Niederländer liefern Haubitzen, Deutsche bilden aus
Die Ukraine bekommt das modernste Artilleriegeschütz der Welt geliefert
BERLIN - Zum deutschen Unterstützungspaket für die Ukraine gehört neben dem geplanten Panzer-Ringtausch mit Slowenien und der „Gepard“-Lieferung der Industrie eine weitere Zusage: Die Bundeswehr soll ukrainische Soldaten an der Panzerhaubitze 2000 ausbilden. Geliefert werden soll das Artilleriegeschütz, das als eines der modernsten und schlagkräftigsten der Welt gilt, allerdings von den Niederlanden. „Wir entwickeln zusammen mit den Niederlanden ein Projekt, wie wir auch in diesem Bereich etwas voranbringen können“, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei seinem Besuch in Japan. Die Ausbildung ukrainischer Kämpfer auf deutschem Boden wäre eine weitere, neue Stufe der Unterstützung – und nicht ohne Risiko.
Entschieden oder gar konkret geplant ist allerdings noch nichts. „Es gibt im Moment nur einen Prüfauftrag“, sagt ein Sprecher des Heeres. Das Ergebnis soll voraussichtlich in der kommenden Woche vorgelegt werden. Auch die Absprachen mit den Niederländern laufen noch.
Bereits bestätigt hat die Regierung in Den Haag, der Ukraine „eine begrenzte Anzahl“der Panzerhaubitze 2000 zu liefern. Es handelt sich dabei um ein gepanzertes und selbstfahrendes Artilleriegeschütz, das als extrem wendig gilt und unbewegliche Ziele aus 50 Kilometern Entfernung bekämpfen kann.
Medienberichten zufolge soll der Transport Richtung Ukraine binnen eines Monats erfolgen. Die niederländische Verteidigungsministerin
Kajsa Ollongren wies allerdings darauf hin, dass die Ausbildung „Wochen oder sogar Monate“dauern könne.
„Die Panzerhaubitze 2000 ist ein komplexes Waffensystem“, sagt auch General Kai Rohrschneider aus dem Verteidigungsministerium. „Es würde gar keinen Sinn machen, wenn die Niederländer dieses Waffensystem einfach auf einen Tieflader stellen würden, an die ukrainische Grenze fahren und dann holen die Ukrainer sich das ab.“Die Ausbildung sei also von zentraler Bedeutung, und es sei die „ganz feste Absicht“der Bundeswehr, das zu übernehmen. Rohrschneider verwies auf den bestehenden „engen Verbund“von Deutschen und Niederländern. Das Training der Ukrainer dürfte damit größtenteils an der Artillerieschule in IdarOberstein stattfinden, wo auch die Niederländer an der Waffe geschult werden.
Das allerdings sei auch aus Sicherheitsgründen nicht ganz einfach, heißt es bei der Bundeswehr. Schließlich müssten die ukrainischen Soldaten vor Ort besonders geschützt werden. Die Bundeswehr habe seit der Ausbildung der kurdischen Peschmerga, die in Hammelburg für den Kampf gegen den ISTerror geschult wurden, entsprechende Erfahrungen.
Selbst abgeben will die Bundeswehr keine ihrer rund 120 Panzerhaubitzen. Die Niederlande haben nach Angaben des dortigen Verteidigungsministeriums 54 der Artilleriegeschütze, von denen 35 genutzt werden und 19 im Lager stehen. Auch im dortigen Militär stößt die geplante Abgabe allerdings auf Kritik.