Trossinger Zeitung

Klepfen gegen Corona-„Spaziergän­ger“

In Rottweil ziehen 1400 „Spaziergän­ger“durch Straßen und bekommen lautstarke­s Contra - In Trossingen ziehen gut 200 „Spaziergän­ger“durch die Innenstadt

- Von Moni Marcel

ROTTWEIL - Es war schon ein bisschen wie am Fasnetsmon­tag in Rottweil: Dunkel, kalt, aber die Menschen strömen in Richtung Obere Hauptstraß­e. Und am Schwarzen Tor wird geklepft, was das Zeug hält. Es ist Corona, und die Klepfer wollen einen Gegenpunkt zu den immer mehr werdenden Corona-Spaziergän­gern setzen.

Rund um den Platz vor dem Rathaus flattert rot-weißes Band, die Polizei lässt niemanden durch. In der Absperrung stehen Kerzen, 235 Stück, für jeden Corona-Toten im Landkreis eine. Aufgestell­t haben sie die Grünen aus dem Landkreis. „Wir haben diese Mahnwache angemeldet“,

TRAUERANZE­IGEN sagt Sonja Rajsp. Organisier­t haben sie die Grünen mit dem Stadtjugen­dring und dem Forum für Rottweil. Hier, in der Absperrung, müssen alle FFP2-Masken tragen. Ein kleines Trüpplein mit Plakaten wie „Impfen statt Schimpfen“, dem ein älterer Herr weiße Rosen überreicht. „Wir haben nur 20 Leute angemeldet und keine Werbung gemacht“, so Elke Reichenbac­h vom Forum. „Nächste Woche machen wir Werbung, dann sind wir mehr“, ergänzt der grüne Co-Organisato­r Peter Bruker. Mehr sind auf jeden Fall die „Spaziergän­ger“, die sich unterhalb der Absperrung sammeln, die Polizei hat 1400 gezählt. Und so gut wie keiner trägt eine Maske.

Kurz nach sechs erklingt eine

Trillerpfe­ife, und „Spaziergän­ger“machen sich auf den Weg Richtung Hochbrückt­orstraße. Weiter oben wird weiter geklepft. Dann, nach einer halben Stunde, kommt bei der Polizei die Meldung, dass die „Spaziergän­ger“jetzt zum Schwarzen Tor kommen. Einige Beamte gehen hoch, und da sind sie schon: Sie kommen vom Stadtgrabe­n die Hochmaieng­asse hoch. Die etwa 40 Treiber und die, die es gerne mal wären, geben Vollgas, die Ohren klingeln. Im Schwarzen Tor steht ein Mannschaft­swagen, einer der Treiber meint erleichter­t: „Wenigstens bleibt das Schwarze Tor jungfräuli­ch.“Meint: Da gehen heute Abend keine „Spaziergän­ger“durch. Im Großen und Ganzen bleibt alles friedlich, teils wird gegrüßt, man kennt sich. Versteht sich allerdings nicht. Kurz kommt es zu Aggression­en, einer der „Spaziergän­ger“meint, eine Goaßl hätte ein Kind getroffen. Kommentar eines Zuschauers: „In Rottweil lernen die Kinder rechtzeiti­g, aufzupasse­n, wenn einer klepft!“Oder selbst zu klepfen.

Noch eine Runde „Spaziergan­g“oberhalb des Schwarzen Tores, diesmal wieder Richtung Stadtgrabe­n, und am Ende versammelt sich die Masse unterhalb der Mahnwache. Wird lautstark, pfeift, klatscht. Wem, das bleibt offen. Der eine oder andere wendet sich den mahnwachen­den Grünen zu. Ob die Kerzen für die Impf-Opfer stünden, fragt einer.

Weiter oben wird noch eine Weile weiter geklepft. Eine gute Übung sei das, mit der FFP2-Maske, meint einer. Anstrengen­der als mit der Narrenlarv­e. „Wir haben ein Zeichen gesetzt“, ein anderer. Dass die Polizei nicht eingriff, den Spaziergän­gern freie Bahn ließ auch in ihrem Bereich, stößt auf Unverständ­nis.

Und schließlic­h sogar den Mannschaft­swagen aus dem Schwarzen Tor wegfuhr, bevor sich die Menge auflöste, eine Menge, in der sich Rottweiler befanden, aber auch viele Auswärtige, was der Blick auf die Kennzeiche­n der geparkten Autos zeigt, darunter zahlreiche aus TUT und VS. Nun, in Villingen ging man am Montag rigoroser vor als in Rottweil – wer keine Maske trug, wurde rausgezoge­n. In Rottweil konnte, wer wollte und wie er wollte. Weiter unten diskutiert ein maskenfrei­er Kreisrat mit einer FFP2-tragenden Kreisrätin, die ihn darauf hinweist, dass er sich als Mandatsträ­ger doch an die Gesetze zu halten zu habe und deshalb eine Maske tragen müsste.

In sind am Montag etwa doppelt so viele „Spaziergän­ger“in Kleingrupp­en unterwegs gewesen, als vergangene­s Mal, zwischen 50 und 60. Diesmal gab es ein Transparen­t: „Wir sind die rote Linie“. Es wurden keine weiteren Inhalte, Forderunge­n oder Proteste formuliert. In waren gut 200 „Spaziergän­ger“unterwegs, In kamen rund 20 Leute zusammen.

Trossingen

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