weit rum“, so Lehrich. Als einziger 24Stunden-Rettungshu­bschrauber in Baden-Württember­g steuert die Crew dann durchaus auch Ziele in Bayern, Hessen oder RheinlandP­falz an. Zwar seien nachts insbesonde­re Verlegunge­n von Patienten gefragt, doch auch Primäreins­ätze zu Unglücken oder Notfällen werden von Villingen-Schwenning­en aus angesteuer­t. Die Hilfe aus der Doppelstad­t ist also rund um die Uhr gefragt – und seit der Umrüstung auf fünf Rotorblätt­er kommt sie nun mit erweiterte­n Möglichkei­ten daher.

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FOTO: EICH Pilot Simon Lehrich vor dem umgebauten Rettungshu­bschrauber „Christoph 11“.

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