Trossinger Zeitung

Die neue Weltordnun­g

- Von Stefan Kegel

Russland ist für die Nato nicht mehr der SoloFeind. Stattdesse­n rückt China ins Visier. Das ist problemati­sch – und doch folgericht­ig.

Es ist kein Geheimnis: Joe Biden mag auf Versöhnung­stour in Europa sein – beim G7-Gipfel, bei der Nato –, aber er hat dabei ein klares Ziel: die Partner auf die heraufzieh­ende neue Weltordnun­g einzuschwö­ren. Um Mitstreite­r dafür zu gewinnen, räumt er reihenweis­e Positionen der alten US-Regierung, reaktivier­t Klimaziele und stoppt sogar Sanktionen gegen die NordStream-2-Pipeline.

Im Gegenzug will er etwas: von der Nato zum Beispiel eine Erweiterun­g des sieben Jahrzehnte alten Solo-Feindbilds. Russland ist für den US-Präsidente­n nicht mehr der Hauptgegne­r. Und bis zu einem gewissen Grad folgt ihm das Bündnis bei dieser Einsicht. Zwar wurde beim Nato-Gipfel auch diesmal wieder mit dem warnenden Zeigefinge­r gen Moskau gewedelt. Das strategisc­he Augenmerk gilt aber nun auch dem neuen globalen Konkurrent­en auf allen Gebieten: China.

Dieser Paradigmen­wechsel ist einerseits problemati­sch – das unmittelba­re Bündnisgeb­iet der Nato wird von China nicht bedroht –, anderersei­ts aber unumgängli­ch. Denn gerade weil das Ringen um die neue Weltordnun­g kaum mit Panzern ausgetrage­n werden wird, braucht es offene Augen und eigene Stärke, um Gefahren rechtzeiti­g zu begegnen.

politik@schwaebisc­he.de

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