Corona-Impfung ohne Impfpass - geht das?
Wer das gelbe Heft verlegt hat, bekommt trotzdem eine Spritze
TUTTLINGEN - Das Thema CoronaImpfung ist derzeit allgegenwärtig. Vor allem seit die Priorisierung gefallen ist, versuchen wieder tausende einen Termin zu ergattern. Doch was tun, wenn dies gelungen ist und man dann feststellt, dass man seinen Impfpass nicht mehr findet?
Allzu oft braucht ein Erwachsener seinen Impfpass nicht. Zur Tetanus-Auffrischung alle zehn Jahre vielleicht oder vor eine Reise, eventuell auch bei einer Immunisierung gegen die Grippe oder die von Zecken übertragene Hirnhautentzündung FSME. Da kann es schon mal passieren, dass das gelbe Impfbüchlein irgendwo zwischen anderen Papieren verschwindet. Aber was dann? Kann man dann überhaupt eine Corona-Impfung bekommen?
Ja, beruhigt Dr. Ulrick Kroczek aus Mühlheim. „Das ist kein Problem.“Wer seinen Impfpass nicht mehr findet, dem werde bei der Impfung – ob im KIZ oder beim Arzt – eine Bescheinigung ausgestellt, die entweder dem wiedergefundenen Impfass beigelegt oder in einen neuen Ausweis übertragen werden kann.
„Es kommt immer wieder bei uns vor, dass so etwas passiert“, sagt Kroczek. Manchmal sei der Pass einfach nicht mehr auffindbar, da man ihn nur selten braucht, andere hätten noch nie einen gehabt. „Ja, auch das gibt es. Zum Beispiel bei Menschen, die aus dem Osten zu uns gezogen sind.“
Und auch im Kreisimpfzentrum gibt es immer wieder Fälle, bei denen die Menschen ohne das gelbe, international anerkannte Dokument kommen. Allerdings sei das nur ein kleiner Teil, wie Bernhard Flad vom Führungsteam des Kreisimpfzentrums auf Nachfrage mitteilt: „Über 95 Prozent aller der im Kreisimpfzentrum geimpften Personen hatten das gelbe Impfbuch dabei, so dass die Impfungen problemlos bescheinigt werden konnten.“Wer möchte, bekomme zusätzlich die „Bescheinigung gemäß § 22 Infektionsschutzgesetz“im A4Format ausgedruckt. So muss das Impfbuch nicht als Nachweis ständig mitgeführt werden. Oder man entscheidet sich für den digitalen Impfass über die App „CovPass“oder die Corona-Warn-App, der am 10. Juni offiziell an den Start gegangen ist. Dieser ist „ein freiwilliges und ergänzendes Angebot“, wie es vonseiten des Gesundheitsministeriums heißt. Das gelbe Heft, oder ein Vorgängermodell, hat weiterhin Gültigkeit.
Hin und wieder gibt es auch noch Patienten mit einem alten weißen Faltblatt. Auch das ist noch gültig. Ebenso: „Die Impfausweise aus den neuen Bundesländern sehen aus wie unsere alten Reisepässe. Das sind ganz solide Dokumente, da können wir uns vom Osten eine Scheibe abschneiden“, so Härdtle.
Grundsätzlich hat sie in ihrer täglichen Arbeit die Erfahrung gemacht, dass die meisten ihrer Patienten wissen, wo ihr Impfpass ist. Falls das nicht der Fall ist, sei das in der Regel auch kein Problem. Denn: „Jede Impfung wird nicht nur im gelben Heft, sondern auch in unserem EDV-Impfmodul mit den entsprechenden Informationen gespeichert.“Und das mindestens zehn Jahre lang. Das mache den Verwaltungsaufwand zwar erheblich, mache aber in diesem Fall Sinn. Denn so können frühere Impfungen rekonstruiert werden. Bei der hausärztlichen Gemeinschaftspraxis sogar über die Zehn-Jahres-Frist hinaus. „Wir heben die Daten länger auf. Wir haben einen neuen Server und reichlich Platz und daher keine Not, Daten zu löschen.“Solange man ohne Probleme Datenkapazitäten dazukaufen könne, werde man das sicher auch weiter so handhaben.
Sollte sich wirklich nicht herausfinden lassen, wann jemand zuletzt geimpft wurde, dann frische man lieber einmal zu früh auf. Als Beispiel nennt Härdtle, wenn ein Patient mit einer schmutzigen Wunde, die er sich bei der Gartenarbeit zugezogen hat, kommt. Dann sei man mit einer Tetanus-Impfung lieber etwas großzügiger. Folgen hat das in der Regel nicht. Das einzige, was passieren könnte, sei, dass die Impfnebenwirkungen eventuell etwas ausgeprägter sind. Dabei ist auch nicht immer klar, ob eine Erkrankung von der Impfung herrührt oder nicht. Tritt sie aber in zeitlicher Nähe auf, dann sind Ärzte verpflichtet, sie zu melden. Im Zusammenhang mit einer Corona-Impfung hat Härdtle das bislang vier Mal gemacht. „Es waren zum Glück keine schwerwiegenden Erkrankungen. Aber es geht um die Sensibilisierung. Nur wen das alle tun, hat man die Chance zu erkennen, ob die Erkrankung mit der Impfung zusammenhängt oder nicht.“