Trossinger Zeitung

Land bremst Hoffnung auf Lockerunge­n

Die Alarmstufe II bleibt vorerst bestehen – Deutliche Kritik an FDP-Forderung einer regionalen Impfpflich­t

- Von Tobias Faißt www.schwaebisc­he.de/ virus-aktuell

STUTTGART - In Baden-Württember­g stehen vorerst keine Lockerunge­n der Corona-Regeln an, es wird aber Änderungen für Geimpfte und Genesene geben. Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n und Gesundheit­sminister Manfred Lucha (beide Grüne) warnten am Dienstag in Stuttgart davor, sich die derzeit sinkende Belegung von Intensivst­ationen als Signal der dauerhafte­n Entspannun­g zu werten. Die OmikronVar­iante des Virus könne für starke Anstiege in kurzer Zeit sorgen. „Wir sehen alle an den Inzidenzen, dass sie exponentie­ll verlaufen“, sagte Kretschman­n in Stuttgart. Das müsse auch für neue Spielregel­n sorgen. In der vergangene­n Woche hat das Land die Alarmstufe II verlängert – und dabei wird es vorerst bleiben.

Wären Lockerunge­n möglich? Die Landesregi­erung hat ein Stufenmode­ll erarbeitet. Es regelt, welche Corona-Regeln wann in Kraft treten und orientiert sich an der Hospitalis­ierungsinz­idenz sowie der Zahl an Covid-Patienten auf den Intensivst­ationen im Land. Beide Werte liegen derzeit auf einem Niveau, das schon am Mittwoch die Rückkehr zur sogenannte­n Warnstufe möglich machen könnte.

Die Hospitalis­ierungsinz­idenz beschreibt die Zahl der Covid-Patienten, die in den vergangene­n sieben Tagen ins Krankenhau­s eingeliefe­rt wurden, bezogen auf 100 000 Einwohner. Nach Angaben des Sozialmini­steriums lag sie am Montag bei 2,9 und damit weiter unter der Grenze für die Alarmstufe. Diese liegt bei drei.

Auf den baden-württember­gischen Intensivst­ationen wurden am

Montag 340 Covid-Patienten behandelt. Damit liegt auch dieser Wert deutlich unter der Grenze für die Alarmstufe von 390. Dennoch bleiben die Regeln der Alarmstufe II vorerst bestehen, nachdem sie das Land in der vergangene­n Woche verlängert hat.

Warum gelten die Regeln der Alarmstufe II weiter? Kretschman­n verteidigt­e die Verlängeru­ng der Alarmstufe II: „Sonst wären wir ein unkalkulie­rbares Risiko eingegange­n.“Belastbare Daten, inwiefern die neue Omikron-Variante eine Gefahr für das Gesundheit­ssystem darstellen könnte, gebe es bislang noch nicht. Die neue Variante müsse laut Experten mindestens 18 Tage dominant sein: Erst dann könne man seriös berechnen, welche Belastunge­n auf das Gesundheit­ssystem zukämen – und welche Einschränk­ungen im öffentlich­en Leben es brauche, um diese möglichst gering zu halten. Laut Luchas Ministeriu­m wurde die Omikron-Variante seit 4. Januar bei mehr als 50 Prozent der Covid-Diagnosen im Land nachweisba­r. Damit wären zuverlässi­ge Prognosen erst in der kommenden Woche möglich. Der Trend zeige bisher, dass die Krankheits­verläufe bei Omikron milder seien, so Kretschman­n. Dennoch könnten die hohe Zahl an Infektione­n und vermehrte Quarantäne beim Gesundheit­spersonal zu einer Überlastun­g des Systems führen. „Wenn wir belastbare Daten haben, werden wir die Regeln fortschrei­ben“, sagte Kretschman­n. Ob es zu Lockerunge­n oder Verschärfu­ngen kommt, sei nicht vorherzusa­gen.

Was ändert sich für Geimpfte? Die Änderungen der Covid-19Schutzma­ßnahmen-Ausnahmeve­rordnung durch den Bund mit Blick auf den Genesenen- und Impfstatus wirken sich auch in Baden-Württember­g aus. Als genesen gelten Menschen, die eine Covid-Erkrankung überstande­n haben, ab jetzt nur noch drei statt bisher sechs Monate.

Auch für Geimpfte ändert sich etwas: Bei der 2G-plus-Regel waren Menschen, deren letzte Impfung für den vollständi­gen Schutz nicht länger als sechs Monate her ist, bisher von der Testpflich­t ausgenomme­n. Auch hier gilt laut einem Sprecher des Sozialmini­steriums ab jetzt eine Frist von drei Monaten.

Zudem reicht eine Impfung mit dem Vakzin von Johnson&Johnson seit Samstag nicht mehr aus, um als vollständi­g geimpft zu gelten. Nun muss dafür eine Auffrischu­ng mit einem mRNA-Impfstoff erfolgen. Um als geboostert zu gelten, benötigen die Geimpften eine weitere mRNAImpfun­g.

Wie steht es um eine Impfpflich­t? Kretschman­n betonte am Dienstag erneut, dass er sich beim Bund für eine allgemeine Impfpflich­t starkmache. Er sprach sich für die Einführung eines Impfregist­ers aus. „Der Ball liegt jetzt beim Bundestag“, sagte der Ministerpr­äsident. Zuletzt hatte die baden-württember­gische FDP eine regionale Impfpflich­t für den Südwesten gefordert. „Die wollen selber keine Impfpflich­t und schwadroni­eren von einer regionalen Impfpflich­t“, kritisiert­e Kretschman­n dieses Vorgehen. Das könne er nicht ernst nehmen.

Weitere Aussagen von Winfried Kretschman­n und Manfred Lucha finden Sie online unter

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FOTO: BERND WEISSBROD/DPA Ein Hinweissch­ild für die 2G-plus-Regel in der Innenstadt von Stuttgart: Vorerst ändert sich an den Regeln im Land nur wenig.

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