Einkaufsbändel werden nur wenig genutzt
Trotzdem viel positive Rückmeldung und hohe Resonanz in der Adventszeit
TUTTLINGEN - Wer in Tuttlingen einkaufen möchte, muss am Eingang seinen Impf- oder Genesenennachweis vorzeigen. Und zwar in jedem Laden von neuem. Ein Mittel, dass das erleichtern soll, sind die 2G Nachweisbändel von ProTut. Um Weihnachten waren diese sehr gefragt, mittlerweile nimmt das Interesse aber wieder ab.
Die Idee an sich ist nicht neu: Wer einkaufen möchte, der bekommt – wenn er möchte und nachdem er einmal seinen Impf- oder Genesenennachweis vorgezeigt hat – einen Bändel ans Handgelenk. „Das ist dann quasi die Eintrittskarte für die anderen Geschäfte“, sagt Michael Meihack von ProTut. Denn in den anderen Läden muss an diesem Tag dann nur noch der Bändel gezeigt werden.
Auf die Idee kam Meihack, als er um die Weihnachtszeit in Münster unterwegs war. Da gab es diesen Nachweis bereits. „Wir konnten damals einfach an der langen Warteschlange vorbei ins Geschäft laufen. Das wollte ich in Tuttlingen auch“, erinnert sich Meihack. Gesagt, getan: Seit dem 18. Dezember gibt es die Bändel kostenlos in allen Tuttlinger Geschäften.
Und wie wird es von den Kunden angenommen? „Um die Weihnachtszeit sehr gut. Da haben wir viel Rückmeldung von Geschäften und Kunden bekommen. Mittlerweile ist es ein bisschen weniger geworden“, sagt Meihack. Ähnliches stellt auch Andrea Dittrich-Meurer vom Modehaus „Aust“in der Oberen Hauptstraße fest. Sie hat bemerkt, dass die Bändel zum Zeitpunkt der Einführung sehr interessant für die Kunden waren. „Vor Weihnachten war die Nachfrage da“, sagt sie. Im Moment sei der Einkaufsbändel aber nicht gefragt. Woran das liegt? Zum einen seien die Menschen offenbar ohnehin gerade nicht in Kauflaune. Und vielleicht sei sie vom Laufweg her auch die letzte Station beim Einkaufen, mutmaßt sie. Da lohne es sich nicht, noch einen Bändel zu holen.
Auch Carmen Gotzhein bietet in ihrem Mode- und Schuhgeschäft
„Laufwerk“in der Unteren Hauptstraße der kostenlose Zugangsbändel an. Sie hat bemerkt: „Ganz viele wollen keine“, wenn sie die Kunden darauf aufmerksam macht. Dabei sei es immer eine Kruschtelei, wenn das Handy für den Impf- oder Genesenenstatus aus der Tasche gezogen werden muss. „Das Bändel wäre eine Erleichterung“, meint sie. Doch sie habe noch keinen einzigen ausgegeben, noch keinen Kunden mit Band gehabt. Vielleicht kommen die Leute gezielt in den Laden oder haben beim Vorbeigehen etwas im Schaufenster gesehen, was sie in das Geschäft zieht – ohne eine weitere Shoppingtour unternehmen zu wollen, so Carmen Gotzhein.
Das sieht auch Meihack so, denn lohnen würde sich der Bändel nur, wenn man in mehreren Geschäften einkaufen möchte. „Wer nur schnell etwas in einem Laden erledigen möchte, der holt sich keinen Bändel.
Hat man zwei oder drei Ziele, dann lohnt es sich“, weiß er. Auch bei Geschäften außerhalb der Stadt ließe sich das nicht richtig umsetzen, denn: „In der Regel geht man da auch gezielt in ein einziges Geschäft. Wirkliches Bummeln, und damit auch die Bändel, funktionieren nur in der Innenstadt“, sagt Meihack.
Neben viel positiver Rückmeldung hätte es aber auch schon negative Kommentare gegeben. „Einige sehen die Bändel kritisch und finden, man sei dadurch ,markiert’. Dabei sind sie absolut freiwillig. Wer keinen Bändel tragen möchte, muss das natürlich auch nicht“, so der ProTut-Vorstand. Gerade um die Weihnachtszeit hätte er allerdings überwiegend positives Feedback erhalten. Auch Dittrich-Meurer gefällt das Konzept: „Grundsätzlich finde ich, ist das aber eine gute Idee, wie alle Dinge, die das Einkaufen erleichtern“, sagt sie. Aus anderen
„Aust“-Filialen, wie in Hamburg, weiß sie, dass das gut läuft. In den großen Einkaufszentren biete sich das eher an.
Das Konzept ließe sich im Moment nur für den Einzelhandel durchsetzen, nicht aber in der Gastronomie. Denn: „Da gilt momentan 2G plus. Vielleicht wäre eine Erweiterung möglich, wenn sich das wieder ändert“, sagt Meihack.
Auch in anderen Städten gibt es das Bändel-Konzept bereits und wird gut angenommen. In VillingenSchwenningen würden sich bereits rund 40 Geschäfte an der Aktion beteiligen. Auch in Tuttlingen hätten alle Läden die Bändchen bekommen. „Falls ein Geschäft keine mehr hat, können in der ProTut-Geschäftsstelle auch noch weitere abgeholt werden. Es soll das einkaufen erleichtern und ich würde mich freuen, wenn wieder mehr Leute den Bändel nutzen“, sagt Meihack.