Tipps gegen Werbetricks
So können sich Verbraucher gegen unerwünschte Verkaufsanrufe zur Wehr setzen
BERLIN/KÖLN (dpa) - So oft wurden Verbraucher noch nie ungefragt angerufen. Mehr als 63 000 Beschwerden gab es bei der Bundesnetzagentur im vergangenen Jahr – ein neuer Höchstwert. „Das ist ein Dauerärgerthema, das nicht ausstirbt“, sagt Carola Elbrecht vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Eigentlich sind Werbeanrufe bei Verbrauchern nur erlaubt, wenn der Angerufene vorher seine Einwilligung dazu gegeben hat, weiß Rechtsanwalt Harald Rotter, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Allgemeinanwalt des Deutschen Anwaltvereins (DAV). „Die wenigsten erlauben das wissentlich. Häufig greifen Unternehmen die Daten aber bei kostenlosen Gewinnspielen ab und holen sich dabei die Bestätigung, dass sie die Daten zu Werbezwecken weitergeben dürfen.“
Im Streitfall kann eine solche Einwilligung schon reichen, wenn der Werber sie nachweisen kann. Doch nicht immer haben die Unternehmen tatsächlich eine Erlaubnis erhalten.
Verbraucher können sich wehren
Zusammen mit einem Anwalt können Verbraucher mittels Abmahnung gegen das Unternehmen vorgehen. Manche Anwälte verlangen dafür lediglich ein niedriges Pauschalhonorar.
„Oft genügt es aber schon, vom Unternehmen einen Nachweis zu verlangen, dass eine Einwilligung zur Telefonwerbung vorlag“, sagt Harald Rotter. Gab es eine Einwilligung, können Verbraucher die Löschung ihrer Daten verlangen.
Kein Unternehmen hat etwas zu verschenken
Ruft doch noch jemand an, sollte der Angerufene auf der Hut sein. Denn mitunter wird ihm ungewollt ein Vertrag untergeschoben. Wer beispielsweise für Pillenproben seine Adresse herausgibt, bekommt mit den versprochenen Tabletten ein teures Pharma-Abo untergeschoben. „Solche Vertriebler sprechen oft die emotionale Ebene an, es gibt zuerst ein nettes Gespräch“, beschreibt Carola Elbrecht die Masche der Anrufer. „Aber kein Unternehmen hat etwas zu verschenken. Wenn es Testprodukte gratis gibt, sollten die Alarmglocken läuten“, erklärt die Referentin im Team Marktbeobachtung Digitales.
Energieanbieter Tricks arbeiten mit
Umtriebig sind auch manche Energieunternehmen. Sie locken mit Geld und Ersparnis bei Strom und Gas. Fordert der Angerufene Infomaterial an, bekommt er mitunter stattdessen eine Auftragsbestätigung geschickt.
„Energieversorger können schon mit relativ wenigen Angaben des vermeintlichen Kunden seinen Vertrag einfach kündigen. Das nutzen unseriöse Anbieter offenbar aus“, warn Elbrecht. Ohne Strom steht bei so einem Wechsel zwar niemand da, aber Ärger gibt es. Denn der alte Stromanbieter muss seinen ehemaligen Kunden nicht wieder aufnehmen, schon gar nicht zu den früheren Konditionen.
Vereinbarung sofort widerrufen
Eigentlich ist so eine Vereinbarung, die Verbrauchern untergeschoben wurde, gar nicht wirksam. „Aber die Unternehmen beharren auf ihren Forderungen. Sie bestehen darauf, dass es einen Vertrag gibt und wollen Geld sehen“, weiß Elbrecht. Manchmal schicken sie auch das Inkassounternehmen vor.
Rechtsanwalt Rotter empfiehlt daher, solch einen Kontrakt besser sofort zu widerrufen. „Sobald die Vertragsbestätigung kommt, sollten Verbraucher reagieren. Kam die Bestätigung per Mail, schicken Sie am besten direkt eine E-Mail mit dem Widerruf zurück. Und zusätzlich, um sicherzugehen, sollte man das Geld investieren und auch ein Einschreiben mit Rückschein schicken.“Dubiose Unternehmen neigten dazu, sonst solche Schreiben zu ignorieren, berichtet er aus seiner
Beratungspraxis. Kostenlose Musterbriefe gibt es bei den Verbraucherzentralen.
Notizen können sinnvoll sein
14 Tage haben Verbraucher für einen Widerruf Zeit, die Frist läuft ab Vertragsschluss oder ab Lieferung der Ware.
Für die Telefonate gibt es Tipps: Es ist sinnvoll, kritisch nachzuhaken und sich neben dem Unternehmensnamen auch die Rufnummer, Datum und Uhrzeit zu notieren. Auch ein paar Stichpunkte zum Gesprächsinhalt können helfen, sollte es später zu einer Abmahnung des Unternehmens kommen.
Im Zweifel einfach auflegen
Sensible Daten wie Geburtsdatum, Adresse oder gar Bankverbindung sollten Verbraucher am Telefon bei solchen Anrufen möglichst nicht preisgeben.
Wem das alles zu viel ist, der kann bei ungebetenen Anrufen auch einfach auflegen.