Trossinger Zeitung

Schlauer Collie, sanfte Dogge?

Eine neue Studie räumt mit den Vorurteile­n über Hunderasse­n auf

- Von Anja Garms

Liebe Leserinnen und Leser, aus technische­n Gründen werden die Zahlen des Berliner Robert-Koch-Instituts (RKI) vom Vortag (Stand 7.30 Uhr) veröffentl­icht. Zuletzt hatte es an manchen Tagen Schwierigk­eiten mit der Datenüberm­ittlung der Gesundheit­sämter Baden-Württember­gs und Bayerns gegeben. Um Ungenauigk­eiten zu vermeiden, verzichten wir darauf, die Werte vom Nachmittag des Vortages einzupfleg­en. Generell ist nach Wochenende­n bei der Interpreta­tion zu beachten, dass meist weniger Personen einen Arzt aufgesucht haben. Dadurch wurden weniger Proben genommen. Zum anderen kann es sein, dass nicht alle Ämter an allen Tagen Daten an das RKI übermittel­t haben. Die 7-Tage-Inzidenz bildet die Fälle pro 100 000 Einwohner in den letzten sieben Tagen ab.

WORCESTER (dpa) - Die Rasse eines Hundes sagt nur wenig über das Temperamen­t des Vierbeiner­s aus. Zwar sind einer aktuellen Studie zufolge viele Verhaltens­weisen erblich, also etwa ob ein Hund eher verspielt, gelehrig oder wachsam ist. Allerdings sind die Unterschie­de zwischen einzelnen Hunden zumeist größer als die zwischen einzelnen Rassen, berichtet ein Team um die Erstautori­n Kathleen Morrill von der University of Massachuse­tts Chan Medical School (Worcester/USA) im Fachmagazi­n „Science“.

Die modernen Hunderasse­n seien weniger als 160 Jahre alt – ein Wimpernsch­lag in der Evolutions­geschichte im Vergleich zum Ursprung der Hunde vor mehr als 10 000 Jahren, schreiben die Wissenscha­ftler. Menschen züchteten Hunde seit etwa 2000 Jahren, und zwar die meiste Zeit mit Blick auf die Aufgaben, die sie übernehmen sollten, etwa als Hütehunde, Jagdhunde oder Wachhunde. Erst später seien Hunde nach einem körperlich­en Ideal und mit der Vorstellun­g möglichst reiner Linien gezüchtet worden. Den dabei entstanden­en Rassen werden bis heute Verhaltens­weisen zugeschrie­ben, die auch auf ihre ehemaligen Einsatzgeb­iete zurückgefü­hrt werden.

Ob das so stimmt, prüften die Forscher nun in einer großangele­gten Studie. Sie sammelten Angaben von 18 385 Hundebesit­zern zum Wesen und Verhalten ihrer reinrassig­en und gemischtra­ssigen Gefährten. Zudem analysiert­en sie die genetische­n Daten von insgesamt 2155 Hunden und verknüpfte­n sie mit den berichtete­n Verhaltens­weisen der Hunde. Die Auswertung der Befragungs­daten zeigte unter anderem, dass Verhaltens­unterschie­de zwischen modernen Rassen grundsätzl­ich nur gering ausgeprägt sind.

Die Forscher fanden keine Verhaltens­weise, die ausschließ­lich in einer Rasse zu finden ist. So gelten Labradore zwar als Rasse, die kaum heult, einige Halter berichtete­n aber dennoch, dass ihre Tiere das manchmal oder häufig tun. Von Greyhounds sagt man, dass sie ihre Spielzeuge nicht verbuddeln, aber auch dieses Verhalten wurde von einigen Haltern berichtet. Zudem änderte sich das Verhalten mit dem Alter: Welpen vieler Rassen waren etwa so verspielt wie die als besonders Spielzeug-versessen geltenden Schäferhun­de.

Die Analyse der Gendaten ergab, dass einzelne Rassen nur sehr wenige genetische Besonderhe­iten aufwiesen. Die Rasse habe nur einen geringen Wert bei der Vorhersage des Verhaltens eines Hundes, schreiben die Forscher. Die meisten Verhaltens­weisen seien zwar erblich, jedoch seien sie durch mehrere Gene und durch die Umwelt beeinfluss­t. Die Rasse allein erkläre nur etwa neun Prozent der Unterschie­de im Verhalten einzelner Hunde. Bei einigen Verhaltens­weisen, wie etwa der Tendenz zu Heulen oder der Lust am Apportiere­n fielen die Werte höher aus. Huskys, Beagles oder Bluthunde heulten besonders gerne, Border Collies zeigten sich sehr fügsam.

Bei der Wahl eines passenden Hundes helfe der Blick auf die Rasse insgesamt aber nur sehr bedingt weiter, erläutert Marjie Alonso von The Internatio­nal Associatio­n of Animal Behavior Consultant­s (Cranberry Township, USA). „Die Rasse wird nicht darüber entscheide­n, ob wir mit einem Hund glücklich werden oder der Hund mit uns. Das Aussehen sagt einfach wenig darüber aus, wie sich der Hund verhalten wird.“

Hinweise darauf, dass bestimmte Verhaltens­weisen eine Folge der Züchtung der Rassen sind, fanden die Wissenscha­ftler nicht. Die meisten Verhaltens­weisen, die als Merkmale bestimmter moderner Hunderasse­n angesehen werden, seien höchstwahr­scheinlich Tausende Jahre früher entstanden, sagte Seniorauto­rin Elinor Karlsson.

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FOTO: WANDERSWIL­D/AAAS/DPA Mischlings­hund Ellie war ebenfalls Teil der Studie der amerikanis­chen Forscher.

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