England träumt nun sogar vom finalen Heimsieg
Erster EM-Auftaktsieg im zehnten Versuch seit 1968
LONDON (SID) - Als der Fluch des verpatzten EM-Starts nach 53 Jahren endlich gebannt war, träumte England bereits vom finalen Heimsieg am 11. Juli. Halb nackt und mit verbrannten Bäuchen sangen viele Fans in der Hitze von Wembley inbrünstig „Football's coming home“, den Megahit der EM 1996. Ihre Fahnen schwenkten sie euphorisch dem Three-Lions-Kapitän Harry Kane und all den anderen Stars entgegen.
„Es ist super, mit einem Erfolg zu starten“, sagte Kane nach dem mühsamen 1:0 (0:0) der jungen Ballzauberer gegen Kroatien im ersten Topspiel dieser Europameisterschaft.
Es war zugleich eine süße Revanche für das verlorene WM-Halbfinale 2018.
„Es wird ein harter Weg, aber der Start ist gelungen. Das ist ein gutes Zeichen für das gesamte Turnier“, betonte Kane – nach dem tatsächlich ersten englischen EM-Auftaktsieg im zehnten Versuch seit 1968.
Es sollte ein rauschender Turnierstart werden, der vom Londoner Fußball-Tempel aus das gesamte Land mitreißt. Doch der Auftaktsieg wurde von einer schweren Verletzung eines Fans überschattet, der nach einem Sturz von der Tribüne in „kritischem Zustand“in eine Klinik eingeliefert wurde. Insgesamt 22 500 Zuschauer waren zugelassen.
Die talentierteste englische Mannschaft seit Langem ließ sich von den routinierten Kroaten auf ein mäßiges Niveau runterziehen, nach gutem Auftakt verflachte das Spiel – bis Raheem Sterling (57.) einen genialen Pass von Kalvin Phillips verwertete. Von Trainer Gareth Southgate, der wie wild jubelte, fielen Zentnerlasten ab. Später verhalf der
Coach dem Dortmunder Jude Bellingham noch zu einem Eintrag in den EM-Geschichtsbüchern. Bei seiner Einwechslung war der Bundesligaprofi 17 Jahre und 349 Tage alt und wurde damit zum jüngsten Spieler einer Euro-Endrunde. „Ich habe immer gesagt, ich will in Wembley spielen und dann auch ein Tor machen“, sagte der Siegtorschütze Sterling. „Ich bin einfach nur glücklich.“
Die Diskussion über den englischen Kniefall gegen Rassismus hatte Kreise bis hoch zu Premierminister Boris Johnson gezogen – der zunächst seine Unterstützung verweigerte, dann aber halbgalant auf einen freundlicheren Kurs umschwenkte. Southgate steht klar hinter der Botschaft: „Meine Spieler kennen die Kraft ihrer Stimmen. Sie wissen, dass sie etwas bewegen können.“Dennoch gab es vor dem Anpfiff Buhrufe, aber auch Applaus.
Wer Jadon Sancho zuletzt für Borussia Dortmund hat zaubern sehen und einrechnet, dass die Engländer ihn nicht einmal in ihren 23er-Kader für das Auftaktspiel beriefen, der sieht, wie stark die Offensive der Three Lions um Harry Kane potenziell ist. Der Angriff samt dem alternden Dirigenten Luka Modric (35) ist auch das Prunkstück des kroatischen Teams, das sich nach dem verlorenen WM-Finale 2018 im Umbruch befindet: Ante Rebic, der Hoffenheimer Andrej Kramaric und Ivan Perisic stürmten – doch hatten die Engländer das bessere Ende auf ihrer Seite.
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