Trossinger Zeitung

Café-Betreiber klagen über Besucherma­ngel

Während manche Cafés noch geschlosse­n sind, stellen andere fest: Für einen Kaffee lässt sich nicht jeder testen

- Von Sabine Krauss

TUTTLINGEN - Seit mehr als einer Woche dürfen in Tuttlingen wieder die Cafés öffnen. Doch zufrieden sind die Inhaber dennoch nicht, denn die Lokale sind leerer als sonst üblich. Und manche Cafés haben ihre Pforten noch gar nicht geöffnet.

Es ist kurz nach 14 Uhr und eigentlich wären im Café Dream in der Oberamteis­traße die meisten Tische besetzt. Doch an diesem Nachmittag sitzen Inhaberin Makbule Capar und ihr Mann alleine in den Räumen der Gastronomi­e. Seit eineinhalb Wochen hat das Dream wieder geöffnet – doch der Kundenstro­m ist spärlich. Ähnlich ist es im Café Como. „Es ist viel weniger los als sonst“, meint Inhaber Bulos Kusoglu.

Schuld daran ist auch die Testpflich­t – diesen Eindruck haben zumindest die beiden Gastronome­n. „Ich höre immer wieder von Gästen, dass es sich doch nicht lohnt, sich für eine Tasse Kaffee extra testen zu lassen“, erzählt Kusoglu. Lieber würden manche Kunden dann auf ihren Kaffee verzichten, als zu einer Teststelle zu gehen. Wie auch Makbule Capar muss Kusoglu zur Zeit immer wieder Personen wegschicke­n, die weder getestet, noch vollständi­g geimpft sind. „Das tut weh, vor allem, weil auch einige Stammkunde­n dabei sind“, meint er. Manchmal käme es dabei auch zu Beschimpfu­ngen, erzählen die beiden Gastronome­n. „Manche wollen es einfach nicht verstehen, dabei kann ich ja auch nichts dafür“, sagt Capar.

Das Team vom „Hula Mula“in der Bahnhofstr­aße jedenfalls freut sich, endlich überhaupt einmal Gäste empfangen zu dürfen. Das Café, das Smoothies und kleine Speisen anbietet, öffnete im März neu – mitten im Lockdown. Bislang konnten die Produkte nur „to go“angeboten werden.

„Bei denjenigen, die zu uns gefunden haben, kam das gut an“, meint Geschäftsf­ührer Mike Lorenz. Er sei nun aber froh, den Laden richtig in Betrieb nehmen zu dürfen – so gibt es neben den Innenräume­n auch eine Außengastr­onomie im Zönle.

Das Konzept des „Hula Mula“war vom Tuttlinger Gemeindera­t Florentin Stemmer mitentwick­elt worden, der anfangs als einer von drei Geschäftsf­ührern fungierte. Mittlerwei­le hat sich Stemmer jedoch aus dem Kreis der Geschäftsf­ührer zurückgezo­gen. Wie er gegenüber unserer Zeitung erklärt, sei das zum einen aus privaten Gründen gewesen – „auch deshalb, da ich Prioritäte­n setzen musste: Ich bin ein Typ, der generell sehr viel macht“. Er freue sich jedenfalls darüber, „dass wir mit dem Hula Mula auch eine tolle Event-Location für Tuttlingen geschaffen haben“.

Während einige Cafés nun wieder geöffnet sind, sind bei anderen die Türen nach wie vor geschlosse­n. So das Leos in der Helfereist­raße. „Wir haben uns dazu entschiede­n, vorerst nicht zu öffnen und weiterhin nur Essen zum Abholen anzubieten“, schreibt Inhaber Mehmet Kecer auf der Facebook-Seite des Lokals. Grund dafür sei der noch relativ hohe und nicht verlässlic­he Inzidenzwe­rt im Landkreis Tuttlingen und die erhöhten Anforderun­gen. Wie Kecer im Gespräch mit unserer Zeitung sagt, werde das Leos eventuell am 1. Juli wieder öffnen.

Ebenfalls nicht geöffnet ist das Café Manuto in der Königstraß­e. Doch hier ist der Grund ein anderer: Drei Wochen lang werden die Räumlichke­iten renoviert. „Wir haben ein tolles Konzept“, freut sich Inhaberin Manuela Scavo schon jetzt auf die Neu-Eröffnung. Ein bisschen Großstadtf­lair, gepaart mit neuen FairTradeu­nd Bio-Produkten – „unsere Gäste dürfen gespannt sein“, verrät sie. Für sie bedeutet die Renovierun­g zwar einen weiteren Monat ohne Einnahmen – doch dann soll auch im Manuto wieder voll durchgesta­rtet werden.

Zu sind die Türen auch noch im Café DaVinci in der Honbergstr­aße – doch auch dieses soll wohl wieder öffnen.

Unabhängig von ihrem Öffnungsko­nzept beklagen die meisten CaféBetrei­ber ihre finanziell­e Situation. „Seit einem halben Jahr kam keine Unterstütz­ung mehr“– Capar vom Café Dream wartet auf staatliche Unterstütz­ungshilfen. Sie habe weitere Schulden machen müssen, um sich über Wasser zu halten. Gestundet ist derzeit auch ihre Miete beim Vermieter Tuttlinger Wohnbau. Auch Kusoglu vom Café Como nahm einen weiteren Kredit auf, um sein Café ein wenig zu renovieren. Das Leos, das er bis zum vergangene­n Jahr ebenfalls betrieb, musste er während der Corona-Krise wieder abgeben. „Das konnte ich nicht halten“, sagt er. Auch wenn er mit dem Café Como nun wieder geöffnet hat – rote Zahlen schreibt er zur Zeit noch immer: „Wir kämpfen um jeden Euro.“

TRAUERANZE­IGEN

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FOTO: DOROTHEA HECHT Drei Besucher hatten es sich am Montag im Café Hula Mula gemütlich gemacht. Die anderen Stühle aber blieben leer.
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