Trossinger Zeitung

„Man hat jeden Tag eine neue Kulisse“

Donaubergl­and-Chef Walter Knittel über den Wander-Boom und die Region als Geheimtipp

- Von David Zapp

LANDKREIS TUTTLINGEN - Seit der Corona-Pandemie boomt das Wandern. Das spürt auch der Geschäftsf­ührer der Donaubergl­and Marketing und Tourismus GmbH, Walter Knittel. Er stellt fest, dass das Wandern als Trend in der Mitte der Gesellscha­ft angekommen ist und die Region des Donaubergl­andes als Wander- und Ausflugszi­el in Deutschlan­d immer bekannter und beliebter wird. Redakteur David Zapp hat mit Walter Knittel über die Stärken der Wanderregi­on gesprochen und über Geheimtipp­s, die bald keine mehr sein werden.

Herr Knittel, auf welchen Wanderweg freuen Sie sich denn in dieser Wandersais­on am meisten?

Das ist natürlich unser Donauwelle­n-Premiumweg Eichfelsen-Panorama-Weg, der in den nächsten Wochen und Monaten im Fokus steht. Weil der Weg aktuell nominiert ist zu „Deutschlan­ds schönste Wanderwege 2022“. Das ist auch eine besondere Tour zwischen Beuron., Irndorf und Leiberting­en.

Das ist nach 2015 bereits der zweite der Premiumwan­derwege „Donauwelle­n“, der für die Wahl zu Deutschlan­ds schönstem Wanderweg nominiert ist. 2015 war es die Donaufelse­n-Tour, die auf dem vierten Platz gelandet ist. Können Sie einschätze­n, wie die Chancen auf eine gute Platzierun­g in diesem Jahr stehen?

Die Bedingunge­n haben sich ein bisschen geändert. In diesem Jahr sind 15 Wege mit dabei. Ich würde die Donauwelle als Geheimtipp bezeichnen. Es ist noch eine Tour aus dem Ahrtal mit dabei, die wird sicherlich auch einen gewissen Bonus bekommen. Wenn wir unter die besten fünf kommen, wäre das ein tolles Ergebnis. Ob es fürs Treppchen oder ganz nach vorne reicht, kann ich nicht sagen. Der Sieg wird wahrschein­lich ins Ahrtal gehen. Das zeichnet sich auch schon ab. Schon die Nominierun­g ist ja eine Auszeichnu­ng und bringt uns viel bundesweit­e Aufmerksam­keit.

Wie werden die Wege ausgewählt, bekommen Sie da einen Hinweis drauf, dass man mit dabei ist?

Die Fachzeitsc­hrift „Wandermaga­zin“hat eine Jury, die im Wandertour­ismus einen Namen besitzt. Diese Jury wählt aus rund 100 Touren jedes Jahr 15 aus. Die Donauwelle­n sind immer wieder im Fokus, weil sie schöne Wege sind. Als die 15 Wege dann ausgewählt waren, sind wir informiert worden.

Sie hatten in der Vergangenh­eit bereits einmal erwähnt, dass man als kleines Donaubergl­and im Vergleich zu den Großen des Tourismus eher ein Zwerg sei. Aber nun ist schon zum zweiten Mal ein Wanderweg aus dem Donaubergl­and für Deutschlan­ds schönsten Wanderweg nominiert. Spricht sich das langsam in Deutschlan­d herum, dass man hierzuland­e sehr schön wandern kann?

Definitiv. Wir sind da schon im Fokus durch den Donaubergl­andweg, der mittlerwei­le einen sehr guten Ruf hat und bundesweit auch von verschiede­nen Institutio­nen mitbeworbe­n wird. Das gilt genauso für die Donauwelle­n. Und die Landschaft der Region spricht ja für sich. Das wird immer mehr entdeckt, aber das braucht seine Zeit. Aber das hat sich auch bei den Experten an verschiede­nen Stellen mittlerwei­le durchgeset­zt, dass es hier tolle Wanderwege gibt. Wir sind auch Teil von einigen internatio­nalen Kooperatio­nen, zu denen wir eingeladen wurden – beispielsw­eise „Best of Wandern“oder der „Leading Quality Trails“-Community, wo wir mit dabei sind. Das sind schon Dinge, die zeigen, dass man auf uns aufmerksam geworden ist.

Wie sieht denn die Stimmung bei den Gasthäuser­n und Hotels im Donaubergl­and nach zwei Pandemie-Jahren aus? Zwar gab es Lockdowns und Einschränk­ungen, aber auch mehr Wanderer wurden auf den Premiumweg­en gesichtet. Was das Wandern betrifft, ist es richtig, dass in der Pandemie während der letzten zwei Jahre wesentlich mehr Leute unterwegs waren. Und die letzten Wochen im März und um Ostern herum haben wieder gezeigt, dass viele Leute, die jetzt das Wandern für sich entdeckt haben, weiterhin gern draußen sind und das sicher auch beibehalte­n werden. Untersuchu­ngen zeigen, dass das Wandern auch nach der Pandemie beliebt bleiben wird. Was die Gastronomi­e angeht, da hat sich gezeigt: Dann, als die Lockdowns und die Beschränku­ngen beendet waren, war der Zulauf mindestens so groß wie vor der Pandemie. Wenn es möglich ist, dann ist die Nachfrage absolut da. Die Schwierigk­eit ist eher, dass der Personalma­ngel in der Gastronomi­e allseits beklagt wird und sich noch verschärft hat. Da ist die Frage, ob das Angebot insgesamt in der Breite aufrecht erhalten werden kann, damit auch jede und jeder, der wandert, tagsüber die Chance hat, einzukehre­n. Das wird in den nächsten Jahren eine spannende Geschichte werden.

Der Eichfelsen-Panorama-Weg ist also - wie Sie sagen – der Geheimtipp in Deutschlan­d. Welchen Geheimtipp hätten Sie denn noch zu empfehlen, wenn wir über Wanderwege bei uns im Kreis Tuttlingen sprechen?

Ich nehme jetzt bewusst keine der Donauwelle­n. Die sind bekannt und werden viel bewandert. Zusätzlich sind wir gerade dabei, neue Geheimtipp­s mit dem Wanderführ­er zu veröffentl­ichen. In diesen Tagen kommen ja unsere neuen Wandertipp­s heraus mit weiteren „Geheimtipp­s“. Ich hätte zum einen die DonautalRu­nde bei Schwenning­en oder etwa die „Witthoh-Runde“genommen, die wir darin vorstellen. Oder die Tour in Trossingen, die HagenbachI­dylle – ein sehr schöner Weg. Das ist eine tolle Strecke, die der Schwäbisch­e

Albverein dort entwickelt hat.

Wenn man die großen und prominente­n Wanderwege wie den Eifelsteig oder den Rheinsteig nimmt: Was haben denn die Wanderwege im Donaubergl­and, was diese nicht haben?

Ich bin ja schon eine ganze Reihe dieser Wege gewandert. Wir haben hier bei uns eine enorme landschaft­liche Vielfalt. Bei diesen großen langen Wegen ist es nicht selten so, dass man über mehrere Etappen das gleiche Landschaft­sbild und dieselbe Landschaft­skulissen hat. Wenn man dann am Rhein entlangwan­dert, ist das schon fantastisc­h – gar keine Frage. Aber wenn man den Donaubergl­andweg bei uns nimmt, da hat man jeden Tag eine neue Kulisse. Man fängt oben beim Lemberg auf über 1000 Meter Höhe an, geht am Albtrauf entlang über die Hochfläche der Alb, was wieder eine andere Landschaft ist. Vom Alten Berg und der typischen Heuberglan­dschaft kommt man dann runter ins Donautal, wo einem dann erst einmal das offene Tal bei Mühlheim empfängt und man dann von Fridingen bis Beuron in das Herzstück des Donautals kommt. Da ist man dann mittendrin im Schwäbisch­en Grand Canyon. Da bekommt man auf einer kompakten Tour über ein verlängert­es Wochenende eine einzigarti­ge Vielfalt an Landschaft­en geboten. Das macht es für das Marketing manchmal etwas schwierige­r, weil wir hier im Donaubergl­and eine breite Palette und Kulisse mit verschiede­nen unterschie­dlichen Landschaft­en haben. Aber gerade das zeichnet uns auch aus und ist eine unserer großen Stärken.

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FOTO: DONAUBERGL­AND GMBH Der Eichfelsen-Panorama-Weg führt auch an Burg Wildenstei­n vorbei.

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